Meerbusch Radfahren wie im Spinnennetz

Meerbusch · Das Knotenpunktsystem führt zwar durch die Stadtteile, doch noch fehlen immer mal wieder Markierungen und Info-Tafeln. Der Kreis Viersen verzichtet auf Tafeln, bietet dafür einen QR-Code fürs Handy an

 Auf den Schildern steht zwar, wie viel Kilometer es bis zum nächsten Ort sind, aber nicht alle Wegweiser führen auch in die richtige Richtung.

Auf den Schildern steht zwar, wie viel Kilometer es bis zum nächsten Ort sind, aber nicht alle Wegweiser führen auch in die richtige Richtung.

Foto: Dackweiler

Seit 2013 gibt es im Rhein-Kreis Neuss und damit auch in Meerbusch für Radfahrer das Knotenpunktsystem, das sich bei den Nachbarn in den Niederlanden und Belgien großer Beliebtheit erfreut. Der Radler braucht nicht mehr ständig in der Karte zu überprüfen, ob er sich noch auf der vorgesehenen Route befindet, sondern kann einfach die Landschaft genießen, wenn er sich zuvor die Knotenpunkte herausgesucht hat, die er nach und nach abfahren möchte.

Dazu muss er lediglich den kleinen roten Quadraten mit der Zahl des avisierten Knotenpunktes folgen. Idealerweise befindet sich zur Orientierung eine Übersichtskarte an jedem Knotenpunkt. Denn nicht jeder Auswärtige möchte sich gleich eine Karte vom Rhein-Kreis kaufen, wenn er hier unterwegs ist. "Ich habe eine Informationstafel sehr vermisst, als ich von Norden nach Meerbusch gekommen bin", beschwerte sich der Duisburger Alois Meier, als er sich beim Niederrheinischen Radwandertag im Büdericher Rathauspark erfrischte.

Zwar war an diesem Tag die Strecke mit weißen Pfeilen markiert, doch der passionierte Fahrradfahrer möchte an einem anderen Tag wiederkommen und andere Teile von Meerbusch per Knotenpunkten kennen lernen. Doch ohne die neu aufgelegte Radwanderkarte des Rhein-Kreises Neuss, auf der die Knotenpunkte vermerkt sind, oder besagter Übersichtspläne an den einzelnen Knotenpunkten, wird das schwierig. Und die Informationstafeln sind teuer. Sie kosten rund 500 Euro und sollen durch Sponsoren finanziert werden. Bisher sind daher weniger als zehn Prozent der Tafeln im Rhein-Kreis installiert.

Ganz ohne eines dieser beiden Hilfsmittel funktioniert das Knotenpunktsystem nicht. Es wurde zwar eifrig vom Kreis beworben, doch im Praxistest zeigen sich etliche Schwachstellen. Beispiel Lank-Latum: Startet man am Knotenpunkt 3 auf der Pappelallee und will Knotenpunkt 2 erreichen, steht man spätestens am Kreisverkehr Gonellastraße auf dem Schlauch. Der Pfeil mit dem roten Kästchen 2 zeigt nach links. Folgt man ihm, landet man in Strümp. Es sei denn, man hat mit Argusaugen auf der anderen Straßenseite 100 Meter entfernt einen kleinen roten Pfeil auf weißem Quadrat gesichtet, der ins Feld zeigt.

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Foto: dpa, cw

Allerdings fehlt nicht nur hier die Information, dass dieser allgemein gültige Hinweis auf eine Radroute auch für das Knotenpunktsystem "zuständig" ist. Alternative: eine Ergänzung mit dem roten Quadrat plus zugehöriger Zahl. Am Knotenpunkt 2 wartet die nächste Überraschung. Wer von dort zum Knotenpunkt 4 möchte, wird enttäuscht. Diese Möglichkeit wird nicht angeboten, obwohl man von 4 gut nach 5 käme. Knotenpunkt 5, auf dem Rheindeich gelegen, erreicht man dagegen nur über einen Riesenumweg über Nierst. Überhaupt wird Lank stiefmütterlich behandelt. Hinweise mit den roten Nümmerchen gibt es nur an der Pappelallee, an der Kreuzung Bismarkstraße und Uerdinger Straße sowie am Ortsausgang Richtung Nierst beziehungsweise Strümp. Dazwischen herrscht Nirwana.

Vorbildlich ist dagegen die Route zum Knotenpunkt 14 von Lank über Bösinghoven an Osterath vorbei nach Strümp ausgeschildert. Dort stehen an allen Kreuzungen ausführliche Hinweisschilder mit roten Quadraten und man kann radeln, ohne abzusteigen und die Karte zu studieren. Allerdings bleibt die Frage ungelöst, warum Osterath aus dem Knotenpunktsystem herausgefallen ist.

Die Frage muss auch gestellt werden, ob in Zeiten digitaler Technik mit Smartphone und Fahrrad-Navi das Knotenpunktsystem nicht ein Auslaufmodell ist, das mit unnötigen Kosten verbunden ist. Denn die Zahl der Radfahrer, die ohne die neuen Medien unterwegs sind, wird immer kleiner. So verzichtet der Kreis Viersen auf die teuren Info-Tafeln an den Knotenpunkten und bietet dort einen QR-Code an.

(RP)
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