Meerbusch Wirbel um angebliches Jobangebot für Meerbuscher Dezernenten

Meerbusch · Just Gérard hat Signale von Politikern, dass er nicht wiedergewählt wird. Jetzt sagt der Meerbuscher Dezernent unserer Redaktion, dass er von Investor Soliman einen Job in Aussicht gestellt bekommen habe.

 Dezernent Just Gérard vor Haus Meer.

Dezernent Just Gérard vor Haus Meer.

Foto: Ulli Dackweiler

Es war ein fast beiläufig ausgesprochener Satz, den Dezernent Just Gérard im jüngsten Kulturausschuss fallen ließ. Mit Bezug auf das 850 Jahre Klosterareal Haus Meer, für das sich ein neuer Investor gefunden hat, sagte Gérard vor Politikern: "Ich werde stark involviert sein und auch in zukünftigen Jahren hier berichten." Bei manchem Kulturpolitiker muss dies für Verwunderung gesorgt haben, denn Gérard, dessen Wahlperiode 2016 endet, hat von der Politik Signale bekommen, dass er wohl nicht erneut gewählt wird. Der 57-Jährige will sich zwar zur Wiederwahl stellen, entwickelt aber berufliche Alternativpläne. Er wolle sich in einem Seminar als Sachverständiger in Grundstücksfragen zertifizieren lassen. Ein erstes berufliches Betätigungsfeld soll ihm bereits in Aussicht gestellt worden sein: "Es gibt die Anfrage von Peter Soliman, ob ich für ihn als Berater tätig sein will", sagt Gérard auf Anfrage. Der Vorschlag sei gewesen, dass er als "Steuerer" für das Projekt Haus Meer tätig sein könnte. Gérard sagt, er könne sich das gut vorstellen, habe aber noch nicht zugesagt.

Bei einem Termin auf dem Klosterareal am 25. August hatte wiederum Gérard im Beisein unserer Redaktion Soliman angeboten, für ihn arbeiten zu können.

Als gestern unsere Redaktion den Investor Peter Soliman nach der Art von Beratung befragte, die Gérard vornehmen solle, dementierte Soliman eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit. In einer späteren Mail untersagte er die Veröffentlichung jeglicher Zitate von ihm.

Dass Politiker oder Verwaltungsbeamte Jobs später in der freien Wirtschaft annehmen, ist nicht ungewöhnlich. Für gewöhnlich lassen sie vor Antritt des neuen Jobs einige Zeit verstreichen. Ungewöhnlich ist aber die Ansage Gérards, und pikant könnte eine während der Dezernententätigkeit in Aussicht gestellte Beratertätigkeit sein.

Schon jetzt haben Soliman und Gérard schließlich berufliche Berührungspunkte: Gérard meldete sich Anfang der Woche bei unserer Redaktion und erwähnte lobend Solimans Aktivität in Sachen Denkmalschutz. Gérard schlug sogar vor, vor Ort ein Foto von ihm und Soliman an Haus Meer vor den Sanierungsarbeiten zu machen - und er sendete im Nachgang ein Schreiben mit zwei Zitaten, eines von ihm selbst, eines von Peter Soliman. Schon in einem anderen Fall, der Sanierung der denkmalgeschützten Alten Vikarie in Osterath, hatten Gérard und Soliman Berührungspunkte. Die Vikarie wurde nicht in der alten Fachwerkvariante, sondern mit Wandputz wieder restauriert. Das kritisierten Politiker: So stellte CDU-Politiker Franz-Josef Jürgens im März im Ausschuss die Frage, ob hier nicht der neue Eigentümer Soliman gegenüber dem früheren Eigentümer bevorteilt wurde.

Just Gérard weiß offenbar um die Brisanz einer etwaigen Folgetätigkeit im Umfeld des Investors. Er betont, dass alles sauber laufen würde, er seine jetzige Tätigkeit von der späteren trennen könne. "Bei mir wird nicht geschoben. Er wird wie jeder normale Bauherr beraten." Schon jetzt handhabe er das so: So habe Soliman zunächst Pläne gehabt, wie der Innenhof groß beplant werden könnte. "Es geht nur auf dem Grundriss des Hauptgebäudes, damit kann man planen", habe er geantwortet.

(RP)
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