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Meerbusch Lange Warteliste für Beatmungsstation

Meerbusch · Die St. Mauritius Therapieklinik hat seit Anfang des Jahres einen neuen Krankenhausbereich mit 30 Betten. Die Klinik sieht einen größeren Bedarf und möchte die Neurologie weiter ausbauen. Bisher gibt es aber keine Genehmigung.

 Heike Kuszinski mit Alexander Schönfeld und Stefan Knecht

Heike Kuszinski mit Alexander Schönfeld und Stefan Knecht

Foto: Bauer

Als Heike Kuszinski aus dem künstlichen Koma erwacht, steht ihre Tochter an ihrem Krankenbett. Das ist der erste Moment, an den sich die 64-Jährige erinnern kann. Von dem Tag, an dem sie auf dem Beifahrersitz neben ihrem Mann einen Herz-Kreislaufstillstand erlitt und zwanzig Minuten wiederbelebt werden musste, hat sie kaum Erinnerungen. "Ich weiß nur noch, dass ich mich schon morgens nicht gut gefühlt habe", sagt sie. Vor gut einem Monat war das. Nach wenigen Tagen auf der Intensivstation eines Krankenhauses wurde sie mit einer Beatmungsmaschine nach Osterath in die St. Mauritius Therapieklinik verlegt. Mittlerweile kann sie wieder alleine atmen.

In der Rehabilitationsklinik gibt es seit Anfang des Jahres einen Krankenhausbereich. Hierher kommen Patienten mit neurologischen Erkrankungen, die zwar noch intensivmedizinisch behandelt werden müssen, denen aber keine Operation mehr bevorsteht. Vorher kamen die Patienten häufig erst nach rund 30 Tagen in die Rehaklinik. Durch den Krankenhausbereich kann die Verlegung deutlich früher erfolgen - oft schon nach wenigen Tagen.

Für die Ärzte in Osterath ist das ein großer Fortschritt, so kann sofort mit der Frührehabilitation begonnen werden, Intensivmedizin und Reha-Medizin ineinandergreifen. "Wenn die Patienten nach fünf Tagen zu uns kommen, haben wir ganz andere Möglichkeiten, als wenn sie vorher einen Monat lang auf einer normalen Intensivstation gelegen haben", sagt Oberarzt Alexander Schönfeld.

Das Konzept, an dem die Mauritius-Klinik vier Jahre gebastelt hat, geht auf, sagt Stefan Knecht, ärztlicher Direktor der Therapieklinik. Deshalb möchte er die Station vergrößern. Für den Ausbau hatte sich die Klinik bei der Bezirksregierung Düsseldorf beworben und für das Einzugsgebiet einen Bedarf von 96 Betten errechnet, aber nur 30 Plätze erhalten. "Das reicht nicht", sagt Knecht. "Gerade für die Beatmungsplätze haben wir durchgehend zweistellige Wartelisten. Wir brauchen die dreifache Kapazität."

Die Behandlung läuft in Osterath anders ab. "Ein Unterschied ist, dass wir Wert darauf legen, dass die Patienten tagsüber nicht im Bett sind", sagt Knecht. Auf klassischen Intensivstationen bekämen Patienten häufig sedierende Medikamente. "Unser Auftrag ist ein anderer, der heißt ,Zurück ins Leben' und der erste Schritt ist, aus dem Bett rauszukommen."

Nicht alle schaffen das. "Die Menschen, die hier sind, haben sehr ernste Erkrankungen. Es sterben leider auch Patienten", sagt Schönfeld. Die anderen haben zumindest einen langen Weg vor sich. Viele, die hier sind, hatten Hirnblutungen. Durch Unfälle, Stürze, Vorerkrankungen. Vieles, was vorher selbstverständlich war, kann dadurch verlorengehen: Atmen, denken, sprechen, stehen, laufen, schlucken, essen. "Man macht sich nicht bewusst, wie komplex der Schluckakt beim Essen ist", sagt Schönfeld.

Ärzte, Therapeuten und Pfleger arbeiten zusammen, damit es wieder klappt. Die Pflegenden müssten gerade auf der Intensivstation ein gutes Verständnis für den individuellen Zustand der Patienten haben, erklärt Pflegedienstleiter Ulrich Pechel. Daher sei der Personalschlüssel höher. Insgesamt rund 70 Vollzeitkräfte arbeiten im Krankenhausbereich.

Auf sechs Zimmern werden Patienten von Maschinen beatmet. Wenn ihr Gesundheitszustand es zulässt, sollen sie es alleine versuchen. Erst kurz unter Beobachtung, dann stundenweise. Das Üben erfordert Kraft - vor allem mentale. "Wenn man nicht atmen kann, ist das eine existenzielle Angst. Es gehört auch Psychologie dazu, damit man sich wieder traut", sagt Knecht.

Die Verlegung auf die normale Reha-Station erfolgt, wenn die Patienten wieder eigenständig atmen können und ihr Zustand stabil ist. Auch das sei ein Vorteil, findet Schönfeld. So bleiben die Patienten in einem Haus, bei Komplikationen helfen Ärzte, die sie schon lange kennen. Geht es nach der Klinikleitung, sollen so bald noch viel mehr Menschen behandelt werden. Der Platz ist schon auserkoren: In Osterath ist man bereit, dafür den Geriatrie-Bereich zu verkleinern.

(tak)
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