Meerbusch "Er fehlt mir" - Besitzer von Papagei Jocki trauert

Meerbusch · Wolfgang van Helden (75) hat 55 Jahre mit seinem Papagei Jocki verbracht, das Tier konnte sogar mit ihm sprechen. Seit Samstag ist die Voliere leer. Der Handel mit Graupapageien lohnt sich, sagt der Zooexperte.

 Wolfgang van Hehlen zeigt auf den leeren Vogelkäfig, in dem bis Samstag sein Graupapagei lebte. Diebe haben Jocki gestohlen.

Wolfgang van Hehlen zeigt auf den leeren Vogelkäfig, in dem bis Samstag sein Graupapagei lebte. Diebe haben Jocki gestohlen.

Foto: Ulli Dackweiler

Als Nestjunges ist Graupapagei Jocki zu Wolfgang van Helden (75) gekommen. Kurz nach der Hochzeit mit Ehefrau Hanne (76) zog er in die Wohnung der beiden am Hohegrabenweg in Büderich ein. Die Kinder des Paares sind mit Jocki aufgewachsen. Genau wie der Rentner selbst. "Als ich ein Kind war, hatten wir einen Papageien. Deswegen wollte ich nach unserer Hochzeit auch einen anschaffen", erzählt er unserer Redaktion.

Doch nun ist Jocki weg. Am vergangenen Wochenende, in der Nacht von Freitag auf Samstag, haben Unbekannte seinen Vogel aus der Voliere im Garten gestohlen. Als van Helden seinem Vogel morgens Futter bringen wollte, war er nicht mehr da, aber die Tür war wieder so verschlossen, wie er sie am Abend verlassen hatte. "Morgens kriegt Jocki immer ein bisschen Knäckebrot mit Frischkäse als Leckerli. Das ist so eine Angewohnheit." Van Helden hat die Voliere bisher nie mit einem Schloss gesichert. "50 Jahre lang war ja nichts", sagt er. Er hätte sich nie vorstellen können, dass es jemand auf sein Tier abgesehen haben könnte. Die Kreispolizei Neuss geht von Diebstahl aus.

 Jocki wurde aus seinem Käfig gestohlen.

Jocki wurde aus seinem Käfig gestohlen.

Foto: ""

Johannes Pfleiderer, Kurator im Duisburger Zoo, wundert das nicht. "Es gibt einen Schwarzmarkt für Papageien", sagt er. Biologen zählen zwei Arten des Graupapageis: den Kongo- und den Timneh-Graupapagei. Seit 1981 stehen sie auf der Liste des Washingtoner Artenschutzabkommens. Für Kongo- Graupapageien verlangen private Halter auf dem Kleinanzeigenportal Ebay im Internet bis zu 1000 Euro. Immer wieder werden seltene Papageienarten entwendet. Zuletzt machte ein Diebstahl im Krefelder Zoo Schlagzeilen. Mitte Dezember hatten Unbekannte zwei Hyazinth-Aras gestohlen. Von ihnen fehlt jede Spur.

"Menschen mögen Papageien wegen ihres Charakters und der Möglichkeit zur Interaktion", sagt Pfleiderer. Auch Jocki kann menschliche Laute nachahmen. "Als wir ihn bei uns in der Küche im Käfig gehalten haben, hat Jocki viel mit uns geredet", erzählt van Helden. "Irgendwann hat sich meine Frau über den Dreck beschwert, und da haben wir ihm ein Gehege im Garten gebaut." Mehrmals am Tag hat van Helden seinen Papageien im Garten besucht und sich mit ihm unterhalten. "Jocki lieb" und "Jocki komm her", waren Sätze, die der 55-jährige Papagei sprach.

Tiere, die einzeln gehalten werden und an Menschen gewöhnt sind, lernen, ihre Laute nachzuahmen, sagt der Zookurator. Auch das Alter des Papageien verblüfft ihn nicht. "Große Papageienarten wie Kakadu oder Ara können mehr als 100 Jahre alt werden. Bei guten Haltungsbedingungen können auch kleinere Tiere wie Jocki sehr alt werden."

Die guten Haltungsbedingungen könnten der Grund gewesen sein, warum die Täter es auf diesen Graupapagei abgesehen hatten. "Wildfänge haben Probleme mit Krankheiten oder wurden beim Fang verletzt", sagt der Zooexperte. Sie müssten sich an die Gefangenschaft gewöhnen, ein zahmer Papagei sei ein geringeres Risiko für die Hehler. Die Tiere würden sogar mit gefälschten Papieren ins Ausland verkauft.

Wolfgang van Helden ist traurig. "Er fehlt mir." Er denkt nicht, dass er Jocki noch einmal wiedersieht.

(RP)
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