Meerbusch "Lost Places" zur Kunst aufbereitet

Meerbusch · Die Materialien für ihre Kunst sammelt Laura Flöter an 'vergessenen' Orten. Im Alten Küsterhaus ist ab heute eine Auswahl dieser Bilder zu sehen. Die ungewöhnlichen Kunstwerke bleiben bis zum 11. Juni hängen.

Das aufgegebene Grand Hotel mitten im Wald, die einsturzgefährdete Brücke, die Fabrik mit eingeworfenen Fensterscheiben, das Ufer des Rhein - all das sind verlassene und oftmals vergessene Orte, an denen Laura Flöter Gegenstände oder Materialien findet, die sie in ihrer Kunst festhält, bewahrt. Daraus entstehen bis zu 170 mal 230 Zentimeter große, teils morbide Projektcollagen. Eine Auswahl davon ist jetzt unter dem Titel "Lost Places" im Alten Küsterhaus zu sehen. Dabei knüpft Laura Flöter auch an die weltweite Gemeinschaft von "Urban Explorern" an, die sich der Dokumentation dieser Lost Places als Zeitzeugen widmet. Die Meerbuscher Gymnasial-Lehrerin mit zweitem Staatsexamen in Kunst und Philosophie, verwendet einen unerschöpflichen Fundus an "bildnerischem Vokabular", um sie Schicht auf Schicht umgeben von Farbe auf der Leinwand wachsen zu lassen. "So entsteht der haptische Eindruck. Leichte Berührungen sind erlaubt", sagt Laura Flöter. Sie bringt Murmeln, zerquetschte Dosen, Schneckenhäuser, Buchseiten, Spielzeuge, Schlösser oder Schlüssel auf die grundierte Leinwand auf, setzt mit Alu-Folie kleine blitzende Lichter und ergänzt die Arbeit mit farbigen Akzenten: "Schicht für Schicht wächst das Bild auf der Leinwand. Dabei spielen Techniken wie Gießen, Tropfen oder Spritzen eine wichtige Rolle. Häufig wird die eine oder andere Schicht durchbrochen, um das, was verschüttet wurde, zurück zu holen oder anderes wieder zu vergraben." Der Prozess wird fort geführt, "bis alles zusammenfindet". Die Künstlerin ist erst überzeugt, wenn Materialien und Farben ein spannungsvolles Verhältnis eingehen: "Dann eröffnet sich ein erzählerischer Blick in eine eigene Bildwelt."

30 bis 40 Stunden sitzt sie an einem dieser Objekte, manchmal dauert es fast ein Jahr, bis sie zufrieden ist. Sie hält überall Ausschau nach Gebrauchsspuren, die im Alltag hinterlassen werden. "Wir haben nur begrenzte Ressourcen. Da sollte nicht alles weggeworfen werden", appelliert Laura Flöter. Auf ihren Bildern sind auch spezielle kleine Flaschen zu finden: "Die habe ich im Koffer aus Chicago mitgebracht." Sie lässt sich vom Zufall lenken, so, wie es auch im Spiel üblich ist. Deshalb finden Spielkarten oder Würfel Eingang in ihre Kunst - sowohl in den Objektcollagen als auch in den Grafiken.

Diese Kunst gestaltet Laura Flöter auch nach persönlichen Wünschen: "So lässt sich ein nicht mehr tragbares Lieblingskleid in Szene setzen." Die Ausstellung wird heute, 15 Uhr, von Inge Sternemann, Leiterin des Küsterhaus-Programms "Kultur + Begegnung", sowie dem Essener Galeristen Uje Fenger eröffnet.

Ausstellung Bis 11. Juni, Samstag 15-17 Uhr. Sonntag 11-13 und 15-17 Uhr. Altes Küsterhaus, Düsseldorfer Straße 6.

(RP)
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