Mettmann Archäologin begleitet die Bauarbeiten

Mettmann · In den Gräben der Versorgungsleitungen der Mettmanner Innenstadt sind historische Überreste gefunden worden.

 Auch wenn schon zahlreiche Leitungen im Boden liegen, kann es passieren, dass Bodenverfärbungen, Keramik oder Mauerstücke von historischer Aussagekraft entdeckt werden.

Auch wenn schon zahlreiche Leitungen im Boden liegen, kann es passieren, dass Bodenverfärbungen, Keramik oder Mauerstücke von historischer Aussagekraft entdeckt werden.

Foto: Dietrich Janicki

Die Stadt Mettmann soll, beziehungsweise muss, aus den Fehlern der Vergangenheit lernen: Ohne eine archäologische Begleitung und Überwachung läuft nichts mehr bei den derzeitigen Erd- und Umgestaltungsarbeiten in der Fußgängerzone. Der Grund: Die gesamte Innenstadt gilt als Bodendenkmal. Überall dort, wo im Boden ein Loch gegraben wird, könnten Zeugnisse der Vergangenheit zutage kommen. Immerhin ist die Altstadt seit mindestens 1111 Jahren ein Siedlungsort.

Premiere: Die Stadt musste vor der Umgestaltung der Innenstadt einen Erlaubnisantrag bei der Unteren Denkmalbehörde stellen. Sie sitzt im Rathaus. "Bislang lagen keinerlei Erfahrungen mit derartigen Anträgen vor", gibt Stephan Kopp, Abteilungsleiter Bauen bei der Stadtverwaltung, zu. In diesem Verfahren wurde die Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland beteiligt. Die Fachleute gaben die Erlaubnis unter der Voraussetzung, dass die Arbeiten von Archäologen begleitet werden. Die Stadt trägt die Kosten dieser Aufsicht und sorgt dafür, dass die fachgerechte archäologische Untersuchung, Bergung und Dokumentation auftretender Befunde und Funde gewährleistet ist.

Soweit so gut: Die Arbeiten hatten schon begonnen, als das Amt für Bodendenkmalpflege plötzlich auf der Matte stand, und die Bauaktivitäten stoppen wollte, falls nicht noch am gleichen Tage die Auflagen eingehalten würden. Was war geschehen: Die Stadtverwaltung ging davon aus, dass die archäologischen Auflagen nur bei der Neugestaltung der Innenstadt, also bei einer neuen Pflasterung greifen würden. Dafür muss der gesamte Straßenbereich aufgenommen werden. "Wir haben angenommen, dass die Gräben, in denen die neuen Versorgungsleitungen verlegt werden, archäologisch uninteressant sind, weil es sich bei diesen Gräben um gestörten Boden handelt", sagt Kopp. Denn diese Flächen sind im Laufe der Jahre immer wieder geöffnet worden, um dort Versorgungsleitungen zu verlegen. Doch wie wichtig auch dort eine archäologische Begleitung ist, hat sich bereits gezeigt: In der Mühlenstraße entdeckte die Archäologin zwei Bruchsteinmauern, die vermutlich Grundmauern eines alten Hauses sind. Diese Überreste wurden aufgenommen, fotografiert und dokumentiert. An der Schäfergruppe legten die Bauarbeiter Reste einer Abfallgrube aus dem 17. oder 18. Jahrhundert frei. Neben Glas und Keramik wurden vermutlich tierische Knochen gefunden. Auch hier wurde die Archäologin aktiv und sicherte die Zeugnisse. Die Kosten für die archäologische Begleitung werden von der Stadt auf 70 000 bis 100 000 Euro geschätzt. In diesen Kosten, so Kopp, sind allerdings noch nicht die Aufwendungen enthalten, die bei den ausführenden Unternehmen entstehen können, wenn die Baustelle aufgrund größerer Funde gestoppt werden müsste.

(RP)
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