Kreis Mettmann Die Rübenmaus kann Berge versetzen

Kreis Mettmann · Die Zuckerrübenernte läuft auf Hochtouren. Die Zwischenbilanz ist im Kreis Mettmann trotz anderer Prognosen positiv.

 Die Rübenmaus von Landwirt Claus Comberg hat mit 300.000 Euro einen stolzen Preis. Mit ihr wird ein Lkw in sechs Minuten mit 27 Tonnen befüllt.

Die Rübenmaus von Landwirt Claus Comberg hat mit 300.000 Euro einen stolzen Preis. Mit ihr wird ein Lkw in sechs Minuten mit 27 Tonnen befüllt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Was ein umtriebiger Bauer ist, der hat niemals Pause. Eben saß Claus Comberg noch auf seinem gelben Tiger und drosch Getreide. Jetzt ist der Landwirt auf der Rübenmaus unterwegs. Wie der Name des Gefährtes vermuten lässt, werden damit Zuckerrüben geerntet. "In Mettmann haben wir richtig gute Erträge", lautet seine Zwischenbilanz. Seit Mitte September sausen er und Team über die Äcker, "das Wetter spielt ganz gut mit" und bedingt durch die Bodenverhältnisse - bei eher sandigen Böden wie in Langenfeld sieht die Sache ganz anders aus - ist bislang "alles im grünen Bereich".

Die Rübenmaus, ein niedlich klingendes Fahrzeug zum Preis von um die 300.000 Euro, hat eine Auslage von mehr als zehn Metern. Das hoch technisierte Ding braucht sechs Minuten, um eine Lkw-Ladung von etwa 27 Tonnen zu befüllen. "Und dann geht es ab in die Zuckerfabrik." 18 Lkw sind hier im Einsatz.

Vom Wetter ist abhängig, ob Claus Comberg und Kollegen bereits im Dezember oder Anfang Januar die Rübenernte abhaken können. Und um diesen Zeitplan einzuhalten, "muss auch abends gearbeitet werden". Trotz aller Bemühungen lässt es sich dabei nicht vermeiden, auch mal abends Lärm zu machen. "Das klappert halt immer, wenn die ersten Rüben fallen."

"Nichts Spektakuläres" weiß Martin Dahlmann, Chef der hiesigen Kreisbauernschaft zu vermelden. Allerdings verweist der Landwirt darauf, dass die Ernteerträge vom Vorjahr weder zu erreichen, geschweige denn zu toppen sind. Zwar kam im Verlauf des trockenen Sommers "der Regen dann doch noch zur rechten Zeit". Für die Rekordergebnisse des Vorjahres reicht das aber nicht. Und auch der Rheinische Landwirtschaftsverband (LRV) schränkt zu hohe Erwartungen ein.

Denn erstens ist die diesjährige Kampagne im Vergleich zu den Vorjahren relativ kurz. Sie ist nicht nur eine Woche früher als sonst gestartet, heißt es dazu von offizieller Seite, sondern wird auch früher enden. "Ursachen für die kürzere Kampagne sind die wechselhafte sowie nicht immer wachstumsfördernde Witterung und die deutliche Anbaueinschränkung um 15 Prozent." Die Anbaureduzierung sei notwendig gewesen, weil im Rekordjahr 2014 sehr viel Rübenzucker auf den Feldern heranwuchs, der bislang noch nicht vollständig vermarktet werden konnte. Statt Mitte Januar werde die Kampagne diesmal bereits kurz vor Silvester enden, heißt es seitens des RLV.

Aber trotz der Einschränkungen wird eine "recht gute" Ernte erwarten. In Zahlen formuliert heißt das: Es ist mit einem Durchschnittsertrag von 76 Tonnen pro Hektar zu rechnen. Damit liege der Ertrag knapp 13 Tonnen unter dem Durchschnittsertrag des Vorjahres. Die Zuckergehalte liegen ebenfalls auf durchschnittlichem Niveau, nämlich bei 17 Prozent. So weit, so gut. Dickster Wermutstropfen sind die Preise, wie Martin Dahlmann weiß. Rübenanbauer und Zuckerindustrie hadern zurzeit mit einem äußerst niedrigen Zuckerpreis, bestätigt auch der RLV. Seit Sommer 2013 gibt es einen Preisverfall von über 40 Prozent beim EU-Weißzucker und seit einem halben Jahr verharrt der Preis auf einem Allzeittief. "Ein Ende der Preissituation ist derzeit nicht absehbar." Der Preisverfall und der verschärfte Wettbewerb auf dem Zuckermarkt dürften dabei schon jetzt die Vorboten für die im September 2017 endende Quotenregelung beim Zucker sein, so der Verband.

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