Düsseldorf/Meerbusch Premiere für die "VeggieWorld"

Düsseldorf/Meerbusch · Die Besuchermesse für vegane Produkte ist von Düsseldorf nach Meerbusch umgezogen. Was in den Alten Schmiedehallen auf dem Areal Böhler geboten wird? Eine Veganerin und ein Fleischesser berichten.

 Jana Rechenburg (19) lebt seit zwei Jahren vegan. Sie entdeckte auf der Veggie-World viel bekanntes. Sprachlos machten sie Mikrofaser-Schuhe in hochwertiger Lederoptik.

Jana Rechenburg (19) lebt seit zwei Jahren vegan. Sie entdeckte auf der Veggie-World viel bekanntes. Sprachlos machten sie Mikrofaser-Schuhe in hochwertiger Lederoptik.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Willkommen im Paradies - das Paradies für Veganer und Vegetarier. Schon beim Reinkommen wird mir klar: Bei der Veggie World ist für mich auf jeden Fall etwas dabei. Ich bin seit über zwei Jahren vegan und sehr glücklich mit meiner Entscheidung. Für mich stehen vor allem die ethischen Aspekte im Vordergrund, aber meine Gesundheit und der Umweltschutz spielen mittlerweile eine genauso große Rolle.

Sofort fange ich an, mich an den zahlreichen Essensständen durchzuschlemmen: frisches Baguette mit Mandelmus, Zartbitter-Hanf-Schokolade und Ravioli in Kürbissoße. Und bei dem kostenlosen "Joghurt"-Eis von Povamel muss ich auch sofort zuschlagen, vor allem weil das frisch hergestellte Eis aus Soja-, Reis- und Kokosmilch auch noch mit Mangogeschmack verfeinert wird. Und das Beste: Nie muss ich mir Sorgen machen, dass vielleicht doch ein tierischer Inhaltsstoff enthalten sein könnte.

Die Veggie-Klassiker sind wie immer mit dabei - von Tofu-Würstchen und Soja-Joghurt muss man mich aber nicht mehr überzeugen. Auch der Stand mit Ei-Ersatz in Pulverform, hergestellt aus Süßlupinenmehl, überrascht mich nicht. Mich interessieren vor allem die Angebote, die man sonst nirgendwo findet. Zwischen den Superfoods und der veganen Currywurst entdecke ich den Schuhladen Cosi-Cosi, und bin völlig sprachlos angesichts der hochwertigen Lederoptik. "Diese Schuhe bestehen zu hundert Prozent aus Mikrofaser", versichert mir der Verkäufer.

Im Alltag begegne ich als Veganerin immer wieder Vorurteilen und teilweise sogar unfreundlichen Bemerkungen. Deshalb ist es immer erfrischend, auf solchen Veranstaltungen Menschen mit den gleichen Interessen zu treffen. Diese Ansicht teilen auch Nicole Figiel und ihre Tochter Melissa, die sich beide seit fünf Monaten vegan ernähren. "Es ist echt schön, Leute kennen zu lernen, die diesen Lebensstil befürworten", sagt die 16-jährige Melissa. "Die Veggie World gefällt uns bisher sehr gut. Die Aussteller sind sehr vielfältig und interessant."

Ich treffe aber nicht nur "eingefleischte" Veganer auf der Messe: Viele neugierige Karnivoren - Fleischesser - sammeln sich an den Ständen, fragen nach, hören interessiert zu. Es ist schön zu sehen, dass das Thema immer mehr Anklang findet. Und den meisten Besuchern scheinen die Smoothies, Schokolade und Schnitzel ja auch zu schmecken.

Aus der Sicht eines Fleischessers

Vegetarier? Respektiere ich. Aber selbst einer werden? Wohl eher nicht. Ich lebe gesund, und fühle mich besser, wenn ich zu Bio-Produkten greife. Aber ich esse eben auch wirklich gerne Fleisch. Gestern begann mit der "Veggie-World" auf dem Areal Böhler Meerbusch eine der größten Ernährungsmessen zum Thema Veggie und Vegan überhaupt. Der Besuch wurde zu einer Grenzerfahrung. Also, Kopf voran ins "Feindesland": die Welt von Saitan, Soja-Proteinen und Superfoods. Vor Betreten der Messehalle sammle ich mich noch einmal.

 Tim Harpers (26) isst "wirklich gerne Fleisch" und war entsprechend skeptisch. Fasziniert war er vom vegetarischen Hundefutter.

Tim Harpers (26) isst "wirklich gerne Fleisch" und war entsprechend skeptisch. Fasziniert war er vom vegetarischen Hundefutter.

Foto: Ulli Dackweiler

"Sachlich bleiben, Vorurteile abstellen und unvoreingenommen an die ganze Angelegenheit herangehen", ermahne ich mich. Doch schon die ersten Meter auf der "Veggie-World" lassen mich all diese guten Vorsätze vergessen. Fassungslos beobachte ich, wie sich vor mir eine lange Schlange bildet. In der Auslage des großen Standes liegen nicht etwa bislang noch unbekannte Super-Lebensmittel, sondern abgepackte Würstchen, Schnitzel und Pakete mit Fertig-Geschnetzeltem. Der einzige Unterschied zu dem Billig-Produkten vom Discounter: Für die Würstchen ist kein Tier gestorben, sondern "nur" eine Sojapflanze.

Richtig abgedreht wird es einige Meter weiter. Nachdem ich ein hervorrangendes Bio-Eis probiert hatte, fällt mir beim Blick auf einen naheliegenden Stand beinahe das Holzlöffelchen aus der Hand. Dort wird vegetarisches Hundefutter angepriesen. "Hallo? Hunde? Pelzige Tiere, die vom Wolf abstammen?", frage ich mich sprachlos. Der Verkäufer bemerkt meine Skepsis und rechtfertig seine Idee mit besonderem Enzym, das den Tieren eine vegetarische Ernährung erlauben würde.

Von diesen Extrembeispielen einmal abgesehen ist der Besuch der Messe aber auch für Fleischesser interessant. Ich lerne Lebensmittel kennen, von denen ich vorher noch nie etwas gehört habe und komme mit überzeugten Vegetariern ins Gespräch. Außerdem kann ich viele leckere Dinge probieren, die ich sonst niemals angerührt hätte.

Das Selbstbewusstsein vieler Messeaussteller beeindruckt mich: Gleich zwei Mal wollte man mich überzeugen, dass sogenannte Superfoods wie Chia-Samen oder die Baobab-Frucht die Ernährungsprobleme dieser Welt lösen können - wäre schön.

Bis ich das aber nicht sicher weiß, bleibe ich doch lieber beim Steak.

(RP)
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