Meerbusch Die letzten Bürgermeister des Amtes Lank

Meerbusch · Bis zur Stadtgründung 1970 hatte in den sechs Gemeinden des Amtes Lank der jeweilige Bürgermeister das Sagen. Wir stellen die letzten Amtsträger vor.

Meerbusch: Die letzten Bürgermeister des Amtes Lank
Foto: Christoph Erhardt / Stadtarchiv Meerbusch

Fast ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit die letzten Bürgermeister der sechs zum Amt Lank gehörenden Gemeinden - Lank-Latum, Langst-Kierst, Nierst, Ossum-Bösinghoven, Ilverich und Strümp - ihre Arbeit niederlegten. Trotzdem können sich viele Bürger noch an die Männer erinnern, die sich in den Jahren zwischen 1956 und 1970 um das Wohl ihrer Gemeinden und damit ihrer Heimat verdient machten.

Einer, der von Geburt an in Meerbusch zu Hause war, ist Josef Kohtes. Für seine Töchter Adelheid Jürging und Marietta Rompelberg sind die Erinnerungen präsent: "Wir sind stolz auf einen so tüchtigen Vater", sagen sie. Kohtes war von 1958 bis zur Stadtgründung Strümper Bürgermeister und plädierte stets für eine gemeinsame Bewältigung von Problemen. An sein Wirken erinnert eine nach ihm benannte Straße.

"Auch nach der Stadtgründung schlug sein Herz an erster Stelle für Strümp", sagt Michael Regenbrecht. Der Meerbuscher Stadtarchivar bemühte sich im Auftrag des Heimatkreises Lank um "biografische Skizzen" über die letzten Bürgermeister des Amtes Lank. Einfach war das nicht: "Die Quellenlage ist mehr als unbefriedigend." Schließlich setzte er aus Protokollen der Gemeinden, Zeitungsartikeln und Erzählungen Puzzleteile zusammen. Das entstandene Ganze zeigt, dass jeder Bürgermeister seinem Amt die eigene Handschrift aufgedrückt hat. Dazu berichtet Willi Bolten, Sohn von Stephan Bolten, der ab 1961 Bürgermeister in Ilverich war: "Die Politik war ein Hobby meines Vaters, das er sehr ernst nahm. Er hatte viel Arbeit und nicht alles war einfach. Das ging auch an die Substanz."

Nicht nur in dieses Amt brachte der Landwirt Erfahrung und Wissen ein: Der Dienst am Nächsten stand für Bolten an erster Stelle. Damit wuchsen die Aufgaben. Das sah bei Josef Tovornik, 1961 bis 1970 Bürgermeister Lank-Latum, nicht anders aus. "Er war selten zu Hause, unterstützte die Jugendarbeit der Vereine und hielt die Tradition ganz hoch", erinnert sich Sohn Helmut Tovornik. Vater Josef ist als "Lanker Polit-Urgestein" in die Geschichte der Gemeinde Lank-Latum eingegangen, verband als Holzkaufmann Beruf und Politik. Seiner Initiative sind auch der Schulbau in Lank, die Modernisierung der Amtsfeuerwehr, das Klärwerk, der Sportplatz und der Friedhof zu verdanken. Nach Josef Torvornik ist nicht nur eine Lanker Straße benannt, er wurde auch mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Diese Ehrung des Bundespräsidenten wurde Heinrich Münker ebenfalls zu teil. Ab 1961 leitete er die Geschicke in Langst-Kierst und wirkte nach dem Leitspruch: "Tue recht und scheue niemand." Das machte sich bei seinem Beruf als Landwirt und den kommunalpolitischen Aktivitäten ebenso bemerkbar wie bei der Bewältigung seiner Aufgaben in Vereinen und Institutionen. "Trotzdem hatte er aber auch für uns Zeit", erzählt Ludger Münker, jüngstes der fünf Münker-Kinder.

Ohne Nachwuchs dagegen meisterte Peter Kreutzer in Nierst seine Aufgaben, die das Bürgermeisteramt (ab 1956) sowie die fördernde und aktive Mitgliedschaft in der gesamten Vereinslandschaft mit sich brachten. Als "Youngster" unter den letzten Bürgermeistern gilt Rüdiger Selter. 1930 in Dortmund geboren, kam er 1960 aus beruflichen Gründen nach Düsseldorf und ins Eigenheim in Ossum-Bösinghoven. Bereits vier Jahre später wurde er als Bürgermeister gewählt und war damit eng mit dem intensiven Siedlungsbau beziehungsweise dem Wandel eines landwirtschaftlich orientierten Orts hin zu einer Wohngemeinde beteiligt.

Mit diesen bis heute nachwirkenden Veränderungen in den Gemeinden bleibt das ehrenamtliche Engagement der ehemaligen Gemeindevorsteher auch um Heimatbrauchtum, Kultur und Vereine bedeutsam. Bereits im Vorfeld haben sie alle an der erfolgreichen Entwicklung der jungen Stadt Meerbusch mitgewirkt. "Sie haben die Geschicke der Rechtsvorgängergemeinden seit 1945 maßgeblich geprägt", erinnert Stadtarchivar Michael Regenbrecht. Und sie haben dazu beigetragen, auch Menschen eine Heimat zu geben, die nicht hier geboren sind.

(RP)
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