Johannes Toups Erinnerung an die Einschulung vor 75 Jahren

Meerbusch · Die Lanker Klassengemeinschaft des Jahrgangs 1934/35 wurde am 1. September 1941 in der heutigen Pastor-Jacobs-Schule eingeschult.

Dieser 75. Jahrestag soll Anlass sein, auf die Schulzeit in den Kriegs- und Nachkriegsjahren zurückzublicken. Johannes Toups, Heimat- und Mundartdichter, hat sich an diese Zeit erinnert.

Die Zeit war geprägt von der Machtergreifung der NSDAP am 30. Januar 1933 und den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs. Die Schüler hatten keinen Religionsunterricht mehr, und die Herbsteinschulung wurde eingeführt. Der Jahrgang 1934/35 war der erste betroffene Jahrgang von dieser Änderung. So wurden die Kinder nicht am 1. April, sondern erst ein halbes Jahr später, am 1. September 1941, eingeschult. Dadurch kam eine hohe Schülerzahl von 82 Schülern zustande.

1942, in der zweiten Klasse, wurden für kurze Zeit acht Mitschüler zur Kinderlandverschickung an die Ostsee geschickt. "Der Unterricht wurde, wegen des Krieges, immer mehr zur Nebensache," sagt Johannes Toups. Es finden nun Sammlungen für Eisen, Papier, Wolle und Heilkräuter statt. Dafür werden die Ferien verlängert. Für Erntearbeit werden ebenso immer wieder Schüler vom Unterricht befreit. Im März 1943 wird der Klassenlehrer zur Wehrmacht eingezogen, weswegen noch einmal mehr Unterricht ausfiel. In der Zwischenzeit hatte der Zweite Weltkrieg Lank erreicht und der Unterricht fiel noch öfters aus, da Schüler und Lehrer sich in die Luftschutzkeller flüchten mussten.

Das dritte Schuljahr begann bei einem neuen Lehrer, der einen Seidenraupenbestand in der Schule züchtete. Johannes Toups erklärt: "Grund für die Züchtung war, dass die Seidenproduktion für die Herstellung von Fallschirmseide für die deutsche Luftwaffe angekurbelt werden musste."

Im Jahr 1944 war die Schule nun immer häufiger wegen Luftangriffen geschlossen. Vier Wochen lang wurde noch versucht, die Schüler in Kleingruppen zu Hause zu unterrichten, was aber schnell eingestellt wurde, so Toups. Die Stadt Lank wurde wegen des Artilleriefeuers der amerikanischen Truppen, die im März 1945 eingezogen waren, vom 20. März bis zum 22. April evakuiert. So ging das vierte Schuljahr, komplett unterrichtsfrei, zu Ende.

Schon am 1. April begann für den Jahrgang die fünfte Klasse. "Nach der Rückkehr aus der Evakuierung mussten wir Schüler uns an dem Aufbau der Schule und des Dorfs beteiligen. An Unterricht war also immer noch nicht zu denken," erzählt der Heimatdichter. Erst am 10. September wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen. Am 1. April 1946 kam die Klasse dann in die sechste Jahrgangsstufe. Wegen Kohle- und Lernmittelknappheit sowie zeitaufwendiger Kartoffelkäferbekämpfung kam es zu weiteren Unterrichtsausfällen. Im gleichen Schuljahr kamen, durch den Zuzug der Ostvertriebenen viele neue Schüler in die Klasse.

Erst im siebten Schuljahr fing der "ordentliche Unterricht" an. Anfangs wurden Jungen und Mädchen getrennt unterrichtet, ab dem achten Schuljahr, 1948, wieder zusammen. Es gab keine Getränkeausgabe in der Schule, nur ein Trinkwasserbrunnen. Die Toiletten lagen in einer abgelegenen Ecke auf dem Schulhof und waren kalt und unhygienisch. Handwaschbecken gab es auch noch nicht.

1949 begann das neunte Schuljahr. So erlebten die Schüler in dieser Zeit die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und die Wahl Konrad Adenauers zum Bundeskanzler mit.

Um Gutes für Kriegsgefangene in Russland zu tun, verzichteten alle Schüler bei der Schulspeisung auf ihre Tafel Schokolade. So konnten 500 Tafeln mit Hilfe des Roten Kreuzes an ein Gefangenenlager geschickt werden. Am 29. März 1950 war die Schulentlassfeier.

(RP)
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