Meerbusch Her mit den alten Handys!

Meerbusch · Rund 40 000 ausrangierte Mobiltelefone lagern in Meerbuscher Schubladen. Jetzt rufen die Lanker Konfirmanden und der Bund für Umwelt und Naturschutz dazu auf, die alten Teile abzugeben. Sie werden recycelt — oder weiter verwendet

Meerbusch: Her mit den alten Handys!
Foto: Martin Röse

Das Display geborsten, das Modell veraltet, das neue Handy schon da - erstmal ab in die Schublade mit dem alten Gerät. Könnte ja noch mal als Ersatztelefon dienen, falls das Neue kaputt geht.

Es gibt wohl kaum einen Meerbuscher, der nicht irgendwo noch mindestens ein altes Mobiltelefon herumfliegen hat. Das wollen nun die Konfirmanden aus Lank und die Meerbuscher Ortsgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ändern. Sie rufen dazu auf, die Altgeräte abzugeben. Die abgegebenen Telefone werden entweder fachgerecht recycelt oder - nach einer professionellen, Dekra-zertifizierten Datenlöschung - weiter verwendet. "Alte Handys sind wertvoll", sagt Andrea Blaum vom BUND, die selbst ein 14 Jahre altes Nokia 6310 mit dem dritten Akku nutzt. "In einer Tonne Handyschrott stecken rund 250 Gramm Gold und andere seltene Erden." Um diese Menge Goldes abzubauen, entstehen 833.000 Kilogramm Abraum und Sondermüll. "Das Recycling schont die Umwelt", erklärt Blaum. Nicht mal jedes 20. ausrangierte Mobiltelefon werde aber vorschriftsgemäß recycelt. Stattdessen werde der Elektroschrott häufig illegal nach Afrika oder Asien exportiert und dort verbrannt. "Das hat katastrophale Folgen für die Umwelt und den Menschen."

Heike Gabernig, Pfarrerin der evangelischen Kreuzkirche Lank, sieht noch einen weiteren Aspekt, der für die Sammelaktion spricht: "Kinder in Afrika bauen bereits ab einem Alter von sieben Jahren die Materialien ab, aus denen unsere Handys hergestellt werden." In ihrer Konfirmandengruppe seien viele Jugendliche bestürzt gewesen über die Arbeitsbedingungen, unter denen die Rohstoffe gefördert werden und die Handys zusammengebaut werden. "Und die Handynutzung explodiert. 2011 nutzten gerade mal 22 Prozent der 13- bis 15-Jährigen ein Mobiltelefon. 2013 waren es bereits 75 Prozent." Mit der Sammelaktion wollen die Konfirmanden dafür sorgen, dass die Meerbuscher darüber nachdenken, unter welchen Bedingungen ihre Handys produziert wurden.

Startschuss für die Sammelaktion ist der Ökomarkt am Sonntag in Lank. "Auch danach können die Alt-Handys noch abgegeben werden", sagt Blaum. "In den drei Stadtbibliotheken in Büderich, Osterath und Lank stehen bis 28. Juni Sammelboxen." Und auch in der evangelischen Kreuzkirche in Lank wird eine entsprechende Sammelbox aufgestellt. "Unter allen Handys, die abgegeben oder in einem Briefumschlag mit Namen und Adresse in eine der Sammelboxen geworfen werden, verlosen wir Gutscheine der in Düsseldorf ansässigen Fair-Fashion-Läden "el martin" und "Yavanna" und vom Biomarkt Denn's aus Meerbusch, Bio-Honig sowie Stofftaschen", kündigt Blaum an. Die Konfirmanden der Lanker Pfarrei werden während des Ökomarktes ein Quiz für die Besucher anbieten.

Rund 1,50 Euro erhält der BUND pro Altgerät. "Ein Teil des Erlöses wird für Umweltprojekte der Deutschen Umwelthilfe eingesetzt, den anderen Teil erhalten wir für den Umweltschutz vor Ort", so Blaum. Nach einer Erhebung des Informationszentrums Mobilfunk lagern noch 120 Millionen Althandys in deutschen Schubladen. "Das müssten dann eigentlich ungefähr 40 000 in Meerbusch sein", rechnet Blaum vor. Würden alle Handys abgegeben, käme eine Summe von 60 000 Euro zusammen. Damit aber rechnet sie nicht. "Ich würde mich schon freuen, wenn 80 bis 100 Handys zusammenkämen."

(RP)
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