Meerbusch Krankenhaus rettet sieben Betten

Meerbusch · Das Lanker Krankenhaus St. Elisabeth sollte eigentlich 27 Betten abbauen - so sah es der Krankenhausplan NRW vor. Jetzt kommt alles noch mal anders.

Der Protest des Lanker St. Elisabeth-Hospitals gegen den von der Bezirksregierung geplanten Bettenabbau war erfolgreich: Nach letzten bekanntgewordenen Zahlen sollte das Krankenhaus seine Bettenzahl von 108 Betten auf 81 reduzieren. Nachdem Geschäftsführer Dr. Conrad Middendorf eine Beschwerde hinterlegte, - die Kürzung wäre die drastischste aller Krankenhäuser im Rhein-Kreis Neuss gewesen - fällt die Reduzierung jetzt wesentlich moderater aus. Sieben Betten mehr als geplant werden dem Elisabethhospital zugestanden. 88 Betten (46 für die Chirurgie, 42 für die Innere Medizin) darf das Haus künftig haben. Das geht aus dem Krankenhausplan für die Region Neuss hervor, der in seiner Neufassung von der Bezirksregierung den betroffenen Trägern jetzt zugestellt wurde.

Dass die Bescheide rechtsmittelfähig und noch nicht bestandskräftig sind, teilt Jessica Eisenmann im Namen der Bezirksregierung Düsseldorf mit. Das bedeute, dass die Krankenhäuser jeweils selbst gegen ihre oder gegen die Entscheidung zugunsten eines Konkurrenten klagen könnten. Es können sich somit noch immer Änderungen ergeben, eben zum Beispiel durch Rechtsstreitigkeiten. Deshalb könne man im Moment noch keine konkreten validen Bettenzahlen nennen. Mitte September seien die Bescheide aber bestandskräftig.

"Wir gehen davon aus, dass die Bezirksregierung mit ihrem Bescheid den besonderen Anforderungen an unsere Fachklinik Rechnung getragen hat. Die hohe medizinische Qualität unserer Klinik sowie das hohe Vertrauen unserer Patienten haben sicher einen weiteren Beitrag geleistet. Daran werden wir auch weiterhin festhalten und das Vertrauen bestätigen", sagt Sprecherin Sigrid Baum im Namen der Klinikleitung des Rheinischen Rheumazentrums in Lank. Auch wenn eine Widerspruchsfrist von vier Wochen eingeräumt ist: "Wir werden mit der aktuellen Planung arbeiten und sehen keinen Widerspruch vor", so Baum.

In den kreisweit fünf Akutkrankenhäusern werden insgesamt 119 Betten abgebaut. Allein 91 entfallen auf die beiden Kreiskrankenhäuser in Dormagen und Grevenbroich. Mit insgesamt 1642 Betten bleibt die Kapazität bei einem Minus von 6,76 Prozent nahezu stabil.

Der Blick nach Neuss: Dort darf sich das "Johanna-Etienne" im Neusser Norden als Gewinner des Plans fühlen. Das kommt mit 415 Betten (minus 3) fast ungeschoren davon; noch im Frühjahr waren lediglich 399 Betten vorgesehen. Nach Aussage von Unternehmenssprecherin Katharina Märkle machte die gute Auslastung der chirurgischen Abteilungen, insbesondere der Gefäßchirurgie, die Verbesserung in den abschließenden Verhandlungen doch noch möglich.

Mit der Fortschreibung des Krankenhausplanes NRW reagiert das Land auf die Entwicklungen in der Gesundheitsversorgung. Es geht zum einen darum, die vorhandene, hochwertige stationäre Medizin auch für die Zukunft bedarfs- und patientengerecht auszurichten. Zudem sollen Überkapazitäten abgebaut und eine stärkere Vernetzung der Angebote sowie der Ausbau von Schwerpunkten in NRW vorangetrieben werden. "Etienne"-Geschäftsführer Paul Kudlich sieht im neuen Zahlenwerk einen verdienten Lohn: "Dass wir 415 Betten vorhalten können, spiegelt unsere hohe medizinische Qualität und gute Entwicklung wider." 8,5 Prozent habe die Leistungssteigerung im ersten Quartal 2016 im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr betragen.

Die höheren Fallzahlen (2012: 16.000 Fälle; 2015: 18.000 Fälle) sprechen nach Ansicht von Kudlich dafür, "dass das Haus gut funktionierende Prozesse geschaffen hat" - was sich unter anderem in den verschiedenen zertifizierten Kompetenzzentren gegen Krebs oder auch im Endo-Prothethik-Zentrum der Maximalversorgung zeige.

Nicolas Krämer, Geschäftsführer am städtischen Lukaskrankenhaus in Neuss, ist mit dem Krankenhausplan "sehr zufrieden". Vor allem Chirurgie und Geriatrie hätten ihren Beitrag geleistet, dass jetzt 537 Betten ausgewiesen sind: "Unsere Geriatrie ist sehr erfolgreich gestartet. Eine hohe Prozess- und Ergebnisqualität in unserem Haus hat zu diesem positiven Bescheid sicherlich beigetragen. Wir werten ihn als Vertrauensbeweis: Dieses Vertrauen werden wir bestätigen."

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, der für den Rhein-Kreis als Krankenhaus-Träger in Dormagen und Grevenbroich spricht, kann "mit den neuen Zahlen leben". Allerdings habe er sich höhere Kapazitäten für die Geriatrie, Chirurgie und die Palliativmedizin gewünscht.

Ob der Rhein-Kreis Neuss nun Widerspruch gegen die aktuellen Bescheide einlegen wird, ließ der Verwaltungschef noch offen. Nach Auffassung von Petrauschke ist die Bettenkapazität auch nur eine von vielen Kennzahlen, wichtig für die Finanzierung der Häuser seien Fälle und Budgets. Da seien in Rhein-Kreis-Kliniken "gut unterwegs".

(lue/sep/ak)
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