Meerbusch Kultur zum Mitmachen

Meerbusch · Der Meerbuscher Künstler Roger Gerhold hat ein Buch veröffentlicht, das Jugendliche zu Kulturschaffenden machen soll. Die jungen Leser werden zu Drehbuchschreibern, Fotografen oder auch Architekten

 Der Meerbuscher Künstler Roger Gerhold (l.) mit Schülern der Neusser "International School on the Rhine" , die sich bereits am Kulturbuch beteiligt haben.

Der Meerbuscher Künstler Roger Gerhold (l.) mit Schülern der Neusser "International School on the Rhine" , die sich bereits am Kulturbuch beteiligt haben.

Foto: Andreas Woitschützke

"Mach' Kultur - Kreativ. Interaktiv. Kommunikativ." ist der Titel - es ist ein Buch mit vielen Freiflächen, ein Mitmach-Buch, das der Meerbuscher Künstler Roger Gerhold herausgebracht hat. Der Anstoß zum Projekt kam während einer Probe des Jugend-Theaters Meerbusch, das Gerhold mitinitiiert hatte. Ein Teilnehmer sagte: "Kunst ist etwas für alte Leute." Pah! Gerhold entgegnete: "Mach doch selbst Kultur!"

Ein Inhaltsverzeichnis oder Kapitel gibt es in dem Buch nicht, sondern kurze Einleitungen und Anregungen. Hiermit werden verschiedene Kulturfacetten abgedeckt. Die erste Rubrik ist wie eine Aufwärmübung. Nur jeweils ein Satz steht auf der Seite: "Brunner hatte sich entschlossen, nie wieder aus dem Haus zu gehen." Daraus soll eine eigene Geschichte entstehen.

Eine Gruppe von Jugendlichen konnte Gerhold bereits zum Mitmachen überzeugen. Im vergangenen Herbst stellte er das Projekt Oberstufenschülern der Neusser "International School on the Rhine" (ISR) vor. Gleich zehn streckten ihre Arme in die Höhe und schickten schon bald Texte. Mit diesem Input veröffentlichte Gerhold sein Mitmach-Buch. Die Finanzierung erfolgt durch ISR, Meerbuscher Kulturkreis und Sparkassenstiftung im Rhein-Kreis-Neuss.

Die Texte der ISR-Schüler sind ohne Korrektur abgedruckt. Rechtschreib- oder Interpunktionsfehler sind geblieben. Gerhold betont: "Es ist kein wertendes Projekt." Auch alle zukünftig eingereichten Beiträge werden von dem 68-Jährigen aus Langst-Kierst nicht nach gut oder schlecht beurteilt.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Eine Rubrik im Buch: "Kulturdenkmäler der besonderen Art". Hier geht es nicht um Schlösser oder Statuen. "Die Jugendlichen können Orte beschreiben, an denen sie sich häufig treffen", erklärt Gerhold. Lena Neeten aus Meerbusch hat zum Beispiel die Geschichte "Elefantenklo & Pommesbude" geschrieben, es geht um zwei besondere "Jugend-Kulturdenkmäler" in Lank-Latum.

Das Projekt ist interaktiv. Die Leser werden zu Schriftstellern, Regisseuren oder Architekten - also zu Kulturschaffenden. Die Jugendlichen können Theaterstücke schreiben, Kurzfilme drehen oder Skizzen ihres Traum-Wolkenkratzers anfertigen. Wer möchte, schickt die Arbeiten an die "Mach' Kultur"-Redaktion. Auch Fragen können per Mail geklärt werden. "Wenn genug Beiträge zusammenkommen, organisieren wir eine Ausstellung oder erstellen ein Buch", kündigt Gerhold an.

Im Buch fällt mehrmals das Wort "Gesprächsstoff". Gedanken austauschen und über die eigenen Texte sprechen - das Buch soll zur Kommunikation anregen. "Ich habe da mal eine Frage" heißt ein Part. Es sind zwei Fragebögen mit jeweils zehn Fragen. Eine davon ist: "Welchen Fehler entschuldigst Du am ehesten?"

Gerhold rät, die Fragebögen nach einem Jahr noch mal auszufüllen oder mit Bekannten abzugleichen. "Das Buch ist darauf ausgelegt, es regelmäßig zu nutzen", so Gerhold. Nicht dazu gedacht, es einmal zu lesen und danach in den Schrank zu stellen. Eselsohren, Kritzeleien oder durchgestrichene Sätze - was sonst unter Bücherfreunden verpönt ist, ist bei "Mach' Kultur" die Maxime. Das Buch soll ein Anstupser für Jugendliche sein, selbst Kultur zu schaffen.

(RP)
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