Meerbusch Integrationsdebatte: "Wir backen hier kleine Brötchen"

Meerbusch · Die Meerbuscher Politiker sind uneins über die Koordination und den Zeitplan der Integration von Flüchtlingen. Lob gab es für Ehrenamtler und Verbände.

Der Flüchtlingszustrom der letzten Monate stellt Meerbusch vor die Herausforderung, die Integrationsstrukturen weiterzuentwickeln. Ein Konzept soll her, das auch die Erfahrungen und Ideen von Initiativen, Vereinen und Verbänden berücksichtigt. In einer Sondersitzung des Sozialausschusses wurden deren Vertreter jetzt eingeladen.

Fraktionsübergreifend gab es Lob für die Flüchtlingshilfe. Michael Bertholdt (FDP) vermisste allerdings einen Aspekt: "Wie lässt sich die Integration derjenigen angehen, die Flüchtlinge ablehnen?" Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD) resümierte: "Es ist offensichtlich, dass es ähnliche Ansätze gibt." Ein Runder Tisch aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Ehrenamtlern, Verbänden und Flüchtlingen könnte als Steuerungsgruppe ein Integrationskonzept erstellen, damit sich Aufgaben nicht doppeln.

Jörg Wartchow von der CDU kritisierte den Antrag: "Ich halte es für wenig sinnvoll, Koordinierende zu koordinieren." Auch andere Fraktionen waren skeptisch. Die FDP bot an, über den kürzlich vorgelegten Forderungskatalog der SPD zur Integration von Flüchtlingen (die RP berichtete) zu reden, um ihn zu verstehen.

Die Politiker wollen die Informationen nun intern diskutieren. Die SPD hätte sich einen Beschluss der Verwaltungsvorlage als Signal gewünscht. Dirk Banse sagte: "Wir müssen einsehen, dass wir heute kleine Brötchen backen. Ich frage mich, wie man Integration so voranbringt." Der Erste Beigeordnete der Stadt, Frank Maatz, entgegnete, dass die Arbeit nicht stehen bleibe. Die Vorlage definiert Handlungsfelder, Integration als gesellschaftliche Aufgabe und verweist auf die Netzwerker-Funktion der Stadt. "Die Vorlage ist zu offen, als das ich darüber entscheiden möchte", sagte Marc Becker (Die Linke/Piraten). Gegen die Stimmen von SPD wurden sämtliche Beschlüsse auf Mai vertagt. Damit auch den Antrag der FDP, die Stadt möge beim kreisweiten Integrationskonzept mitwirken.

Die Initiativen präsentierten ihre Erfahrungen: Oliver Schulitz von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Mönchengladbach sagte: "Irgendwann ist das Label Flüchtlinge weg. Es werden Mitbewohner." Sprachförderung, Bildungsangebote oder Patenschaften sind Handlungsfelder der AWO. "Und wir müssen uns weiterhin um die Integration der Aufnahmegesellschaft kümmern, um Konflikte zu vermeiden", so Schulitz. Die Caritas-Sozialdienste beraten unter anderem bei der Familienzusammenführung. Durch Sprache und Arbeitsgelegenheiten - "Ein-Euro-Jobs" - möchte die Caritas Flüchtlinge an den ersten Arbeitsmarkt heranführen. Katrin Schwarz und Elke Slawski-Haun stellten die "Flüchtlingshilfe Büderich" vor, die auf den drei Säulen Sprache, Arbeit und Patenschaften aufbaut. Sportangebote, Sachspenden oder Möbeltransporte zählen zu den Tätigkeiten von rund 450 Ehrenamtlichen des Vereins "Meerbusch hilft". Verena Uhl sagte: "Gerade eine gute Struktur motiviert Hilfsbereitschaft."

(RP)
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