WÜlfrath Der Name Tedrive verschwindet

WÜlfrath · Aus dem Hersteller für Lenkungen wird nun die Knorr-Bremse Steering Systems.

 Auf dieser Archivaufnahme ist der Eingang zum Werksgelände zu sehen. Die Geschichte des Werks reicht bis in das Jahr 1924 zurück.

Auf dieser Archivaufnahme ist der Eingang zum Werksgelände zu sehen. Die Geschichte des Werks reicht bis in das Jahr 1924 zurück.

Foto: D. Janicki

Erst Ford, dann Tedrive und seit vergangenem September Knorr-Bremse. Erst 600 Mitarbeiter, dann die Insolvenz und die Kündigung von fast 300 Mitarbeitern. Die Geschichte des Werks in Wülfrath ist - vorsichtig formuliert - sehr wechselhaft. Vor einem Jahr wurde Tedrive an die Knorr-Bremse AG mit Sitz in München verkauft. Im September wurde die Transaktion - der Kaufpreis blieb nach wie vor geheim - von den Kartellbehörden freigegeben.

Knorr Bremse hat mit dem ehemaligen Unternehmen Tedrive viel vor. Nur der Name wird nach und nach verschwinden. Durch die Übernahme des Herstellers für Fahrzeuglenkungen hat Knorr-Bremse sein Produktangebot um Lenksysteme ergänzt. Vor wenigen Tagen wurde der Wechsel bei den Lenksystemen für Autos und Lkw auch offiziell vollzogen. Die "Knorr-Bremse Steering Systems" hat nun das ehemalige "Tedrive Steering" abgelöst. Weil man in internationalen Unternehmen gerne englische Namen benutzt, wird es jetzt "Center of Competence" für Lenksysteme genannt und nennt sich offiziell "Knorr-Bremse Steering Systems".

Mit dem Erwerb von Tedrive hatte Knorr-Bremse im Sommer des vergangenen Jahres begonnen. "Auf dem Weg zum hochautomatisierten Fahren ist die ganzheitliche Betrachtung des Systemverbunds Bremse/Lenkung ein wesentlicher Faktor", sagt Peter Laier, Mitglied des Vorstands der Knorr-Bremse AG und verantwortlich für das Ressort Systeme für Nutzfahrzeuge. Damit sei Knorr-Bremse als derzeit einziger Anbieter in der Lage, neben der Längs- auch die Querdynamik aktiv zu beeinflussen - etwa, um den Lkw automatisch in seiner Spur zu halten oder an einer Gefahrenstelle auch in einer Extremsituation auf der Straße vorbeizulenken.

Die sogenannte "iHSA-Technologie (intelligent Hydraulic Steering Assist) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Dabei handelt es sich um ein speziell auf die Anforderungen des automatisierten Fahrens hin entwickeltes hydraulisches Lenksystem mit elektronischer Ansteuerung für Lkw. Als Lenksystemkomplettanbieter beherrsche Knorr-Bremse Steering Systems die Fertigung von Lenkungen über alle Fahrzeugsegmente und Achslasten hinweg. Die Lenkungen kommen zum Einsatz in Bussen und in schweren Nutzfahrzeugen, aber auch im Sonderfahrzeugbau, in SUVs und in Autos bis hin zum Rennsport, wo Knorr-Bremse Steering Systems fast alle Fahrer der FIA European Truck Racing Championship ausrüstet.

In weniger als zwölf Monaten habe man die Produktions- und Vertriebsabläufe integrieren können. "Es folgt in den kommenden Wochen noch der Umzug der IT-Infrastruktur und des WebAuftritts", erklärt Bernd Spies, Vorsitzender der Geschäftsführung der Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge GmbH.

Das Unternehmen Tedrive ist in den vergangenen Jahren immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Viele Mitarbeiter des Wülfrather Werks haben dort schon gearbeitet, als es noch Ford hieß. Im Jahr 2008 schockte die Firma mit der Ankündigung, im Wülfrather Tedrive Werk innerhalb von zwei Jahren 280 von damals 660 Arbeitsplätzen abzubauen. Als Grund wurde damals die Krise in der Automobilindustrie genannt, die für einen Umsatzeinbruch von bis zu 50 Prozent sorgte. Sogar die Bürgermeisterin schaltete sich in die Debatte ein. Dem Vernehmen nach soll einem damaligen Betriebsratsmitglied die Fensterscheibe eingeworfen worden sein. Es ging hoch her, nun sieht es so aus, als sei Ruhe eingekehrt im Werk.

(RP)
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