Serie Vater & Sohn Ein Familienbetrieb seit 40 Jahren

Meerbusch · Wenn der Sohn in die Fußstapfen des Vaters tritt, ist das Anlass zur Freude, kann aber auch Konflikte bedeuten. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den Generationen? Zum Auftakt ein Fachgeschäft, das heute 40 Jahre alt wird.

 Vater Josef und Sohn Peter Lenzen: Der eine hat das Unternehmen gegründet, der andere führt es weiter. Heute lädt die Familie zum 40-jährigen Bestehen nach Ossum-Bösinghoven ein.

Vater Josef und Sohn Peter Lenzen: Der eine hat das Unternehmen gegründet, der andere führt es weiter. Heute lädt die Familie zum 40-jährigen Bestehen nach Ossum-Bösinghoven ein.

Foto: Ulli Dackweiler

Am grünen Ende einer Sackgasse in Ossum-Bösinghoven stößt man auf das Elektro-Fachgeschäft Lenzen. Beim Aussteigen aus dem Auto erschnuppert die Nase für einen Moment würzigen Tannenduft. Idyllisch. Aber wahrhaftig keine Lauflage. Und doch floriert das 1976 von Josef Lenzen gegründete und seit 2009 von seinem Sohn Peter Lenzen geführte Unternehmen an diesem Platz schon seit 40 Jahren. Genau heute wird der runde Geburtstag bei Sekt und Häppchen zusammen mit den Kunden gefeiert. Hübsche Idee zum Jubiläum: Wer heute die älteste Rechnung aus dem Elektro-Fachgeschäft vorweisen kann, gewinnt ein schickes kleines Radio.

"Ich wohne und arbeite hier schon mein Leben lang", erzählt Josef Lenzen (63). "Und ich bin glücklich, meine ganze Familie mit inzwischen sechs Enkelkindern in unmittelbarer Nachbarschaft um mich zu haben."

Zwei Jahre nach der Meisterprüfung hatte sich der Radio- und Fernsehtechniker selbstständig gemacht. "Kurz vorher konnte ich beim Schützenfest in Bösinghoven schon meine zwei ersten Fernsehapparate verkaufen, da war ich mächtig stolz", sagt er. "Es war kein Nachteil, dass mein Laden etwas abseits liegt. Ich kam ja meist zu den Leuten ins Haus, um Reparaturen an ihren Geräten durchzuführen. Und bald sprach es sich herum, dass man sich auf mich verlassen kann."

Josef Lenzen spezialisierte sich auf Antennenbau, Hifi-Anlagen und Unterhaltungselektronik. In seinem Haus gab es schon damals ein mittlerweile stark vergrößertes Ladenlokal. Tochter Simone und die Zwillingssöhne Peter und Lutz wuchsen in dem Geschäftshaushalt auf. Doch nur eines der Kinder zeigte Interesse, in die Fußstapfen des Vaters zu treten - Peter. "Ich hatte Spaß daran, mitzuhelfen", erzählt er. "Die Antennen sahen aus wie Christbäume, die musste man total aufwendig auf den Dächern installieren, da war eine Hand mehr Gold wert." Seine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker (später wurde der Beruf in Informationstechniker umbenannt) machte er im Betrieb des Vaters. "Er hielt sich weitgehend heraus, ein weiterer Meister, der damals bei uns beschäftigt war, kümmerte sich um mich", erzählt Peter Lenzen, dem die Arbeit in der Werkstatt gut gefiel: "Vor allem das Reparieren war cool. Du sitzt da, der Lötkolben glüht. Und hinterher sind die Leute begeistert, wenn ihre Geräte wieder laufen." Die Zusammenarbeit von Vater und Sohn klappte gut. "Konflikte? Ja, die gab es natürlich auch", berichtet Peter Lenzen (38). "Manchmal wurde darüber gesprochen." Er lacht. "Und manchmal auch nicht. Da ist der Krach von allein wieder verflogen." Seine Geschwister hätten sich oft gewundert, wie gut er mit seinem Vater ausgekommen sei. Der wiederum betont, es wäre ihm nicht schwergefallen, das Geschäft an Peter abzugeben, vier Jahre nach dessen Meisterprüfung. Bis heute steht er ihm mit Rat und Tat zur Seite, bedient die Kundschaft am Telefon und packt auch in der Werkstatt noch mit an. Sind beide Männer unterwegs, hält Peters Frau Yvonne die Stellung und hat damit die Rolle ihrer Schwiegermutter übernommen.

Die zunehmende Konkurrenz durch Mediamärkte und Internet spürt auch Peter Lenzen: "Viele denken, dort ist es billiger als im Fachhandel. Dennoch konnte ich bisher Jahr für Jahr etwa 100 neue Kunden gewinnen, allein durch Mundpropaganda." Es ginge ja auch um den Service: "Und wenn dann etwas kaputt ist, kommt man sowieso auf uns zurück."

(RP)
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