Meerbusch Mit der großen Feuerleiter ins Rathaus

Meerbusch · Mit einer ungewöhnlichen, aber wirkungsvollen Strategie eroberte Prinz Markus das Rathaus. Wenn dort eine Frau regiert, müssen zu Altweiber beim Sturm des Rathauses eben die Männer ran.

Die Jecke feiern Altweiber 2015 in Meerbusch
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Die Jecke feiern Altweiber 2015 in Meerbusch

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Auf diesem schon märchenhaft anmutenden Balkon des Rathauses könnte man sich gut Rapunzel vorstellen, die ihr Haar herunterlässt, um dem Prinzen zum Aufstieg zu verhelfen. Aber das ist natürlich gar nicht im Sinne von Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage. Schließlich hat sie als erste Frau das Rathaus erobert, warum soll sie es also kampflos aufgeben? Deshalb verwehrt sie Prinz Markus standhaft den Zutritt zum Rathaus. Und zwar sehr vehement als Schneewittchen mit schwarzer Perücke und rosa Kleidchen unter dem Schutz der sieben, nein acht bis neun Zwerge. Eine machtbewusste Frau ist auf der Hut und sorgt vor, kalkuliert eine Notreserve mit ein.

"Bei der Verwaltung gibt es immer eine gewisse Ausfallquote, da wollte ich nichts riskieren", erklärte sie den versammelten Jecken vor dem Rathaus. Die brachten sich vor dem rituellen Rathaussturm mit Musik und Tanz von der jungen Tanzgarde der Büdericher Heinzelmännchen in Stimmung, klatschten und wippten mit zu der schwungvollen Darbietung. Eine gelungene Premiere, wie nicht nur Moderator und Pressezwerg Michael Gorgs anerkennend feststellte.

Wie immer, wenn man mit Spaß dabei ist, merkten die Jecken bei dem amüsanten Schlagabtausch zwischen Bürgermeisterin Schneewittchen und Prinz Markus gar nicht, wie die Zeit vergeht, bis Gorgs verkündete: "Wir haben wie immer 11.11 Uhr verpasst." Zur Vorbereitung auf den anstehenden Sturm aufs Rathaus plauderte er auch gleich freimütig aus dem Nähkästchen, wie es sich als Zwerg unter der Herrschaft von Schneewittchen lebt: "Sie schrubbt, räumt auf, und abends ist der Tisch gedeckt mit feinen Speisen. Schneewittchen helau!"

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Foto: Hans-Jürgen Bauer

Solch jeckes Werben ist für die Rathauschefin kein Grund, sich von Prinz Markus schnell erweichen zu lassen und den Rathausschlüssel herauszugeben. "Auf die Küsschen bestehe ich, aber den Schlüssel kriegst du nicht." Er habe viele Talente, lobte sie. "Du spielst Fußball, bist ein guter Tänzer." Aber auf der Galasitzung in Nierst habe sie beobachten können, dass er immer nach der Schrittfolge schaut.

Der Mann weiß sich eben zu helfen. Für den Balkonaufstieg hatte er sich daher auch eine Leiter mitgebracht. "Jetzt kriegste Angst", tönte er und schwenkte eine dreistufige Haushaltsleiter. Auf der obersten Stufe angekommen, musste er feststellen: "Das wird eng." So gab ein Spruch den anderen, ein Schlagabtausch zwischen Rathauschefin und Prinz, an dem die Karnevalisten ihre Freude hatten.

Aber wenn Worte nicht weiterhelfen, dann greifen Männer bekanntermaßen gerne zur Technik. Und in Meerbusch hilft man sich gegenseitig, das ist gute Tradition. Prinz Markus ist schließlich selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr, da ist es für die Kollegen Ehrensache, mit schwerem Gerät vorzufahren und ihn mit der großen Feuerwehrleiter ins Rathaus einschweben zu lassen. Die Jecken verfolgen es mit großem Vergnügen. Wegbereiter für die Eroberung aber ist der karnevalistische Nachwuchs: die Kinderprinzenpaare Jannik und Lina aus Nierst und Bilal und Emily aus Lank.

Zu den amüsierten Zuschauern vor dem Rathaus zählt auch Alt-Bürgermeister Dieter Spindler, der mit Cowboy-Hut aussieht, als hätte er zu seiner wahren Profession gefunden. Er und die zahlreichen kostümierten Jecken zogen nach der Rathausübernahme ins Festzelt. Bei guter Stimmung und im dichten Gedränge war von den kalten Temperaturen nichts mehr zu spüren.

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