Meerbusch Musik geht auf den Knochen

Düsseldorf · 4U GmbH aus Osterath vertreibt Spezialkopfhörer aus Japan, die Musik über den Hörknochen übertragen. Die Meerbuscher stellen das innovative Produkt nun auf der Messe Cebit in Hannover vor.

Wer die Idee des japanischen Spezialkopfhörers "Audio Bone" verstehen will, findet eine Erklärung dafür im 18. Jahrhundert. Bereits im Alter von 30 Jahren hatte Ludwig van Beethoven mit Hörproblemen zu kämpfen, einige Jahre später war er beinahe taub. Er installierte daraufhin einen Taktstock an sein Klavier, biss darauf und hörte die Pianoklänge über seinen Kieferknochen.

Ganz ähnlich funktioniert der "Audio Bone", den die Firma 4U Gmbh an der Breite Straße in Osterath für den europäischen Markt vertreibt. Über den Ohrknochen – und nicht wie normal über das Trommelfell – werden die Töne in die Hörmuschel geleitet.

Kopfhörer als Hörgerät

"Die Ohren bleiben frei, wer mit Kopfhörer joggen möchte, hört, wenn von hinten ein Auto überholen möchte", erklärt Markus Nüsing, der bei 4U für den technischen Bereich zuständig ist.

Von außen ist die 4U-Firmenzentrale ein unscheinbarer Flachdachbau, innen ein Mischung aus Büro und Lager. Kartons stapeln sich in den Regalen, ein grünschimmerndes Aquarium strahlt beruhigend in die Räumlichkeiten. Markus Nüsing schaltet einen Mini-Verstärker zwischen "Audio Bone" und iPod. "Die europäische Version des iPod ist in der Lautstärke begrenzt", sagt er – "damit sich die Jugendlichen nicht die Ohren kaputt machen."

Neben dem Musikhören eignet sich der "Audio Bone" indes auch für andere Anwendungsbereiche. So lässt sich der Kopfhörer zu einem Hörgerät umfunktionieren, auch für Sicherheitsdienste oder Call-Center ist der Headset-Einsatz denkbar. Die Vorteile: Die Ohren werden nicht nur geschont, sie bleiben auch frei.

Entdeckt hat 4U-Chef Eiichiro Kawasaki den "Audio Bone" auf einer Messe in Japan. Das dort ansässige Unternehmen Sundance hatte seine Innovation auf der Messe vorgestellt, und Kawaski war gleich elektrisiert. Im Land der aufgehenden Sonne sind bereits mehrere 10 000 Kopfhörer verkauft, der Vertrieb für die USA ist bereits organisiert. Dort hat das Headset bereits für Furore gesorgt. Die New York Times und CNBC haben schon über die Innovation berichtet und bescheinigen dem "Knochen" ein "cleveres Design" und eine "lange Liste von Vorteilen". Der 4U-Geschäftsführer hat fortan die Vermarktung des "Audio Bone" für Europa exklusiv übernommen. Gespräche mit dem Einzelhandel laufen bereits, ansonsten kann der "Audio Bone" über die Homepage www.4ugmbh.de bestellt werden. Anfragen einer Getränkemarktkette, die den Spezialkopfhörer für die Auftragsannahme nutzen möchte, gibt es ebenfalls. "Auch als Freisprechset zum Beispiel bei McDonald's wäre der ,Audio Bone' einsetzbar", nennt Nüsing ein weiteres Beispiel. Die Technik hat ihren Preis: Rund 120 bis 160 Euro müssen Musikliebhaber für ein Gerät anlegen. Mit dem "Audio Bone" entfernt sich die 4U GmbH, die in Meerbusch fünf Mitarbeiter beschäftigt, von ihren eigentlichen Kerngeschäft. Banknoten- und Barcodeleser, Spezialgeräte für die Fingerabdruck-Identifikation und Geräte zur Altersabfrage an Zigarettenautomaten vertreibt das Meerbuscher Unternehmen üblicherweise.

(RP)
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