Meerbusch Gestern Teamkollegen, heute Gegner

Meerbusch · Dennis Schmidt spielte bis vor ein paar Monaten noch beim Wuppertaler SV und möchte sich gerne beim Spiel gegen den Ranglistenersten für seine Entlassung dort revanchieren. Er hat starken Anteil am Aufschwung der Meerbuscher

 Dennis Schmidt setzt gegen Wuppertal auf Sieg.

Dennis Schmidt setzt gegen Wuppertal auf Sieg.

Foto: Falk Janning

Das Spiel des TSV Meerbusch gegen den früheren Bundesligisten Wuppertaler SV elektrisiert die Fußballfans. Die Gastgeber hoffen, dass zu der Partie des Überraschungsvierten der Oberliga gegen den Spitzenreiter am Sonntag (14.30 Uhr, Theo-Mostertz-Sportplatz, Nierster Straße) 1000 Zuschauer kommen. In Reihen des TSV fiebert vor allem Dennis Schmidt der Partie entgegen, der bis vor ein paar Monaten selbst noch für den WSV spielte. "Für mich geht es um weit mehr als nur um die drei Punkte", sagt der 27-Jährige. Der WSV hatte ihm fristlos gekündigt, nachdem er vor dem Spiel beim SV Hönnepel-Niedermörmter mit seinem Mannschaftskameraden Dirk Jasmund körperlich aneinandergeraten sein soll.

Der WSV warf den Mannschaftskapitän nicht nur aus dem Kader, sondern erklärte auch das Beschäftigungsverhältnis auf der Geschäftsstelle des WSV für beendet. Schmidt hatte dort eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement absolviert. Immerhin fand Christoph Peters, Manager der Oberliga-Mannschaft des TSV Meerbusch, einen Arbeitgeber, bei dem Schmidt die Ausbildung fortsetzen kann. Nun will sich der frühere Nachwuchs-Nationalspieler revanchieren. Trainer Robert Palikuca weiß: "Dennis will gegen den WSV um jeden Preis spielen und gibt im Training mächtig Gas." Dabei beeinträchtigt den Stürmer aber noch eine Sprunggelenksverletzung. Schmidt sagt: "Ich bin derzeit nicht bei 100 Prozent, aber ich hoffe, es reicht." Der 53-fache Zweitligaspieler hat in den ersten Wochen beim TSV Meerbusch eindrucksvoll demonstriert, welch große Bereicherung er für das Team ist.

Er, der als hängende Spitze agiert, hat zweifelsfrei maßgeblichen Anteil an dem sensationellen Aufschwung des Vorjahreszwölften, der zwischenzeitlich sogar die Tabelle der Oberliga vor dem WSV anführte. Neben seiner spielerischen Klasse und seiner Routine zeichnet ihn seine provokante Art aus, mit der er sich regelmäßig den Zorn der gegnerischen Zuschauer, Spieler und Trainer zuzieht. Sie erinnert an die Spielweise, mit der Sascha Rößler zu Werke ging. Und wie der Ex-Profi, der zuletzt bei Fortuna Düsseldorf spielte, genießt er die Rolle des Hassobjektes auf dem Platz: "Es ist einfach geil, beschimpft und ausgepfiffen zu werden, das motiviert mich noch mehr", sagt er. Der gebürtige Wermelskirchener ist in seiner Fußball-Laufbahn schon viel herumgekommen, schaffte den Aufstieg in die 2. Liga und war Deutscher A-Jugend-Meister.

Schmidt begann seine Karriere beim SSV Dhünn, schoss in einer Saison 99 Tore und wurde von Bayer Leverkusen entdeckt. Über den Zweitligisten SV Wehen, den Drittligisten VfL Osnabrück sowie Viktoria Köln, Sportfreunde Lotte, Darmstadt 98 und den Wuppertaler SV kam er nach Meerbusch. Schmidt spielte auch für die U 18-, U19- und U21-Nationalmannschaften; beim Debüt für die U21 wurde er bei einem Spiel gegen die Türkei für Thomas Müller eingewechselt. Beim TSV fühlt er sich pudelwohl. "Der Saisonverlauf ist einfach überragend, wir haben jetzt schon die Hälfte der Punkte, die wir am Ende der Saison für den Klassenerhalt brauchen und eine tolle Euphorie entfacht. Es kommen immer mehr Zuschauer zum Training und zu den Spielen", sagt er. "Am Anfang habe ich gedacht, dass es für mich sehr schwer werden würde in der eingeschworenen Gemeinschaft. Aber die Jungs haben es mir sehr leicht gemacht. Das Team ist für mich wirklich wie eine große Familie."

(RP)
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