Meerbusch Haus Meer bleibt ein Zankapfel

Meerbusch · Verhindern die jetzt erstmals gezeigten archäologischen Funde vom Sommer 2015 tatsächlich neue Bauten auf dem historischen Areal? Darüber dürfte heftig gestritten werden. Die Stadt glaubt das, ganz anders sehen es die Eigentümer.

 Der Blick über die komplette Grabungsfläche: Im vergangenen Sommer fanden die Archäologen Siedlungsreste aus der römischen Kaiserzeit.

Der Blick über die komplette Grabungsfläche: Im vergangenen Sommer fanden die Archäologen Siedlungsreste aus der römischen Kaiserzeit.

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Die Zukunft der ehemaligen Klosteranlage Haus Meer ist offener denn je. Vereiteln die archäologischen Funde aus dem vergangenen Sommer tatsächlich eine weitere Bebauung mit möglicherweise kommerzieller Nutzung? Der städtische Beigeordnete Just Gérard vermutet das. Er hatte zuletzt von "hochwertigen Funden" gesprochen und geschlussfolgert, die taiwanische Regent-Hotelgruppe, die lange als Investor im Gespräch war, werde sich "wohl verabschieden". Eine Einschätzung, die Dagmar Jeromin, die die Interessen von Haus Meer-Eigentümer Roland Agne vertritt, freilich nicht teilt.

Ob die Hotelgruppe überhaupt noch im Rennen ist, will die Mitarbeiterin der Kölner Baucon-Projektmanagement GmbH zwar nicht sagen. "Grundsätzlich bleibt aber eine Bebauung unser Ziel, unabhängig davon, ob das am Ende ein Hotel wird oder nicht." Die Funde vom vergangenen Sommer seien noch zu bewerten.

"Klar, dass diejenigen, denen ein Privateigentümer an diesem historischen Ort per se ein Dorn im Auge ist, jetzt schon mal so tun, als sei hier der Heiland persönlich begraben", sagt sie. Auch Funde aus der römischen Zeit seien erstmal kein Grund, auf eine zeitgemäße Nutzung zu verzichten. "In Köln finden Experten andauernd römische Keramik oder antike Mauern - gebaut wird dort trotzdem."

Doch wie hochwertig sind die Funde? Auf Anfrage unserer Redaktion erläutert Projektleiter Patrick Jülich erstmals, was er und seine Mitstreiter bei den von Eigentümer Agne beauftragten Grabungen im Juni und Juli 2015 entdeckt haben. "Es waren vor allem Siedlungsreste aus der römischen Kaiserzeit, aus der mittelalterlichen Klosterzeit und aus dem 19. Jahrhundert", sagt er. Nachweise für eine Besiedlung in der Antike hätten die Archäologen vor allem am Rand der Niedertrasse zur Ilvericher Rheinschlinge hin gefunden.

"Neben römischen Vorrats-, Koch, Trink- und Essgeschirrresten haben wir auch gestempelte Dachziegelfragmente gefunden", sagt Jülich. Die Forscher gehen nun von einer Besiedlung im 2. und frühen 3. nachchristlichen Jahrhundert aus. Befunde aus der Gründungszeit des Klosters im 12. Jahrhundert ließen sich nicht belegen, wohl aber Mauern aus der Zeit des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, darunter ein vermutliches Kloakengebäude aus dem 15. oder 16. Jahrhundert. Freilich warnt auch Jülich vor schnellen Schlussfolgerungen. "Was wir im Sommer gemacht haben, war eine archäologische Sachverhaltsermittlung und keine flächige Ausgrabung. Deshalb können wir noch keine abschließende Deutung vornehmen", sagt er.

Da ist der Geschichtsverein schon einen Schritt weiter. Mit der Unmöglichkeit einer kommerziellen Bebauung sei das Gelände für jeden Investor wertlos geworden, im Zweifel müsse die Stadt eben selbst in die Pflicht eintreten, das bedeutendste historische Gesamtdenkmal im Stadtgebiet zu erhalten, forderte der Vorsitzende Mike Kunze erst kürzlich. Doch genau das schließt Dezernent Just Gérard aus. Die Haushaltssituation Meerbuschs lasse einen solchen Kauf nicht zu. "Selbst wenn wir dort ein Café, Restaurant oder sonstiges Ausflugsziel etablieren könnten, würden wir die Refinanzierung niemals hinbekommen. Deshalb ist dies keine Option."

(jj)
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