Meerbusch Einbrecherjagd - mit Hilfe der Bürger

Meerbusch · Die Kreispolizei möchte Bürgern die Scheu nehmen, den Notruf 110 zu wählen. Gerade bei der Jagd auf Einbrecher kommt es auf schnelle Hinweise an, damit Verbrecher geschnappt werden können. Dafür gibt es positive Beispiele.

 Dienstgruppenleiter Uwe Schmidt und Polizeioberkommisarin Melanie Storch in der Leitstelle der Polizei.

Dienstgruppenleiter Uwe Schmidt und Polizeioberkommisarin Melanie Storch in der Leitstelle der Polizei.

Foto: woi

Mit den elf Prozent ist in diesem Raum niemand zufrieden. Elf Prozent - das ist die aktuelle Aufklärungsquote bei Einbruchsdelikten im Rhein-Kreis Neuss, und das lässt Luft nach oben. Um mehr Täter zu schnappen, setzt die Kreispolizei auf Unterstützung aus der Bevölkerung - und will die Scheu davor nehmen, dass Zeugen die 110 wählen. "Einbrüche lassen sich am besten mit Hinweisen aus der Bevölkerung aufklären. Wer etwas Verdächtiges bemerkt, sollte zum Hörer greifen und die Polizei informieren - und zwar möglichst sofort", sagt Abteilungsleiter Detlef Gernandt. Dabei ist die Zahl der Notrufe über die 110 hoch: 55.000 sogenannte außenveranlasste Einsätze - etwas mehr als im Jahr zuvor - hatte die Polizei im vergangenen Jahr.

Zu den außenveranlassten Einsätzen zählt alles, was über Notruf in der Leitstelle der Kreispolizei aufschlägt - vom Verkehrsunfall über die Meldung von Straftaten wie Raub und Diebstahl bis hin zum Einbruchsverdacht. "Im Schnitt gehen 150 Notrufe pro Tag bei uns ein", sagt Achim Glaubitz, Erster Polizeihauptkommissar. Mit Blick auf Einbrüche und Zeugenhinweise ist jedoch eine andere Zahl entscheidend: die der Einsätze aufgrund verdächtiger Feststellungen. Dazu zählt alles, was Bürger bei der Polizei melden - von Autos, die verdächtig erscheinen und deren Fahrer langsam durch eine Wohngegend kurven, bis hin zu Personen, die sich merkwürdig verhalten und möglicherweise ein Haus ausspionieren.

Zwischen Januar und Mitte Oktober gab es mehr als 4200 Einsätze aufgrund solcher Meldungen. Auch wenn sich die Ursache häufig als harmlos herausstellt - vom Schrottsammler bis hin zum Ortsunkundigen, der tatsächlich nur eine Adresse sucht - lohnt ein Blick in die Einsatzberichte. "Aufgrund der Zeugenhinweise kam es zu mehr als 300 Strafanzeigen und in 83 Fällen zu Festnahmen", sagt Polizeioberkommissarin Melanie Storch. Mitunter wurden auch mehrere Tatverdächtige im Zuge eines Einsatzes geschnappt. Die Hinweise, die per Notruf in der Leitstelle aufschlagen, machten dies oft überhaupt erst möglich - und das gilt gerade mit Blick auf Einbruchsdelikte. "Die Täter sind in der Regel mobil und schnell unterwegs", sagt Achim Glaubitz. "Wenn Zeugen etwas beobachten und uns sofort informieren, erhöhen sich die Chancen, die Täter zu erwischen."

Um zu verdeutlichen, wie die Polizei arbeitet, erklärten die Beamten gestern die Arbeit in der Leitstelle. Das Ziel: Abläufe transparent machen, mit Vorurteilen aufräumen und den Bürgern die Angst vor dem Notruf nehmen. Denn die gebe es, so die Beamten, offenbar immer noch. "Dabei kann jeder Hinweis entscheidend sein", betont Gernandt. So oft der Spruch auch schon bemüht worden sei - "lieber ein Anruf zu viel als einer zu wenig" gelte im Polizeialltag nun mal tatsächlich. Gernandt führt Beispiele an. Eins davon ist dies: Im Juli hätten Zeugen in Neuss zwei Einbrecher an einem Mehrfamilienhaus an der Further Straße beobachtet, die Polizei verständigt und den Beamten mitgeteilt, wohin die Täter flüchteten. "Wir haben daraufhin einen 22 und einen 27 Jahre alten Mann festnehmen können", sagt Gernandt. "Wir können nicht überall im Kreis ständig präsent sein, aber solche Hinweise geben uns die Chance, an die Täter heranzukommen, bevor sie sich aus dem Staub gemacht haben."

Die Polizei fragt beim Notruf schnell die für sie relevanten Informationen ab, denn gerade bei der Jagd nach Einbrechern ist Zeit ein entscheidender Faktor. "Ein Anruf von Anwohnern, man habe in der vergangenen Nacht etwas Verdächtiges beobachtet, kommt hingegen leider in der Regel einfach viel zu spät", sagt Melanie Storch.

(RP)
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