Meerbusch Es stinkt wieder

Meerbusch · Auf Meerbuschs Feldern wird zurzeit Gülle ausgetragen. Bürger protestieren. Lohnunternehmer Frank Neukirchen aus Meerbusch erklärt, warum Gülle aus Holland kommt und wie kontrolliert wird.

 Ein Trecker auf einem Feld an der Meerbuscher Stadtgrenze, dahinter Gülletransporter - auch in Meerbusch wird jetzt wieder Gülle ausgefahren.

Ein Trecker auf einem Feld an der Meerbuscher Stadtgrenze, dahinter Gülletransporter - auch in Meerbusch wird jetzt wieder Gülle ausgefahren.

Foto: Ulli Dackweiler

Es liegt was in der Luft, ein ganz besonderer Duft: Mehrere Bürger haben sich in den vergangenen Tagen bei unserer Redaktion gemeldet und kritisiert, dass sogar Gülle aus den Niederlanden nach Meerbusch gefahren und hier auf den Äckern verteilt wird. Gestern wurde die Gülle etwa am Rhein im Bereich des Modellflughafens verteilt. Anlieger wie der Meerbuscher Bürger Hajo Schäfer, Betreiber der Rheinfähre in Langst-Kierst, sind verunsichert. Schäfer fragt sich, ob die Landwirte durch die Behörden ausreichend geprüft werden. Als er zuletzt mehrere Gülle-Lkw aus den Niederlanden auf den Rheinwiesen sah, rief er Ordnungsamt und Landesumweltamt an - dort fühlte er sich in seiner Skepsis nicht verstanden.

Immer wieder Streit um die Gülle. Unsere Redaktion fragte gestern bei Frank Neukirchen nach. Der Meerbuscher Lohnunternehmer bringt auch Gülle aus den Niederlanden auf die Meerbuscher Felder und erklärt seine Arbeit.

Wer kontrolliert, was auf den Feldern landet? Frank Neukirchen verweist auf ständige Prüfungen, denen sich die Landwirte unterziehen müssten. Der Landwirt selbst nehme Bodenproben, um den Nährstoffbedarf, also den Bedarf an Dünger für seinen Boden, zu ermitteln. Die Ergebnisse müsse er aufzeichnen und der Landwirtschaftskammer sowie im Einzelfall der Unteren Wasserbehörde beim Rhein-Kreis Neuss vorlegen. In Meerbusch gebe es zudem eine Wasserschutzzonenkooperation mit den Stadtwerken Krefeld, Willich und den Wirtschaftsbetrieben Meerbusch. Die Belastung mit Nitrat im Boden - Folge der Gülle - sei in Meerbusch nicht zu hoch. "Das Grundwasser muss hier nicht aufwendig aufbereitet werden", sagt Neukirchen. Er verweist darauf, dass die Pflanzen Nitrat zum Wachsen brauchen. "Es ist alles eine Frage der Dosierung."

Warum muss Gülle aus den Niederlanden in Meerbusch aufgebracht werden? Für Frank Neukirchen ist dies Teil eines Nährstoffkreislaufs. Während die Niederlande und das Münsterland einen hohen Anteil an Viehhaltung haben, sei das Rheinland durch Pflanzenanbau geprägt. Pflanzen, die wiederum an Tiere verfüttert würden. Der Niederrhein und das Rheinland hätten also einen Bedarf an Nährstoffen, der durch die Niederlande und das Münsterland gedeckt werden kann. Das Futtergetreide würde dann wieder in die Region Venlo gebracht, wo es an die Tiere verfüttert wird.

Stinkt es mehr als früher? Lohnunternehmer Frank Neukirchen sagt: "Nein, durch neue Technik ist der Geruch bereits reduziert worden." Sein Betrieb, der auf vielen Feldern in Meerbusch Gülle ausfahre, habe hohe Beträge in neue Technik investiert. So werde die Gülle auf Äckern beispielsweise direkt in den Boden eingetragen, nicht wie früher einfach auf dem Feld verteilt und dann eingegraben. "Dadurch riecht es weniger." Durch neue Technik würde auch auf den Wiesen die Gülle nicht mehr durch die Luft gewirbelt, sondern direkt auf die Wiese gebracht. Neukirchen verweist zudem auf GPS-gesteuerte Fahrzeuge mit computergesteuerter Ausbringung, die dafür sorgen, dass stets exakt die exakten Mengen gefahren werden.

Was riecht man? "Der Geruch ist natürlich trotzdem unangenehm für die Bevölkerung", räumt Neukirchen ein. Was man rieche, seien aber Nährstoffe für die Pflanzen, Ammoniak, ein riechendes Gas, das die Pflanze benötige. Noch bis vor zehn Jahren sei synthetischer Dünger aufgetragen worden, heute würde organische Gülle aufgetragen. "Wir betreiben jetzt Kreislaufwirtschaft, können auf Kunstdünger verzichten", sagt Frank Neukirchen.

Warum wird die Gülle jetzt gefahren? Die Kulturpflanzen brauchten die Gülle jetzt zum Wachstum, argumentiert Frank Neukirchen. "Der Hauptnährstoffbedarf liegt im Frühjahr."

(RP)
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