Mettmann Digitalisierung wird zum Schulfach

Mettmann · Am Konrad-Heresbach-Gymnasium gibt es das neue Fach ITG. Lehrer haben die Inhalte selbst erarbeitet.

 Jette (11/l.) und Louisa (12) macht der Unterricht mit den neuen Medien viel Spaß. Ein Pilotprojekt am KHG.

Jette (11/l.) und Louisa (12) macht der Unterricht mit den neuen Medien viel Spaß. Ein Pilotprojekt am KHG.

Foto: Stephan Koehlen

Mit dem Slogan "Digital first. Bedenken second", machte die FDP jüngst im Bundestagswahlkampf von sich reden - und erntete nicht nur Zustimmung. Dass sich die digitale Revolution nicht mehr zurückdrehen lässt und ohne Computer und Internet nicht mehr viel funktioniert, kann aber keiner bestreiten. Umso wichtiger ist es, dass Kinder schon früh den Umgang mit den neuen Medien lernen und auch auf Gefahren wie Cybermobbing, Abzocke und Fake News vorbereitet werden.

Das Konrad-Heresbach-Gymnasium geht nun voran und hat zum laufenden Schuljahr das Fach "Informations-Technologische Grundbildung" (ITG) eingeführt. Jeweils für die Klassen 6 und 8 ist es verplichtend, mit einer Wochenstunde das ganze Schuljahr lang. Darin lernen die Kinder vertiefend die Bedienung der wichtigsten Office-Programme, Bildbearbeitung, Audio- und Videoschnitt sowie Webseiten kritisch auf ihre Glaubwürdigkeit hin zu prüfen. Später kommt noch eine Einführung in die Programmierung hinzu und "ganz nebenbei" fallen noch eine Menge Hintergrundwissen und praktische Alltagslösungen an.

"Die Kinder können vermeintlich viel am Rechner, sie sind schnell mit dem Klicken", erzählt Informatiklehrer Andreas Ehrhard. "Aber bei spezielleren Aufgaben oder der Frage nach dem Grund ist es vorbei". Deshalb sei das neue Fach ITG absolut sinnvoll. Die Kinder wachsen heute mit Computern, Smartphones und Internet auf, aber sie sind mehr "User". Eine strukturierte Ausbildung in bestimmten Programmen oder die technischen Hintergründe werden ihnen im Elternhaus nicht vermittelt. "Es gibt unterschiedliche Elternhäuser und unterschiedliche Vorbildungen", sagt Schulleiter Horst Knoblich. Deshalb sei es sinnvoll gewesen, die Fertigkeiten, die in Leben, Studium und Beruf gefordert werden, in einem eigenen Unterrichtsfach zu bündeln.

Durch ITG werden zudem auch alle anderen Fächer entlastet. Wenn etwa im Fach Englisch mit Original-Filmausschnitten gearbeitet werden soll, kennen die Schüler das Videoschnittprogramm schon aus dem ITG-Unterricht.

Derzeit gehören fünf Lehrkräfte zum ITG-Team, die zuammen elf Fächer abdecken - eben nicht nur Informatiker, wie Andreas Ehrhard betont. Als Auch-Musiklehrer könne er zum Beispiel im Musikunterricht auf das Audioprogramm "Audacity" zurückgreifen. Da weder ITG noch Informatik reguläre Fächer nach dem Landesschulgesetz sind, hat die Fachkonferenz ITG am KHG das gesamte Unterrichtsmaterial selbst entwickelt.

Wie das aussieht, zeigt ein Blick in den Computerraum. Die Schüler verteilen sich ruhig an ihre Plätze und melden sich routiniert an ihren Rechnern an.

Das Aufgabenblatt für die aktuelle Stunde liegt im System als Word-Dokument vor. Heute geht es um Komprimierung. Warum verkleinert man eigentlich Dateien? Zur Veranschaulichung hält Andreas Ehrhard ein beschriebenes DIN-A4-Blatt hoch. Wenn man es zweimal faltet, passt es in einen kleinen Briefumschlag, der weniger Porto kostet.

Aber es entstehen auch Schäden, nämlich die beiden Knicke. Mit einem Lied aus der "Sesamstraße" probieren die Schüler aus, wie Audiodateien klingen, wenn man sie um das Zehnfache komprimiert. "Dann merken sie, dass sich den teuren Extra-Speicher für ihren MP3-Player sparen könnten, wenn sie den Regler einfach mal auf 64 kbit/s stellen würden", sagt Andreas Ehrhard.

(tpp)
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