Mettmann "Check-up 35" zur Gesundheitsvorsorge

Mettmann · Sechs Leistungen beinhaltet die kostenlose Untersuchung für Patienten ab 35 Jahren. Zu wenig, meinen viele Ärzte.

 Wichtige Untersuchungen wie ein Ultraschall der Schilddrüse sind nicht im kostenlosen "Check-up 35" für gesetzlich Krankenversicherte enthalten.

Wichtige Untersuchungen wie ein Ultraschall der Schilddrüse sind nicht im kostenlosen "Check-up 35" für gesetzlich Krankenversicherte enthalten.

Foto: DJ

Alle zwei Jahre können sich gesetzlich Krankenversicherte ab 35 kostenlos untersuchen lassen. Mit dem "Check-up 35" soll das frühe Erkennen von Krankheiten, insbesondere von Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen sowie der Zuckerkrankheit möglich sein. Das klingt zunächst nach einem All-inclusive Paket für gesetzlich Versicherte. "Für mich fehlen aber einige wichtige Untersuchungen", sagt Thomas Nasse, Allgemeinmediziner aus Mettmann, und teilt damit die Meinung vieler Ärzte.

Die Zahlen des wissenschaftlichen Instituts "WIdO" der AOK bestätigen dies: Etwa jeder dritte Patient bekommt von seinem Arzt regelmäßig die sogenannten "iGeL" angeboten. Von "A" wie Akupunktur bis "U" wie Ultraschall reicht die Angebotspalette dieser "individuellen Gesundheitsleistungen". Und weil auf ein Angebot meist auch ein Zuschlag folgt, nahmen allein im vergangenen Jahr 75 Prozent dieser Patienten "iGeL" an. Mehr als 1,3 Milliarden Euro kommen jährlich für die Kassen zusammen, die Patienten eigenhändig investieren für eine lückenlose Gesundheitsprävention investieren. Denn der eigentliche Check-up deckt nur Grundlegendes in drei Phasen ab.

In der Anamnese wird zunächst die Krankengeschichte erhoben. Der Arzt erfragt dort eigene und familiäre Vorerkrankungen und Beschwerden. Es folgt die körperliche Untersuchung "mit allen Sinnen", so Nasse. Schiefstände sehen, Knoten fühlen, den Herzschlag hören - das alles gewährleiste eine gute Diagnose. Blutzucker und Cholesterin werden im Labor ermittelt, außerdem wird der Urin untersucht. Im dritten Teil folgt die Befundmitteilung. Liegt eine Erkrankung vor, übernimmt die Krankenkasse die weitere Behandlung. Gibt es keine Auffälligkeiten, muss der Patient seine weitere Vorsorge über "iGeL" selbst finanzieren. "EKG, Lungenfunktion und Leberwerte sind heutzutage essenziell", sagt Thomas Nasse. Deswegen hat er die "Check-up"-Leistungen aufgestockt: Ohne Zusatzgebühren können Patienten zum Beispiel eine Elektrokardiographie (EKG) anfertigen oder den Leber- und Nierenausscheidungswert testen lassen. Auch Ultraschalle nennt er als Maßnahmen, die enthalten sein sollten. Hautkrebsvorsorge etwa übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen erst ab dem 35. Lebensjahr, Krebsvorsorge bei Männern ab 45. Festzuhalten ist aus ökonomischer Sicht, dass eine breite Prävention Vorteile für alle bieten könnte: Patienten hätten Gewissheit, Ärzte könnten Krankheiten früher erkennen. Und selbst für Krankenkassen dürfte es günstiger sein, mehr sinnvolle Leistungen anzubieten, als einen kranken Patienten über Jahre zu versorgen. Was bleibt, sind die "iGeL". Doch hier ist Vorsicht geboten. Damit Beratung nach medizinischem Bedarf - nicht nach Einkommen - funktioniert, sollten sich Patienten über Nutzen und Kosten gut informieren.

(ball)
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