Meerbusch Haus Meer - eine Limes-Station?

Meerbusch · In Lank hat Archäologe Christoph Reichmann Bestrebungen erläutert, den niedergermanischen Limes zum Weltkulturerbe zu machen. Meerbuscher Historiker betonen die Rolle von Haus Meer.

 Archäologe Christoph Reichmann am Mittwochabend in der Teloy-Mühle.

Archäologe Christoph Reichmann am Mittwochabend in der Teloy-Mühle.

Foto: U. D.

Wenn der niedergermanische Limes und mit ihm die einzelnen Limes-Stationen wie das Kastell Gelduba im heutigen Krefeld-Gellep demnächst Weltkulturerbe werden, dann bleibt Meerbusch wohl formal außen vor. Zwar verlief der Limes als Grenze des römischen Reiches zu den Germanen auch in Meerbusch - als natürliche Limesgrenze galt hier der Rhein. Eine besondere Würdigung sollen aber im Zuge des Weltkulturerbe-Status vornehmlich jene Stationen erfahren, an denen sich nachweislich römische Militärlager befanden, etwa in Gellep. Bei seinem Vortrag in der Lanker Teloy-Mühle beim Heimatkreis konnte der Krefelder Archäologe Christoph Reichmann, Leiter des Museums Burg Linn, den versammelten Geschichtsfans aus Meerbusch folglich nur wenig Hoffnung auf einen Weltkulturerbe-Status machen. Nur indirekt hat Meerbusch eine Verbindung zum Kastell Gelduba - Gellep gehörte einst zum Kirchspiel Lank.

Reichmann skizzierte ausführlich die Bedeutung von Gelduba und die der anderen Kastelle. Zwar hätte es einzelne Besiedlungen (Villae Rusticae) auch in Lank und Osterath gegeben, wo auch die Römerstraße, heute Uerdinger, Xantener, Moerser und Düsseldorfer Straße verlief. Als die Zuhörer Reichmann fragten, welche Rolle denn das Areal der späteren Klosteranlage Haus Meer für die Römer gespielt haben könnte, reagierte der Referent nur zögerlich. Franz-Josef Radmacher, Vorsitzender des Heimatkreises, bohrte nach; aber konkreter wollte Reichmann nicht werden. "Das Haus Meer war wohl eher kein Stützpunkt von Relevanz", schlussfolgert Radmacher.

Die Rolle des Areals von Haus Meer - Meerbuscher Historiker machen auf den Aufsatz "Haus Meer - römerzeitliche (und andere) Funde im Areal" von Reinhard Lutum aufmerksam, in dem er Grabungsarbeiten in den 70er Jahren auf dem Gelände beschreibt. Lutum war Leiter der Denkmalbehörde und Bauaufsicht in Meerbusch. Heute ist er Vorsitzender des Bezirksverbandes im Rheinischen Verein für Denkmalschutz und Heimatpflege. Seine Dokumentation legt nahe, dass das Areal in der Römerzeit eine wichtigere Rolle gespielt haben könnte, als sie dem späteren Kloster heute beigemessen wird. Lutum berichtet in dem Aufsatz über Funde von Münzen, römischer Keramik, römischen Ziegeln. Auch sei bei der Verlegung des Mühlenbachs vom Klostergelände nach außerhalb eine Holzkonstruktion gefunden worden, die auf eine Kaianlage ähnlich einer in Xanten hindeute. In der Nähe sei unter anderem Keramik und Geschirr gefunden worden, das die Meerbuscher damals haufenweise abtransportiert und mit nach Hause genommen hätten. Seine Schlussfolgerung: "Eine Militäreinrichtung, evtl. ein Kleinkastell, am Rand der Niederterrasse zur Rheinaue, hier hochwasserfrei und nah an der westlich vorbeiführenden Römerstraße im Abschnitt zwischen dem Legionslager Novaesium (Neuss) und dem Auxiliarlager Gelduba (Gellep) ist im System des niedergermanischen Limes vorstellbar." Vorsichtiger hatte sich vor wenigen Wochen Patrick Jülich geäußert, der auf dem Gelände kürzlich ebenfalls gegraben hatte. "Wir haben so viel römische Keramik gefunden, dass eine Siedlung sehr wahrscheinlich ist." Siedlung ja - aber eben kein Kleinkastell.

(RP)
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