Serie Franzosen In Meerbusch Zwischen Napoleon und Bismarck

Meerbusch · Renée Gualano-Bocklage stammt aus dem Elsass, lebt mit ihrem deutschen Mann in Osterath und ist Vorstand der deutsch-französischen Wirtschaftsvereinigung "Club des Affaires".

 In der einen Hand Napoleon, in der anderen Bismarck: Die beiden stellen für Renée Gualano-Bocklage eine perfekte Symbolik auch ihres Lebens dar.

In der einen Hand Napoleon, in der anderen Bismarck: Die beiden stellen für Renée Gualano-Bocklage eine perfekte Symbolik auch ihres Lebens dar.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der Fund zweier Büsten auf einem Düsseldorfer Trödelmarkt entzückte Renée Gualano-Bocklage: "Napoleon und Bismarck, das war für mich eine perfekte Symbolik." Seit Jahrzehnten begleiten sie die ehrwürdigen Herren von Schreibtisch zu Schreibtisch.

Fast so lange, wie die Elsässerin in Deutschland lebt. Ihren ersten Job nach dem Studium hatte Renée Gualano-Bocklage bei einer großen Düsseldorfer Kanzlei für Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung. Schon damals wohnte sie in Meerbusch. Die Arbeit war interessant und gefiel ihr gut. Nach fünf Jahren strebte sie dennoch eine Veränderung an und wechselte in die neu gegründete Pariser Niederlassung. Um sehr schnell zu erkennen: "Die Metropole war nichts für mich, zu viele Menschen, zu viel Hektik, zu anstrengend das Leben." Also lieber wieder zurück nach Düsseldorf: "Und diesmal für immer!"

Als ihre Kanzlei nach Berlin zog, machte sich Renée Gualano-Bocklage selbstständig. Sie beriet französische Firmen, die in Deutschland ansässig werden oder ihre Produkte hier verkaufen wollten. So erfolgreich, dass sie ein zweites Büro in Frankfurt gründete. Bis eine Krankheit sie ausbremste und sie aus Vernunftgründen zurücksteckte. Sie wurde gesund, mochte sich aber dem alten Rhythmus nicht mehr unterordnen - und machte aus einer ehrenamtlichen Mitarbeit ein Engagement, das sie befriedigt und auslastet: Renée Gualano-Bocklage ist Vorstand der deutsch-französischen Wirtschaftsvereinigung "Club des Affaires". Sie organisiert die regelmäßigen Treffen, lädt Referenten ein, plant Aktivitäten zwischen beiden Ländern. "Wir bauen eine Brücke für die Wirtschaft", beschreibt sie. Die Mitglieder rekrutieren sich hauptsächlich aus Managern in deutschen Niederlassungen französischer Firmen oder deutschen Managern, deren Unternehmen Filialen in Frankreich haben. "Das sind mehr, als man denkt", weiß sie und erzählt, dass der kultige Thermomix von Vorwerk in Frankreich produziert wird, für ganz Europa.

Der Austausch im Club ist lebhaft. Momentan verfolgt die temperamentvolle Netzwerkerin den Plan, Frankreichs Präsidenten Emanuel Macron nach Düsseldorf zu holen: "Wenn man es nicht versucht, erreicht man auch nichts. Mehr als eine Absage kann es ja nicht geben."

Grenzgängerin ist sie seit ihrer Jugend. Der Vater, Abkömmling italienischer Einwanderer, aus Südfrankreich, die Mutter aus dem Elsass. Renée beherrschte früh die deutsche Sprache, neben ihrem heimatlichen Dialekt. "Den musste auch mein Vater lernen. Dafür brachte er den Elsässern das Petanque-Spiel bei. Sprachen fördern die Verständigung, doch dafür braucht es einen guten Willen."

Renée Gualano-Bocklage ist seit 2012 mit einem deutschen Zahnarzt verheiratet, der zu ihr nach Osterath zog. "Er war schon immer frankophil, hat sogar ein Diplom in Implantologie in Frankreich." Dennoch hätte eine deutsch-französische Ehe auch so ihre Tücken, da sei ihre nicht die einzige: "Ich mag es, wenn berufliche Strukturen klar definiert sind. Aber im Privatleben brauche ich das nicht, darf es gern lässiger und spontaner zugehen."

(RP)
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