Nach Eklat um abbestellte Pferde Präsident will Meerbuscher Frauengruppe zu Schützinnen machen

Meerbusch · Nach dem Ärger um abbestellte Pferde in Meerbusch-Strümp setzt der Schützenpräsident des Ortes ein Zeichen. Karl-Heinz Rütten würde es begrüßen, wenn die "Marketenderinnen" ordentliche Mitglieder des Schützenvereins würden.

 Drei Pferde konnten die Marketenderinnen nach der verwirrenden Absage in letzter Minute doch noch für den Zug organisieren.

Drei Pferde konnten die Marketenderinnen nach der verwirrenden Absage in letzter Minute doch noch für den Zug organisieren.

Foto: Roßbruch

Der Eklat um die abbestellten Pferde beim Strümper Schützenfest könnte für die Frauengruppe "Marketenderinnen" jetzt doch noch ein gutes Ende nehmen. Karl-Heinz Rütten, Präsident der Strümper Schützen, stellte den Frauen am Dienstag in Aussicht, ordentliches Mitglied des Heimat- und Schützenvereins Strümp 1865 zu werden. "Ich habe in den vergangenen Stunden mit vielen im Verein gesprochen. Einhellige Meinung war, dass wir eine Aufnahme der Frauen sehr begrüßen würden", sagt Rütten unserer Redaktion.

 Einige der Marketenderinnen zogen zu Fuß im Zug - wie es im Meerbuscher Ortsteil Strümp schon seit dem Jahr 1956 Tradition ist.

Einige der Marketenderinnen zogen zu Fuß im Zug - wie es im Meerbuscher Ortsteil Strümp schon seit dem Jahr 1956 Tradition ist.

Foto: UD

Die 15 Frauen der traditionsreichen Marketenderinnen ziehen seit 1956 beim Schützenfest mit, sind aber offiziell immer noch nicht Mitglied des Vereins. Von einer Bewerbung hatten die Frauen bisher immer abgesehen. "Einige Männer sehen das nicht gerne. Es gibt auch da Sturköpfe. Einige haben auch mit Austritt gedroht, falls wir in den Schützenverein eintreten", hatte Ricarda Roßbruch von den Marketenderinnen unserer Redaktion am Montag gesagt. Man wolle keine Zwietracht im Verein säen. Dass der Vorstand um Karl-Heinz Rütten die Marketenderinnen jetzt so unterstützt, macht Ricarda Roßbruch glücklich: "Wir spüren Rückhalt, das freut uns."

300 Mann starker Schützenverein

Es seien nur wenige Mitglieder im 300 Mann starken Strümper Schützenverein, von denen er wisse, dass sie gegen eine Aufnahme der Frauen sind, sagt Rütten. Ohnehin habe der Verein schon jetzt einige Frauen als passive Mitglieder. "Ich bin gegen gemischte Züge von Männern und Frauen, das sieht doof aus. Aber einen reinen Frauenzug fände ich gut." Die Frauen sollten auf ihn zugehen.

Der nebulöse Pferde-Eklat vom Sonntag zur Schützenparade in Strümp hatte die Debatte um die Aufnahme der Frauen in den Schützenverein ins Rollen gebracht. Wie berichtet, wollten die Marketenderinnen in diesem Jahr erstmals zu Ehren der neuen Königin Daniela Thönissen mit vier Pferden im Zug mitziehen. Eine unbekannte Person rief allerdings immer wieder beim Reiterhof Schmitz in Krefeld-Oppum an, um die Pferde abzubestellen. Selbst am vergangenen Sonntag, an dem die vier Frauen zur Parade ziehen wollten, meldete sich eine unbekannte Person im Namen von Ricarda Roßbruch beim Reitstall, um mitzuteilen, dass die Pferde doch nicht gebraucht würden. Kurz vor der Parade standen die Marketenderinnen in Strümp ohne Pferde da, weil der Reitstall Schmitz im Glauben war, dass die Pferde tatsächlich nicht gebraucht würden.

 Präsident Karl-Heinz Rütten im Strümper Schützenzelt, das am Dienstag bereits wieder abgebaut wurde. Er würde nach dem "Pferde-Eklat" einen Eintritt der Frauen in den Schützenverein begrüßen.

Präsident Karl-Heinz Rütten im Strümper Schützenzelt, das am Dienstag bereits wieder abgebaut wurde. Er würde nach dem "Pferde-Eklat" einen Eintritt der Frauen in den Schützenverein begrüßen.

Foto: Ulli Dackweiler

Wer hinter den ominösen Anrufen steckt, blieb auch am Dienstag unklar. Zusätzlich verwirrend war, dass sich nach der Parade eine Person beim Reitstall Schmitz meldete und sagte, sie sei Mitglied der Marketenderinnen aus Mönchengladbach und habe irrtümlich im Reitstall Schmitz die Pferde abbestellt. Das aber will Ricarda Roßbruch nicht glauben — schließlich hatte auch sie selbst die arglistigen Täuschungsanrufe erhalten.

Sie vermutet immer noch, dass es sich um einen Sabotageakt gegen die Marketenderinnen handelt. Ricarda Roßbruch sagt: "Es bleibt ein ungutes Gefühl, dass jemand in meinem Namen telefoniert." Sie betont noch einmal, dass sie keinen Verdacht gegen eine Person direkt hegen wolle. Auch wisse sie nicht, ob es ein Mann oder eine Frau war, der die Anrufe getätigt hat. Die Stimme habe aber weiblich geklungen. Auch Schützenpräsident Karl-Heinz Rütten sagt: "Es muss aus einer Ecke kommen, wo jemand genau über jeden Termin Bescheid weiß."

Für Karl-Heinz Rütten könnte die Aufnahme der Frauen in den Schützenverein eine seiner letzten Amtshandlungen sein. Im kommenden Jahr will er im Rahmen der Jahreshauptversammlung für einen Nachfolger Platz machen. Wenn alles schnell geht, ist er vielleicht bald auch "Schützinnen-Präsident".

(RP)
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