Meerbusch Stadt Meerbusch: "Umweltsünden nehmen zu"

Meerbusch · Abfallentsorgung ist in Meerbusch normalerweise ein Luxusproblem: Restmüll, Sperrgut, Papier, Grün- und Kunststoffabfälle werden abgeholt, der Wertstoffhof an der Berta-Benz-Straße in Strümp nimmt verschiedenste Abfälle von Baumschnitt bis Elektroschrott an - je nach Art und Menge kostenlos oder zu einem überschaubaren Preis. Regelmäßig fährt das Schadstoffmobil des Rhein-Kreises Neuss vor, um Lackreste, Farben, Öle oder Leuchtstoffröhren einzusammeln. Die Kosten für das gesamte Servicepaket werden aus den Abfallgebühren gedeckt.

 Rund 30 ausrangierte Autoreifen fanden Spaziergänger am Hingstenweg in Osterath.

Rund 30 ausrangierte Autoreifen fanden Spaziergänger am Hingstenweg in Osterath.

Foto: Stadt MB

"Die Unart, Abfälle in der freien Landschaft zu entsorgen, ist aber trotzdem nicht ausgestorben", sagt Dana Frey, Abteilungsleiterin für Umweltvorsorge und Abfallberatung im Rathaus. Ihr Eindruck: Fälle, in denen Gewerbebetriebe Müll in der Natur hinterlassen, haben zugenommen. Jüngster Fall: An drei Stellen im Stadtgebiet wurden große Mengen ausrangierter Autoreifen, teils mit Felgen, abgekippt - am Wanderparkplatz Meererbusch nahe Büderich, am Hingstenweg nahe der A44 in Osterath und auf dem Parkplatz an der Tennisanlage Bovert. "Verursacher können nur Reifenhändler oder Autowerkstätten sein", so Dana Frey. Der Fund passt zur Jahreszeit, Oktober und November sind "Reifenwechselmonate". Kurios: Am Wanderparkplatz war der Reifenberg obendrein mit einem Haufen ausrangierter Glasbausteine "garniert".

Mehrfach war in der Vergangenheit auch der Kollenburger Weg, ein Wirtschaftsweg zur Osterather Westumgehung, Schauplatz wilder Müllentsorgung. Nach einem extremen Fall wilder Müllkipperei - damals wurden Bauschutt, Euro-Paletten, Autoräder, Baumschnitt, Terrassendachplatten und Dachrinnen einfach auf und neben den Weg gekippt - lobte die Stadt im März dieses Jahres erstmals eine Belohnung für sachdienliche Hinweise auf den Verursacher aus. Ansonsten muss das Saubermobil der Stadt am Kollenburger Weg immer wieder Grünabfälle aller Art beseitigen. Ein Spaziergänger berichtete dem Umweltamt jetzt von einem Kleinlaster mit Gartenabfällen, den er auf dem Kollenburger Weg beobachtet hatte. Er habe den Fahrer angesprochen, ihn weggeschickt und das Autokennzeichen notiert. "Leider ist der Mann unverrichteter Dinge weggefahren, so konnten wir ihm nichts vorwerfen", erklärt Dana Frey. Laut Kennzeichen gehört der Wagen einem Gartenbauunternehmer aus Kaarst.

Zuvor hatten Passanten in einem Waldstück Trümmer eines kompletten Vogelschießstandes samt Gastronomiemobiliar entdeckt. Kurios: Auch ein großes Holzschild mit dem Namen des Schützenvereins lag dabei. Der Rhein-Kreis als übergeordnete Umweltbehörde ermittelte den Vereinswirt schnell. Der aber gab vor, einem gewerblichen Entrümpler den Auftrag erteilt und auch bezahlt zu haben. Beide weisen die Schuld von sich. Der Unrat wurde inzwischen auf dem Stadtbauhof zwischengelagert, auf den Wirt wartet ein Bußgeld in Höhe von 500 Euro.

Um Fälle wie diesen aufklären und die Verursacher belangen zu können, setzt die Stadtverwaltung auf die Wachsamkeit der Bürger. "Wir brauchen konkrete Zeugenhinweise, am besten Autokennzeichen, Fotos und eine gute Personenbeschreibung", sagt Frey. Das Problem der wilden Müllkipperei treffe im Grunde jeden. Wer ausgediente Autoreifen oder Gerümpel durch Gewerbliche entsorgen lässt und bezahlt, darf dafür eine legale Leistung erwarten. "Landet der Müll dann aber in der Landschaft und muss auf Stadtkosten entsorgt werden, zahlt die Allgemeinheit noch mal. Vom Schaden für Natur und Landschaft ganz zu schweigen", so Frey.

(RP)
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