Meerbusch Stadt verbietet Betonmann auf Grab

Meerbusch · Die Witwe des 2015 verstorbenen Galeristen Wolfgang Paul will auf dem Büdericher Friedhof eine vom Künstler Erich Bödeker gestaltete Betonbüste aufstellen lassen. Die Stadt sieht keine Chance.

 Angela Krümpelmann-Paul mit der von Erich Bödeker gestalteten Büste. Die Witwe des verstorbenen Wolfgang Paul will diese Büste auf dem Friedhof in Büderich aufstellen. "Ulkig" nennt sie das Werk. "Darunter steht zwar der Name meines Mannes, aber es gibt keine Ähnlichkeit."

Angela Krümpelmann-Paul mit der von Erich Bödeker gestalteten Büste. Die Witwe des verstorbenen Wolfgang Paul will diese Büste auf dem Friedhof in Büderich aufstellen. "Ulkig" nennt sie das Werk. "Darunter steht zwar der Name meines Mannes, aber es gibt keine Ähnlichkeit."

Foto: Ulli Dackweiler

Im November 2015 ist der bekannte Meerbuscher Wolfgang Paul im Alter von 94 Jahren verstorben. Er war weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Seine Witwe Angela Krümpelmann-Paul (88) will jetzt auf dem Grab auf dem Büdericher Friedhof eine Büste aufstellen, die der renommierte Bildhauer Erich Bödeker einst den Pauls geschenkt hatte. Die Friedhofsverwaltung Meerbusch verwehrt ihr dies jedoch. Grund: Die Friedhofssatzung sehe vor, dass nur Natursteine auf dem Grab Verwendung finden dürfen, nicht aber reine Betonarbeiten, wie die Büste eine darstellt. Für die Witwe Angela Krümpelmann-Paul ist das unverständlich. Sie fragt sich: Wie kann die Stadtverwaltung verhindern, das ein Kunstwerk eines so bekannten Künstlers einen Platz in Büderich findet?

Die Meerbuscher Stadtverwaltung bestätigte gestern auf Anfrage die Problematik. Es sei aus rein sachlichen Gesichtspunkten entschieden worden, teilte auf Anfrage Stadtsprecher Michael Gorgs mit. Die Meerbuscher Friedhofsatzung sehe vor, dass für das Grabfeld, auf dem der Verstorbene Wolfgang Paul liegt, eindeutige Gestaltungsvorschriften gelten. "Hier dürfen für Grabmale ausschließlich Naturstein, Holz sowie geschmiedetes und gegossenes Metall verwendet werden", sagt Gorgs. Im nördlichen, neueren Teil des Büdericher Friedhofes gebe es hingegen ein Grabfeld mit freieren Gestaltungsrichtlinien, dort wäre die Verwendung anderer Materialien möglich. "Frau Paul hat sich allerdings für die Bestattung ihres Mannes nicht für diesen Bereich entschieden."

Wolfgang und Angela Paul sind bekannt als langjährige Betreiber der Galerie Ilverich in der Alten Schule. Renommierte Maler gingen bei ihnen in 27 Jahren Galeriegeschichte ein und aus. Eine besondere Verbindung bestand stets zu Erich Bödeker. Er war 1970 der erste Künstler, der in Ilverich ausstellte. Damals arbeitete Wolfgang Paul noch für den Warenhauskonzern Horten und assistierte in der Galerie seiner Frau nebenberuflich. Bödeker, gelernter Bergmann und Landwirt, zeigte in der Ilvericher Galerie figürliche Plastiken aus Holz und Beton. Mittlerweile sind Bödekers Werke bei Sammlern begehrt, werden in internationalen Museen gezeigt und erzielen bei Auktionen hohe Preise.

"Er war schon damals sehr bekannt. Die ganze Werbebranche, alle wollten Bödeker", sagt die 88-jährige Angela Krümpelmann-Paul. Aus Dankbarkeit schenkte Bödeker eine seiner Büsten den Pauls. Jahrelang stand diese im Fenster in Ilverich. "Unter der Büste steht zwar der Name meines Mannes, aber es gibt keine Ähnlichkeit", sagt Angela Krümpelmann-Paul. "Ulkig" sei die Figur und passe gut zu ihrem Wolfgang. Und auch räumlich würde die Kunst doch auf das Grab passen, sagt sie. Schließlich liege ihr Mann Wolfgang direkt neben einem Grabstein, den der Künstler Joseph Beuys auf dem Büdericher Friedhof angefertigt hat.

Witwe hofft auf Entgegenkommen der Stadt

Lang ist die Liste prominenter Künstler, die in der Alten Schule in Ilverich ihr Schaffen zeigten: Tomi Ungerer, Martel und Gottfried Wiegand, Holger Runge, Kurt Mühlenhaupt, Janosch, Jochen Geilen, Felix Droese, Markus Lüpertz und Günter Grass. Der wohnte gar 1985 eine Woche in Ilverich, um seine Schau einzurichten. Berühmt aber wurde die Galerie, weil Joseph Beuys dort immer wieder Werke zeigte, sich zur ländlichen Atmosphäre in Ilverich hingezogen fühlte. Er hat dem Dorf gar ein Poster gewidmet. "Joseph Beuys in Ilverich" heißt das 1984 geschaffene Werk. Rote Schreibschrift auf gelbem Hintergrund, blass zu sehen: ein Hase. Die Verbindung zum Kunststar Beuys brachte Prominenz.

Das Wirken der Pauls für die Stadt Meerbusch wurde als besonders wertvoll erachtet. "Man hat uns nach unserem Umzug sogar geehrt", sagt Angela Krümpelmann-Paul, die heute in Oberkassel wohnt. "Es wäre so schön, wenn mir die Stadt jetzt mit der Büste entgegen kommen könnte."

(RP)
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