Meerbusch Kinobesuch fördert spielerisches Lernen

Meerbusch · Im Denkspielplatz-Projekt am Mütterzentrum Büderich lernen Kinder mit Migrationshintergrund lesen, schreiben, malen oder tanzen.

 Im Awo-Mütterzentrum in Büderich lernen Kinder auf spielerische Weise mit dem Team um Sozialpädagogin Katrin Petri.

Im Awo-Mütterzentrum in Büderich lernen Kinder auf spielerische Weise mit dem Team um Sozialpädagogin Katrin Petri.

Foto: Ulli Dackweiler

Im Kino waren die Sieben- bis Elfjährigen bisher nur ganz selten. Aber jetzt sind sie mit Katrin Petri mit dem Bus von Büderich nach Neuss gefahren und haben sich "Findet Dorie" angesehen. "Anschließend hat jedes Kind in wenigen Zeilen beschrieben, wie nach seiner Fantasie die Filmhandlung hätte aussehen können. Dabei verarbeiten sie auch Erlebnisse aus der Vergangenheit", erklärt die Sozialpädagogin und freischaffende Künstlerin Petri.

Dreimal wöchentlich ist sie im Mütterzentrum Im Böhlerhof, um im Rahmen des von der Awo Mönchengladbach/Rhein-Kreis Neuss entwickelten Förderkonzepts "Denkspielplatz" für Kinder mit Migrationshintergrund zu unterrichten. Heute arbeitet sie mit den Kindern im "Lese-Atelier" daran, die Film-Geschichten zusammen mit Bildern aufzukleben: "Das sind Beiträge für unsere neue Zeitung."

Bevor sich Jana, Elisabeth, Veronika, Daniel, Stefan und Robert an die Arbeit machen, wollen sie einiges über die Aufgaben in einer Redaktion wissen: "Muss man auch nachts irgendwohin, über Filme schreiben oder Kreuzworträtsel ausdenken?" Später, beim teils holprigen Vorlesen ihrer eigenen Geschichte wird die Schwäche der Kinder mit polnischen, russischen oder deutschen Wurzeln deutlich. "Aber sie sind sehr engagiert und machen schnell Fortschritte. Wir unterrichten spielerisch und kreativ, das macht allen Spaß", lobt Katrin Petri.

Denkspielplatz-Projektleiterin Magdalena Czaja bestätigt: "Das ist eine andere Form der Schule. Die Kurse sind klein, höchstens zehn Kinder, deshalb können wir auf Stärken und Schwächen eingehen." Auf jeden Fall kommen die Kinder gern: "Sie stehen jede Woche ganz pünktlich vor der Tür." Das gilt für alle Kurse, ob Schreiben, Malen, Sprechen oder Musik vermittelt wird. Halbjährlich wird nachgefragt, wo die Interessen liegen: "Jetzt gibt es auf Wunsch auch einen Tanzkurs." Dass die Kinder von professionellen Dozentinnen - hier aus der Tanzschule Günther - unterrichtet werden, ist der Unterstützung seitens der Stadt, des Rotary Clubs Meerbuschs und des Soroptimist International Clubs Meerbusch (SI) zu verdanken. "Wir unterstützen die Aktivitäten auch ehrenamtlich", erklärt Albrecht Hassel, Rotary-Vorstand.

Magdalena Czaja steht im engen Kontakt und spricht geplante Kurse auch mit SI-Präsidentin Renate Stratmann ab. Alle ziehen an einem Strang - denn das Integrationsprojekt geht über die Förderung schulischer Qualitäten hinaus. In Ferienprogrammen werden Workshops und Ausflüge angeboten. "Die meisten der Kinder waren noch nie in einem Kino oder in einem Museum. Für diese Angebote gibt es Wartelisten", berichtet die Projektleiterin.

(RP)
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