Meerbusch "Noch mehr Lärm? Nein, danke!"

Meerbusch · Die geplante Kapazitätserweiterung am Flughafen Düsseldorf, das Flachstartverfahren, die Pläne fürs Vorfeld und die Nachtschutzzone sind die vier großen Themen, die den Verein "Bürger gegen Fluglärm" beschäftigen.

 Ein typisches Bild aus Büderich: Alle paar Minuten fliegt eine Maschine direkt über das Ortszentrum.

Ein typisches Bild aus Büderich: Alle paar Minuten fliegt eine Maschine direkt über das Ortszentrum.

Foto: Heck/Bauer

"Noch mehr Lärm? Wie lange wollen Sie sich den Lärm und die Abgase des Flughafens Düsseldorf noch gefallen lassen?" Diese provokative Frage stellt der Verein "Bürger gegen Fluglärm" schon seit langem. Hat es etwas gebracht? Starten und landen inzwischen weniger Flugzeuge über den Köpfen der Meerbuscher Bürger?

 Die Meerbuscher Delegation mit Angelika Mielke-Westerlage und Christoph Lange beim Erörterungstermin.

Die Meerbuscher Delegation mit Angelika Mielke-Westerlage und Christoph Lange beim Erörterungstermin.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Wenn man die Geräuschkulisse am Himmel hört und die Werte an den Messstationen betrachtet, komme man zum Ergebnis, dass der Lärmpegel immer weiter steige, so der Verein. Was besonders in den Nachtstunden ärgerlich ist, wenn die Bürger schlafen wollen. "Die Nachtflüge nach 22 Uhr haben seit 2013 um 22 Prozent zugenommen. Nach 23 Uhr sind in diesem Jahr so viele Flieger gelandet wie noch nie", hat Georg Regnied vom Vereinsvorstand errechnet. Lediglich nach 24 Uhr herrsche einigermaßen Ruhe. "Das ist unser Verdienst, weil wir den Flughafen konsequent überwachen", so Khalid Hussein bei der Jahreshauptversammlung des Vereins. "Die Billig-Airlines reizen mit ihren vielen Umläufen den Rahmen aus", erklärte er. Da sei schon am Morgen sicher, dass das Flugzeug am Abend nicht pünktlich sein könne. Oder es rolle um 21:55 Uhr auf dem Flugfeld los, obwohl klar sei, dass es erst weit nach 22 Uhr starten könne. "Hier wird getrickst, ohne Rücksicht auf die Anwohner."

Mit vier Problemfeldern setzt sich der Verein zurzeit auseinander.

Kapazitätserweiterung Auf der Homepage des Flughafens liest sich das so: "NRWs größter Airport möchte zukünftig sein vorhandenes Start- und Landebahnsystem in den Tagesstunden nachfrageorientierter und flexibler nutzen können, um dem stetig steigenden Mobilitätsbedürfnis der rund 18 Millionen Menschen und der Wirtschaft in der Region auch langfristig Rechnung tragen zu können. Der Antrag sieht vor, in den Spitzenstunden über Tage die technisch mögliche Kapazität des Start- und Landebahnsystems zu nutzen und zukünftig 60 anstatt der aktuell möglichen 47 Slots zur Verfügung zu stellen." Pro Stunde versteht sich. Der Antrag ging beim zuständigen Verkehrsministerium am 27. Februar 2015 ein. Im Juli 2016 konnten Vertreter der Initiativen gegen Fluglärm in der Bezirksregierung Düsseldorf insgesamt 40.000 Einwendungen überreichen. Am 20. Februar 2017 fand ein sechstägiger Erörterungstermin statt, an dem auch die Bürger gegen Fluglärm teilnahmen. Inzwischen sei der Bericht der Bezirksregierung beim Verkehrsministerium eingegangen, das nun prüfe und möglicherweise weitere Gutachten einfordere. "Wir rechnen damit, dass das bis Sommer 2018 dauert", sagte Christoph Lange, Vorsitzender der Bürger gegen Fluglärm.

Vorfelderweiterung Der Airport Düsseldorf betreibt dazu parallel ein Planfeststellungsverfahren zur Erweiterung des Vorfelds, um mehr Flugzeuge parken zu können. Dagegen klagen die Bürger gegen Fluglärm, weil sie befürchten, dass diese Erweiterung ein Schritt in Richtung Kapazitätserweiterung sei. Außerdem glauben sie, herausgefunden zu haben, dass der Flughafen nicht mit offenen Karten spiele. "Auf den Plänen ist klar zu sehen, dass der Flugsteig C verlängert werden soll, um mehr Geschäfte unterzubringen. Das ist der eigentliche Zweck der Maßnahme", so Lange. Durch diese Verlängerung werde ein Rollweg der Flugzeuge verbaut, der nun an anderer Stelle geschaffen werde müsse. Daher werde es am Ende nicht mehr Parkplätze für Flugzeuge geben. "So wird hier geschummelt", ärgerte er sich. "Ich hoffe, dass die Planfeststellung in die Tonne gehauen wird."

Flachstartverfahren Ein weiteres Ärgernis ist das von einigen, besonders deutschen Airlines angewandte Flachstartverfahren. Dabei wird der Triebwerksschub in etwa 300 Metern Höhe nicht mehr in Höhengewinn, sondern in Geschwindigkeit umgesetzt. Was für die Bürger bedeutet, dass sie mehr Lärm ausgesetzt sind. "Und das nicht nur proportional zur Höhe, denn der Lärm erhöht sich im Quadrat", sagte Lange. Problem sei, dass es keine gesetzliche Vorgabe gebe. Lange forderte, dass das Steilstartverfahren als Empfehlung ins Luftfahrthandbuch aufgenommen werde und dass diejenigen Airlines, die es anwenden, mit niedrigeren Gebühren belohnt werden.

Nachtschutzzone Eine Klage von Vereinsmitgliedern gegen die Größe der Nachtschutzzone ist auch noch anhängig. Wer innerhalb dieser Zone liegt, wird vom Flughafen für passiven Lärmschutz entschädigt. Liegt man nur drei Meter daneben, bekommt der Hauseigentümer gar nichts. "Das ist ungerecht", findet Lange.

(RP)
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