Analyse Benninghof ist eine gute Lösung

Mettmann · Die Evangelische Stiftung Hephata geht davon aus, dass die Stadt Mettmann eine Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Benninghof als nicht erforderlich ansieht. Dieser Eindruck ist falsch.

 Genug Platz für Flüchtlinge: Das Hauptgebäude auf dem Benninghof steht seit Jahren leer. Die Stadt Mettmann sucht händeringend Wohnraum und hat einen "Bettelbrief" an Hephata verfasst.

Genug Platz für Flüchtlinge: Das Hauptgebäude auf dem Benninghof steht seit Jahren leer. Die Stadt Mettmann sucht händeringend Wohnraum und hat einen "Bettelbrief" an Hephata verfasst.

Foto: Dietrich Janicki

Die Evangelische Stiftung Hephata mit Sitz in Mönchengladbach teilte gestern mit, dass sie nichts dagegen hat, wenn das Hauptgebäude als Flüchtlingsunterkunft genutzt werde. Allerdings, so ein Sprecher, würden die Stadt Mettmann und das Land eine Nutzung als Unterkunft derzeit als nicht erforderlich ansehen.

Hintergrund: Seit Jahren wohnen keine Menschen mehr mit Handicap im großen Hauptgebäude auf dem Benninghof. Es steht leer und ist denkmalgeschützt.

Laut Dieter Kalesse, Abteilungsleiter Kommunikation der Hephata, sei am 7. Januar in einem Gespräch zwischen Bürgermeister Dinkelmann und Hephata einvernehmlich festgestellt worden, dass eine Inbetriebnahme dieses Gebäudes nur dann infrage komme, wenn dort auch eine entsprechend große Zahl von Flüchtlingen Aufnahme finde. Deshalb, so Kalesse, sei dort nur der Betrieb einer größeren, regulären, zentralen Unterbringungseinrichtung vorstellbar - mit zentraler Ver- und Entsorgung, zentraler Bewirtschaftung, fachlicher Betreuung sowie dem Angebot einer angemessenen Tagesstruktur.

Dies umso mehr, als zwar das Hauptgebäude, nicht aber die Liegenschaft Benninghof leer stehe. "Täglich werden dort mehr als 400 Menschen mit Behinderung betreut in den Hephata-Werkstätten, der Gärtnerei, der Hans-Helmich-Schule sowie in den Angeboten der Hephata-Jugendhilfe für Kinder und Jugendliche mit extrem hohem Betreuungsbedarf", sagt Kalesse. In der Nachbarschaft dieser Menschen, deren Assistenz und Schutz die Stiftung Hephata gewidmet ist, verböten sich "provisorische Lösungen".

Einer Nutzungsänderung vorauszugehen hätte die Prüfung der grundsätzlichen Eignung des Gebäudes für den angedachten Zweck, vor allem unter Berücksichtigung der im Gebäude vorhandenen Infrastruktur (Sanitäranlagen, Elektrik etc), der Erfordernisse des Denkmalschutzes sowie des Brandschutzes. Bislang hätten weder das Land Nordrhein-Westfalen noch die Stadt Mettmann darum gebeten, eine solche belastbare Prüfung überhaupt vorzunehmen. Die Stiftung geht deshalb davon aus, dass eine Nutzung des Gebäudes als zentrale Unterbringungseinrichtung derzeit noch nicht als erforderlich angesehen werde.

Die Argumentation der Hephata ist nicht nachvollziehbar:

1. Die Stadt Mettmann sucht nach eigener Aussage dringend Wohnraum für mindestens 150 Flüchtlinge. 350 Flüchtlinge werden in diesem Jahr in Mettmann erwartet.

2. Eine zentrale Ver- und Entsorgung, zentrale Bewirtschaftung und fachliche Betreuung gibt es in dieser Form in keiner städtischen Unterkunft.

Die ist auch nicht nötig, weil die bisherige Handhabung (Ehrenamtler, Caritas, Sozialamt) funktioniert. Außerdem gibt es auf dem Benninghof eine große Mensa plus Küche etc. Von einer provisorischen Lösung kann also keine Rede sein.

3. Berührungsängste zwischen Flüchtlingen und Behinderten werden von der Hephata konstruiert. Entspricht im Übrigen auch nicht dem Grundsatz und der Forderung der Inklusion.

4. In dem Hauptgebäude haben immer wieder Menschen gelebt. Sanitäranlagen und Elektrik sind vorhanden und in einem guten Zustand.

5. Eine menschenwürdige Unterbringung ist auf dem Benninghof möglich. Es müssten keine Container auf dem Sportplatz an der Gruitener Straße gebaut werden.

6. Wie die Hephata einräumt, wohnen bereits Familien und minderjährige unbegleitete Flüchtlinge auf dem Benninghof. Ohne jegliche Probleme.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort