Mettmann Blutspendezentrum schlägt Alarm

Mettmann · Immer weniger Menschen spenden Blut: Die Zahlen sind schon seit Jahren rückläufig, die kritische Marke ist erreicht.

 Blut zu spenden, ist in der Gesellschaft längst nicht mehr so selbstverständlich. Das DRK-Blutspendezentrum klagt seit Jahren über deutlich sinkende Zahlen - und die Ferienzeiten sind besonders kritisch.

Blut zu spenden, ist in der Gesellschaft längst nicht mehr so selbstverständlich. Das DRK-Blutspendezentrum klagt seit Jahren über deutlich sinkende Zahlen - und die Ferienzeiten sind besonders kritisch.

Foto: DRK

"Das Spendeverhalten ist seit zwei, drei Jahren rückläufig", beobachtet Heinz Kapschak. Weil das so ist, "wurden die Terminstrukturen geändert". Dazu wurden Schließungen vorgenommen, die DRK-Adresse in Hösel gibt es "seit Jahren nicht mehr", die in Tiefenbroich und Homberg sind seit 2015 zu. "Wir konzentrieren uns ganz auf Ratingen Mitte und Lintorf."

Für die rückläufigen Zahlen weiß der DRK-Mitarbeiter einen plausiblen Grund: "Das hat mit der Altersstruktur der Bürger zu tun." Seit etwa 60 Jahren kann in Nordrhein-Westfalen Blut gespendet werden. Die Gernegeber der ersten Generation sind nun in die Jahre gekommen. "Rein theoretisch könnte auch die 90-Jährige noch spenden." Aber wie viele Golden Ager gibt es, die in dieser Lebensphase so kerngesund sind, nicht regelmäßig rezeptpflichtige Medikamente einnehmen zu müssen? Und wer das tut, dessen rotes Lebenselixier kann nicht für andere genutzt werden.

Kurzum: Neue Blutspender werden dringend gesucht. Eine Million Blutspenden werden im Jahr benötigt. "Unser Ziel im Blutspendezentrum West ist es, die Krankenhäuser alle drei Tage beliefern zu können." Der Typ 0 negativ ist salopp gesprochen dabei so etwas wie ein Alleskönner, weil universell einsetzbar. Der Typ AB negativ hingegen ist eine Rarität. Optimalerweise gibt es immer Blutkonserven aller Typen.

Zwar wird inzwischen weniger Blut als bislang bei Operationen (OP) benötigt. Möglich macht das das "Patient Blood Management" (PBM). Im Rahmen des vor zwei Jahren etablierten Verfahrens (das DRK ist am Projekt beteiligt) wurden neue Röhrchen entwickelt, mit denen dem Patienten für die Laboruntersuchungen nur noch halb so viel Blut abgenommen wird wie bisher. So würden den Patienten 2000 Liter Blut im Jahr weniger abgenommen und 2000 Kilo hochinfektiösen Abfalls weniger anfallen, so Kapschak. Aber nicht jede OP ist geplant, Konserven sind Lebensretter, zum Beispiel bei Unfällen, die Bluttransfusionen notwendig machen.

Um neue Kandidaten zu finden, die gern von ihrem Lebenssaft geben, wird massiv die Werbetrommel gerührt. Unter dem Motto "Mut-Spender" wurde zum Beispiel eine Kampagne gestartet, bei der Dortmund-Coach Jürgen Klopp, Schalke-Kicker Julian Draxler, der Leverkusener Fußballspieler Stefan Kießling und andere prominente Sportler den Aderlass vormachen. "Fußballer sind absolute Vorbilder. Mit dieser Aktion spenden wir nicht nur unser Blut, sondern verschaffen dem Thema Gehör, um so vielen kranken Menschen zu helfen", wird Ex-Fußballprofi Christoph Metzelder auf der DRK-Homepage zitiert.

Einen "monetären Anreiz", also Geld, gibt es dafür beim DRK nicht, was übrigens an Uni-Kliniken wie in Düsseldorf anders gehandhabt wird. Dafür bietet das Blutspendezentrum West in Breitscheid eine dauerhafte Überwachung bestimmter Parameter. "Wir erstellen zwar kein großes Blutbild. Wir überprüfen dafür gezielt auf Hepatitis, Ringelröteln, Syphilis, HIV, Parvo B 19 und bestimmen die Blutgruppe." Sobald einer der Werte auffällig ist, wird der Proband informiert. Für diese Art der Gesundheitsüberwachung würden beim Hausarzt teure Honorare anfallen. Blut spenden kann jeder gesunde Mensch ab 18 Jahren, der mindestens 50 Kilogramm auf die Waage bringt. Mit Anmeldung, Untersuchung und Blutabnahme sollte man eine gute Stunde einplanen.

(RP)
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