Meerbusch Konverter: Entscheidung in diesem Jahr

Meerbusch · Die Emotionen kochten mal wieder hoch: Gegner des Konverters wetterten auch bei der letzten Info-Veranstaltung, zu der das Landes-Wirtschaftsministerium eingeladen hatte. Nach wie vor ist unklar, ob Kaarst oder Osterath Standort wird.

 Die möglichen Konverterflächen: Die Nummer 20 kennzeichnet die Dreiecksfläche Kaarst, die Zahl 2 Osterath, II steht ebenfalls für Osterath, und I für den Bereich nördlich Kaarst.

Die möglichen Konverterflächen: Die Nummer 20 kennzeichnet die Dreiecksfläche Kaarst, die Zahl 2 Osterath, II steht ebenfalls für Osterath, und I für den Bereich nördlich Kaarst.

Foto: Amprion

Wolfgang Winter ist wütend. "Das haben wir doch nun wirklich alles schon mal gehört." Seit sechs Jahren kämpft der Osterather mit vielen anderen dagegen, dass der Konverter in seinen Stadtteil kommt. Winter war einer von vielen Meerbuschern, die sich am Dienstagabend nach Neuss aufgemacht haben, um an der Info-Veranstaltung des Wirtschaftsministeriums teilzunehmen. Während des nur schwer nachvollziehbaren Kurzreferat von Andrea Schmittmann von der Bezirksregierung aber sprang er auf und rannte zur Tür. "Ich kann mir das nicht mehr anhören", schimpfte er. "Geh jetzt Fußball gucken." Winter gab zu, nicht nur von dem Abend, all den vergangenen Diskussionen, sondern auch und vor allem vom Landrat Hans-Jürgen Petrauschke enttäuscht zu sein. Der müsste eigentlich als Vorsitzender des all entscheidenden Regionalrats die Weichen stellen. "Aber der Landrat unterstützt uns ja nun gar nicht."

Dass der Konverter gebaut wird, ist bereits entschieden. Nur um die Frage des Standortes wird noch immer gestritten. Auf einer Informationsveranstaltung am Dienstag, die gemeinsam von der Bundesnetzagentur, dem Netzbetreiber Amprion sowie der Landesregierung initiiert wurde, machten die Verantwortlichen deutlich, dass die Entscheidung für einen Standort auf jeden Fall in diesem Jahr fallen werde.

 Die Referenten: Alexandra Renz, Christoph Eppinger, Andrea Schmittmann, Lars Rößing und Matthias Otte (v.l.)

Die Referenten: Alexandra Renz, Christoph Eppinger, Andrea Schmittmann, Lars Rößing und Matthias Otte (v.l.)

Foto: anke kronemeyer

Denn bis September muss Amprion alle Planunterlagen bei der Bundesnetzagentur einreichen, um den Konverterbau nicht weiter zu verzögern. Ob die Dreiecksfläche in Kaarst in Frage kommt, hängt auch davon ab, ob der Regionalrat die geplante Kiesabbaufläche freigibt. Bis zum Sommer muss von diesem Regionalrat das Signal kommen, ob der Regionalplan geändert werden könnte. Sollte dies nicht der Fall sein, scheidet die Fläche aus. Es wären dann zwar offiziell noch vier weitere Flächen im Rennen, der Fokus liegt aber auf der Fläche in Osterath. Lars Rößing von Amprion machte allerdings deutlich, dass der Netzbetreiber die Dreiecksfläche in Kaarst bevorzuge, weil diese "hervorragend geeignet sei", wie er mehrfach betonte. Es wird also eine Entscheidung zwischen den Standorten Kaarst und Osterath geben. Christoph Epping, beim Wirtschaftsministerium für Raumordnung und Landesplanung zuständig, sagte immer wieder, dass man nun "schnell, rechtssicher und konfliktfrei" einen Standort finden wolle, der auf eine möglichst hohe Akzeptanz stößt. Dass zumindest Letzteres ausgeschlossen ist, machten sowohl Konverter-Gegner aus Kaarst als auch aus Osterath deutlich. Niemand der rund 100 anwesenden Gäste will den Stromumwandler auf seinem Stadtgebiet, geschweige denn in der Nähe seines Wohnhauses haben.

Landwirt Heinrich Hannen aus Kaarst wollte wissen, warum das Projekt nicht komplett mit Hilfe einer Erdverkabelung umgesetzt werde. Matthias Otte von der Bundesnetzagentur antwortete, dass die Ultranet-Leitung nicht erdkabelfähig sei. Die Frage, ob bereits Konverter bei Siemens in Auftrag gegeben worden sind, bejahte Rößing mit dem Hinweis, dass es sich derzeit lediglich um standortneutrale Konverter handele. Er bestätigte auch, dass die Kosten für einen Konverter bei rund 450 Millionen Euro liegen. Kirsten Danes von der Osterather Bürgerinitiative bat die Ministeriumsmitarbeiter, zu prüfen, ob sie eine Rechtssicherheit im Hinblick auf den Abstand zur Wohnbebauung erreichen könnten. Bisher sei dieser Punkt gesetzlich nicht festgeschrieben. Gerade dieser Punkt treibt jedoch viele Menschen um, die sich vor Elektrosmog fürchten oder schlicht davor, einen 18 Meter hohen Konverter vor dem eigenen Zuhause stehen zu haben. Eigentlich war nach diesen Statements angedacht, dass die Referenten an so genannten Thementischen in Einzelgesprächen Rede und Antwort stehen. Das aber lehnten die aufgebrachten Besucher ab. Sie wollten eine große Fragerunde mit allen Gesprächsteilnehmern. Bis 21.30 Uhr entwickelte sich eine kontroverse Diskussion, die für die meisten Besucher enttäuschend endete.

 Viele Meerbuscher - vorne Daniela Glasmacher (UWG) - waren zur Veranstaltung nach Neuss gefahren.

Viele Meerbuscher - vorne Daniela Glasmacher (UWG) - waren zur Veranstaltung nach Neuss gefahren.

Foto: anke kronemeyer
 Nach den einzelnen Kurzvorträgen wollten die Gäste Fragen stellen.

Nach den einzelnen Kurzvorträgen wollten die Gäste Fragen stellen.

Foto: anke kronemeyer

Amprion-Sprecherin Joëelle Bouillon nach dem Termin: "Auch wenn der Konverter nach Osterath käme, werden wir alles tun, um die Bevölkerung nicht zu belasten." Es würden auf jeden Fall mindestens 500 Meter Abstand zur Wohnbebauung gewährleistet, außerdem soll es landschaftspflegerische Konzepte geben. Sie gab zu, dass es noch Nachholbedarf in Sachen Verständlichkeit gebe. "Wir müssen deutlich machen, dass der Konverter in Osterath weit genug von den Häusern entfernt stehen würde." Aber ihrem Unternehmen seien im Moment die Hände gebunden. "Wir haben es nicht mehr in der Hand." Der Regionalrat ist am Zuge und müsste eigentlich die Auskiesungsfläche in Kaarst durch seinen Beschluss umwidmen - dann wäre dort der Weg frei für die Konverter-Planung. Bouillon: "Wenn der Regionalrat das nicht macht, planen wir in Osterath." Und genau das macht vielen in Meerbusch Sorgen. CDU-Fraktionschef Werner Damblon: "Wir werden bis zum Sommer noch einige Protestaktionen planen und vor allem das Verfahren noch einmal juristisch prüfen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort