Meerbusch Haus Meer: Politik muss neu denken

Meerbusch · Nachdem Denkmalschützer klar gemacht haben, dass das Gelände des alten Klosters Meer nicht wie geplant mit einem Hotel bebaut werden kann, diskutierte der Kulturausschuss nun über das weitere Vorgehen. Ergebnis: Ratlosigkeit.

Das Gelände rund um Haus Meer bleibt in der Diskussion: Archäologen sind der Meinung, dass dort nicht gebaut werden kann. Stadt und Politik haben keine Handlungshoheit, das Gelände ist in Privatbesitz.

Das Gelände rund um Haus Meer bleibt in der Diskussion: Archäologen sind der Meinung, dass dort nicht gebaut werden kann. Stadt und Politik haben keine Handlungshoheit, das Gelände ist in Privatbesitz.

Foto: Christoph Reichwein

Kann die Stadt das Gelände nicht vom Eigentümer zurückkaufen? Diese Frage geisterte am Mittwochabend mehrfach durch den Raum. Was das denn kostet? Drei Millionen? Fünf Millionen? So richtig konnte niemand darauf eine Antwort geben. Auch nicht darauf, wie es jetzt weitergehen soll. Die Krux: Eigentlich sind Stadt und Politik die Hände gebunden, können beide Seiten nicht über die Zukunft des Geländes des alten Kloster Meer entscheiden.

Denn der Unternehmer Roland Agne hatte vor Jahren das Grundstück gekauft und wollte dort mit der Regent-Gruppe aus Taiwan ein Hotel-Ensemble entstehen lassen. Nachdem bereits vor vielen Jahren Archäologen dort nach Funden aus Mittelalter und Römerzeit gegraben hatten, untersuchten im vergangenen Sommer erneut Wissenschaftler das Gelände. Ihr Fazit: Dort sind so viele Funde im Erdboden, dass diese erst einmal gesichtet und ausgewertet werden müssen. Fest steht auf jeden Fall: Im Moment kann das Gelände nicht bebaut werden. Ein Hotel rückt also in weite Ferne.

Das machte in der Sitzung des Kulturausschusses Reinhard Lutum ganz deutlich. Im Namen des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz stellte er in Kurzform die Ergebnisse der letzten "archäologischen Sachverhaltsermittlungen" vor. Den Wissenschaftlern war bekannt, dass dort schon früher Gräber, Münzen, und Siedlungen aus der Römerzeit gefunden worden waren. Jetzt sei noch einmal in vier Suchschnitten von je zehn Meter Breite geforscht worden. Mit dem Ergebnis, dass vor allem Siedlungsreste aus der römischen Kaiserzeit, aus der mittelalterlichen Klosterzeit und aus dem 19. Jahrhundert gefunden wurden. Darunter seien unersetzliche Unikate. Eine Bebauung, zitiert Lutum aus dem Bericht, sei "unverträglich und nicht erlaubnisfähig".

Für Dirk Banse (SPD) steht fest: "Wir sollten jetzt einfach mal alles ein paar Jahre ruhen lassen und dann mit Abstand wieder an das Thema rangehen." Das sah Ausschussvorsitzender Georg Neuhausen (SPD) ganz anders: "Wir sollten es immer wieder auf die Tagesordnung unserer Sitzungen setzen." Jörg Wartchow (CDU) sieht den Eigentümer in der Pflicht, die Stadt sei ja praktisch ausgeschlossen. Marc Becker (Piraten): "Der Eigentümer müsste doch ein Interesse daran haben, dass das Grundstück bebaut wird." Sein Vorschlag: Die Stadt sollte sich ein Vorkaufsrecht sichern und mit Eigentümer Agne reden, was er denn überhaupt verlange. Ähnlich sieht es auch Klaus Rettig (FDP), der erneut vorschlug, eine Million Euro dafür in den Etat einzustellen.

Im Moment herrsche aber Funkstille zwischen Stadt und Eigentümer, weiß Neuhausen. "Die Gespräche muss man jetzt ganz diplomatisch angehen." Er schlägt vor, dass sich alle Fraktionen noch einmal Gedanken über das weitere Verfahren machen sollten. Dirk Banse glaubt nicht an neue Ideen: "Wir stecken doch jetzt fest."

(RP)
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