Meerbusch Neuer Anlauf für Gesamtschul-Lösung

Meerbusch · Die schwarz-grüne Ratsmehrheit plädiert für eine Dependance der Büdericher Maria-Montessori-Gesamtschule, damit künftig weniger Schüler abgewiesen werden müssen. Die SPD sieht das kritisch und setzt auf eine zweite Gesamtschule

 Steht erneut im Fokus: Die Maria-Montessori-Gesamtschule in Büderich soll nach dem Willen der schwarz-grünen Ratsmehrheit eine Dependance gründen.

Steht erneut im Fokus: Die Maria-Montessori-Gesamtschule in Büderich soll nach dem Willen der schwarz-grünen Ratsmehrheit eine Dependance gründen.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

CDU und Grüne haben sich festgelegt: Sie sprechen sich klar für die Bildung einer Dependance der Maria-Montessori-Gesamtschule aus. Es sei die einzige Möglichkeit, zum nächstmöglichen Zeitpunkt ein bedarfsgerechtes Angebot an Gesamtschulplätzen in Meerbusch zu schaffen. In der nächsten Sitzung des Schulausschusses am 8. September soll die Verwaltung beauftragt werden, mit den weiterführenden Schulen einen entsprechenden Austausch zu führen.

Seit vielen Jahren übersteigt an der Maria-Montessori-Gesamtschule in Büderich die Zahl der Anmeldungen die der vorhandenen Plätze. 86 Mädchen und Jungen musste die Gesamtschule in diesem Jahr ablehnen; die Aufnahmekapazität liegt bei 112 Schülern. Für die Einrichtung einer zweiten Gesamtschule müsste die Stadt Meerbusch über einen Zeitraum von fünf Jahren den Bedarf von je mindestens 100 Schülern nachweisen. Meerbusch kam im Schnitt auf einen Bedarf für 82 Schüler - und rechnet ab 2018 mit sinkenden Schülerzahlen an den weiterführenden Schulen. Im Juni war eine angestrebte Kooperationslösung mit Kaarst gescheitert; Kaarsts Schulpolitiker wollten lieber die Realschule erhalten.

"Die Diskussionen um ein bedarfsgerechtes Angebot werden in Meerbusch seit nahezu einem Jahrzehnt geführt, ohne dass die Stadt einer Lösung näher gekommen ist", argumentiert Jürgen Peters, Fraktionsvorsitzender der Grünen. "Zwischenzeitlich hat die sinkende Nachfrage bereits zum Ende der Hauptschule geführt, und der Realschule droht ein vergleichbarer Verlauf."

Damit werde der Druck zunehmen, neben den Gymnasien, die in Meerbusch eine hohe Nachfrage bedienen, eine ausreichende Alternative vorzuhalten. CDU-Fraktionschef Werner Damblon erklärt: "Auf absehbare Sicht gehen wir in Meerbusch von einem zweigliedrigen Schulsystem mit Gymnasien und Gesamtschule aus."

Die nun angestrebte Dependance-Lösung ist nicht unumstritten. Der Versuch war schon einmal unternommen worden - und nicht zuletzt am Widerstand des Lehrerkollegiums gescheitert. Für sie würde eine Dependance-Lösung zu zusätzlichen Belastungen durch Fahrten zwischen den verschiedenen Schulgebäuden führen. Die Argumente seien nachzuvollziehen, schreiben CDU und Grüne in ihrem gemeinsamen Antrag. Sie hielten die angestrebte Lösung ebenfalls "nicht für ideal". "Noch weniger befriedigend bewerten wir allerdings die Situation, dass inzwischen hunderte von Schülerinnen und Schülern eine andere als die gewünschte Schule besuchen mussten", sagt Damblon. Mit Peters ist er sich einig: "Dies kann zurzeit wohl nur mit einer Dependance geändert werden."

Das sieht die SPD ganz anders. "Eine Dependance schmälert die Chancen für die Einrichtung einer zweiten Meerbuscher Gesamtschule", erklärte die Fraktionsvorsitzende Nicole Niederdellmann-Siemes. Sie glaubt, dass es einen "versteckten Bedarf" für eine zweite Gesamtschule in Meerbusch gibt. Eine erneute Elternbefragung soll den Nachweis erbringen. Bei einer entsprechenden Elternbefragung vor drei Jahren stimmten 56 Prozent der Zweitklässler-Eltern für das Gymnasium als gewünschte Schulform und 32 Prozent für die Gesamtschule. 59 Prozent der Drittklässler-Eltern votierten fürs Gymnasium, 28 Prozent für die Gesamtschule.

"Viele Eltern wünschen sich längeres gemeinsames Lernen, und viele sehen das Turbo-Abi an den Gymnasien kritisch", sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende. An Gesamtschulen haben die Schüler ein Jahr mehr Zeit fürs Abitur. "Wir halten unseren Antrag aufrecht, eine erneute Elternbefragung zu veranlassen." Dazu solle die Stadtverwaltung Kontakt mit einem Schulrechtsexperten aufnehmen, um die Fragen rechtlich einwandfrei zu formulieren. Bei der vergangenen Elternbefragung hatte die Bezirksregierung hochgerechnete Ergebnisse der Verwaltung nicht zugelassen.

(mrö)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort