Meerbusch Die Zeit der heimischen Erdbeeren naht

Meerbusch · Jetzt ist es wieder soweit: Die ersten Früchte aus eigenem Anbau werden zum Verkauf angeboten. Die Hauptsaison dauert bis Ende Juni. Bei der Ernte sind zig Saisonarbeiter aus Osteuropa dabei

 Albert Bacher auf seinem 700 000 Quadratmeter großen Erdbeerfeld in Bovert. "Am besten wird in der Frühe gepflückt", sagt er.

Albert Bacher auf seinem 700 000 Quadratmeter großen Erdbeerfeld in Bovert. "Am besten wird in der Frühe gepflückt", sagt er.

Foto: Ulli Dackweiler

Erdbeeren sind schon seit längerem zu haben. In der Regel handelt es sich dabei um Importware. Jetzt sind aber auch wieder die roten Früchtchen aus heimischem Anbau zu kaufen. "Ab morgen wird geerntet", sagt Frank Mertens. Der Obstbaumeister aus Willich, der auch einen Betrieb in Meerbusch-Lank hat, baut auf einer Fläche von rund 20 Hektar Erdbeeren an - auf diesem Areal wachsen mehr als 720 000 Pflanzen. Das frühsommerliche Wetter der vergangenen Tage hat dazu beigetragen, dass schon in diesen Apriltagen geerntet werden kann. "Ohne Sonne werden die Früchte nicht reif", sagt Albert Bacher aus Bovert. Er hat ein 700 000 Quadratmeter großes Erdbeerfeld direkt hinter seinem Hof - und beginnt mit der Ernte voraussichtlich erst im Mai. Ob die Preise für die roten Früchtchen steigen werden oder konstant bleiben, ist noch offen. "Auch hierbei spielt das Wetter eine entscheidende Rolle", sagt Mertens. Ein starkes Gewitter oder ein heftiger Hagelsturm kann großen Schaden anrichten. Je mehr Erdbeerpflanzen dann beschädigt sind, desto geringer wird die Ernte. Entsprechend hoch sind dann die Kosten, die für 500 Gramm Erdbeeren aus dem heimischen Anbau fällig werden.

Für die Ernte rücken wieder zig Helfer an. Auf dem Obsthof Mertens sind rund 100 Saisonarbeiter tätig, bei Bacher sind es sieben. Die Erntehelfer stammen aus Osteuropa. "Die Polen und Rumänen, die wir beschäftigen, kommen schon seit Jahren zu uns", berichtet Mertens. Alle bekommen für eine Arbeitsstunde 7,40 Euro (im Osten: 7,20 Euro) - dieser Betrag gilt seit diesem Jahr erstmals als tariflicher Mindestlohn in der Land- und Fortwirtschaft sowie im Gartenbau.

Mit dieser Tarifeinigung, die im vergangenen Jahr Gewerkschaft und Arbeitgeberseite erzielt hatten, werden die Löhne schrittweise an den gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro herangeführt. Das Mindestlohngesetz sieht eine Anpassungszeit bis Ende 2017 vor - diese Zeit nutzen die Tarifparteien. Die Löhne klettern im Westen weiter auf 8 Euro zum Jahresbeginn 2016 (7,90 Euro im Osten) und dann auf 8,60 Euro bundeseinheitlich Anfang 2017. Ab 1. November 2017 gilt dann ein Mindestlohn von 9,10 Euro für Beschäftigte in der Land- und Forstwirtschaft. Aus Sicht des Gesamtverbands der Deutschen land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände wird es als Folge dieser Lohnanhebung einen deutlichen Abbau bei den Saisonarbeitern geben - und in der Folge mehr Importe von Waren aus Rumänien, Polen oder Griechenland.

Ob es dazu kommen wird oder nicht, das ist derzeit noch Spekulation. Fest steht: Jetzt beginnt erst einmal wieder die Erdbeersaison auch in Meerbusch und Umgebung. "Am besten wird in der Frühe gepflückt", sagt Bacher. In seinem Hofladen sind dann schon kurz nach der Ernte die roten Vitaminbömbchen zu kaufen. Etwas aus der Mode gekommen ist laut Bacher, dass Verbraucher selbst zum Erdbeerpflücken vorbeikommen. "Das war mal eine Zeit lang ein Trend, wird aber inzwischen kaum noch nachgefragt", sagt auch Mertens.

Bei beiden Landwirten ist ein Selberpflücken inzwischen nicht mehr möglich. Mit dazu beigetragen hat auch die Beobachtung, dass viele der Verbraucher mit den Pflanzen nicht so recht umzugehen wussten. "Die Hauptsaison für heimische Erdbeeren dauert bis Ende Juni", erklärt Mertens.

Das heißt aber bekanntlich nicht, dass es dann mit den roten Früchtchen vorbei ist: "Bis Anfang November gibt es noch Erdbeeren, wenn auch mit Abstand weniger als zur Hauptsaison."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort