Meerbusch Wenn Meerbuschs Jugend wählen dürfte

Meerbusch · Über eine mögliche Beteiligung der Stadt Meerbusch an der "U18-Wahl" 2017 wird im Jugendhilfeausschuss diskutiert.

 Schüler ab der fünften Klasse hätten ein Stimmrecht.

Schüler ab der fünften Klasse hätten ein Stimmrecht.

Foto: Matzerath

Neben dem Erwachsenenstatus erreicht man mit der Volljährigkeit auch das Recht, auf Bundesebene zu wählen. Viele junge Erwachsene haben bei ihrer ersten Wahl noch nie ein Wahllokal von innen gesehen und sind mit den Abläufen nicht vertraut. Um bereits im jungen Alter demokratische Bausteine zu legen, um eventuelle Unsicherheiten zu nehmen und um auf künftige Wahlen vorzubereiten, gibt es die deutschlandweite Initiative "U18-Wahl" für unter 18-Jährige. Morgen wird beim Jugendhilfeausschuss über die Beteiligung der Stadt Meerbusch an der "U18-Wahl" zur Bundestagswahl im September 2017 abgestimmt.

Seit mehreren Jahren werden in Deutschland die "Jugendwahlen" organisiert, um Kinder und Jugendliche für Politik und Demokratie zu begeistern. Aus der ursprünglich regionalen Initiative ist inzwischen eine große politische Bildungskampagne in Deutschland geworden. Rund 200.000 Kinder und Jugendliche haben zur letzten Bundestagswahl im Jahr 2013 ihre Stimmen abgegeben. Neun Tage vor der jeweiligen "echten" Wahl können die jungen Menschen überall dort, wo sie sich gewöhnlich aufhalten und treffen, wählen gehen. In Meerbusch wären die Wahlräume in Schulen und Jugendzentren. Alle Kinder ab der fünften Klasse sollen ihre Stimme abgeben dürfen.

Das außergewöhnliche Wahlprojekt soll die Demokratiefähigkeit fördern, auf Wahlen vorbereiten und Jugendlichen die Möglichkeit geben, mit Freunden, Lehrern, Eltern und anderen Erwachsenen über Politik zu diskutieren, erklärt der erste Beigeordnete Frank Maatz in der Beschlussvorlage. "Ich halte die U18-Wahl für eine sehr gute Idee", sagt der 16-jährige Clemens Nieberding, Mitglied der Jungen Union. "Ich würde das Projekt sehr ernst nehmen, es bietet uns Jugendlichen die Möglichkeit, uns mit allen Parteien und deren Wahlprogrammen auseinanderzusetzen."

Zunächst wird in der sogenannten Vorbereitungsphase eine Auseinandersetzung mit Politik stattfinden. Was ist eigentlich der Unterschied von Erst- und Zweitstimme? Wie verstehe ich ein Wahlprogramm richtig? Durch kreative Aktionen wie die Gestaltung eines Wahlplakates oder das Schreiben eines Wahlprogrammes sowie durch Unterrichtseinheiten sollen diese und weitere Fragen geklärt werden. Geplant sind auch Gesprächsrunden mit örtlichen Politikern, damit die Jugend "ihre" politischen Vertreter kennenlernen kann.

Am 15. September wäre es dann soweit, genau neun Tage vor den Wahlen könnten Kinder und Jugendliche ihre Stimme abgeben. Der Ablauf ist im Prinzip mit der "Erwachsenenwahl" gleich: Wahlhelfer empfangen die jungen Menschen im Wahlraum, tragen sie in ein Wählerverzeichnis ein, teilen ihnen den Stimmzettel aus, weisen den Weg in die Wahlkabine und kontrollieren den ordnungsgemäßen Einwurf des Stimmzettels in die Wahlurne.

Nach Schließung des Wahllokals werden die Stimmen ausgezählt und das Ergebnis der Wahlzentrale der U18-Wahl in Berlin gemeldet. Wie auch bei echten Wahlen betreiben die Veranstalter ein Wahlstudio und produzieren eine Wahlsendung von Jugendlichen für Jugendliche, die im Internet per Livestream verfolgt werden kann. Um den Wahltag ausklingen zu lassen, wäre ab 18 Uhr eine Meerbuscher U18-Wahlparty vom Stadtjugendring im JuCa geplant. Alle jungen Wähler hätten eine Eintrittskarte zur Party und könnten bei Live-Musik und Snacks auf das Wahlergebnis warten.

In den Schulen und Jugendeinrichtungen soll das Thema aber auch nach dem Wahltag weiter bearbeitet werden: Zum Beispiel könnte das Ergebnis der U18-Wahl mit dem Ergebnis der "echten" Bundestagswahl verglichen und ausgewertet werden.

Aufgrund der besonderen Bedeutung des Themas ist es geplant, die erforderlichen finanziellen Mittel zur Durchführung des "U18-Wahl"-Projekts im Rahmen der "Besonderen Projektförderung" zu 100 Prozent über den Stadtjugendring abzurechnen. Bis zu 6000 Euro Projektfördermittel sollen dafür reserviert werden.

(RP)
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