Mettmann/Hilden Diesel-Debatte verunsichert die Käufer

Mettmann/Hilden · Neuwagenkäufer sind ratlos. Der Selbstzünder kommt aus der Mode. Es fehlt eine überzeugende Alternative.

 Bei Autoschauen in den Innenstädten wie hier in Wülfrath zeigen die lokalen Händler ihre neuen Modelle. Modelle mit Diesel-Antrieb stehen bei privaten Käufern derzeit nicht sehr hoch im Kurs.

Bei Autoschauen in den Innenstädten wie hier in Wülfrath zeigen die lokalen Händler ihre neuen Modelle. Modelle mit Diesel-Antrieb stehen bei privaten Käufern derzeit nicht sehr hoch im Kurs.

Foto: Dietrich Janicki

Bis vor Kurzem war der Selbstzünder ein Selbstläufer. Nun rangiert der Diesel unter der Rubrik "Auslaufmodell". Das hat eine Umfrage dieser Zeitung bei spontan ausgewählten Autohäusern der Region ergeben.

Der Trend geht quer durch alle Marken, vom Kleinwagen bis zur Luxuskarosse. Wenn jetzt der ADAC vom Kauf eines dieselgetriebenen Fahrzeugs abrät, gräbt sich das tief in das Gedächtnis der Kunden ein. Ein leitender Mitarbeiter von Audi in Mettmann beziffert den Umsatzrückgang bei Dieselautos auf rund sechs Prozent. Und beschreibt damit einen Schwund, den auch die Konkurrenz bemerkt.

"Vor allem Privatkunden lieben den Diesel nicht mehr", sagt Rolf Hetzel, Verkaufsleiter der Schiefer Gruppe mit Hauptsitz in Hilden, die von Ford über Volvo, Hyundai bis hin zu Renault und Dacia gleich einen ganzen Strauß von Automarken vertritt. Den Einkäufern großer Dienstwagenflotten sei die Diesel-Diskussion ziemlich egal. Da zählen noch die alten Tugenden wie Sparsamkeit im Verbrauch und Robustheit unter Haube.

Doch Bürger, die für ihr nächstes Auto lange gespart haben, in der Umgebung großer Städte wohnen und daher Arbeitswege von 50 Kilometern und mehr pro Strecke zurücklegen müssen, die stehen einigermaßen ratlos vor der Kaufentscheidung. Wenn ausgerechnet Zielstädte wie Düsseldorf, Essen oder Köln darüber nachdenken, selbst moderne Dieselfahrzeuge auszusperren, dann kommt ein Heizöl-Ferrari nicht in Frage.

"Im vergangenen Jahr hatte ich zu diesem Zeitpunkt 40 bis 45 Diesel-Neuwagen verkauft, jetzt sind es fünf bis sechs", beziffert Geschäftsführer Bernd Herring von Citroën und Mitsubishi in Wülfrath das Diesel-Drama in drastischen Zahlen. "Die Käufer sind einfach verunsichert - denn ihnen werden keine echten Alternativen angeboten", klagt Herring. Die spontane Ausweichlösung - das ist im Moment ein Benzin-Modell, das man aber deutlich kürzer halten möchte als den dieselnden Vorgänger. Zwei, vielleicht drei Jahre lang. Ein durch Gas angetriebenes Fahrzeug sei immer noch eine Spezialität, etwas für Experten. Elektrofahrzeuge oder Hybrid-Fahrzeuge mit Verbrennungs- und Elektromotor? Da sagen alle Verkäufer: "Trotz der staatlichen Förderung sind die Preise derzeit noch viel zu hoch." Außerdem wolle kaum ein Privatmann jetzt viel Geld in eine Technik investieren, die in fünf Jahren längst veraltet ist und den Wiederverkaufswert des Fahrzeugs drückt. Der Mann von Audi in Mettmann hofft auf einen Durchbruch bei der Wasserstoff-Technologie. Doch auch die setzt voraus, dass Tankstellen rasch nachgerüstet werden. Kunden fragen mehr Benziner als Diesel nach, berichtet auch Michael Niebel, Geschäftsführer von Brandenburg (BMW und Mini). Das Autohaus ist in Düsseldorf, Hilden, Mettmann und Dormagen vertreten. "Früher haben wir 75 Prozent Diesel verkauft, jetzt sind es 65 Prozent", schätzt Niebel: "Wir haben aber noch keine Umsatzverluste." Der Geschäftsführer rät verunsicherten Kunden, ihren neuen Diesel zu leasen, damit sich der Wertverlust in überschaubaren Grenzen halten lässt.

(RP)
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