Serie Mein Verein Der Verein, in dem halb Nierst dabei ist

Meerbusch · Seit 1905 sorgen die Karnevalisten des Vereins "Kött on Kleen" auf den Nierster Straßen für buntes Treiben. Vor gut 40 Jahren trat Hermann-Josef Schrills in den Verein ein. Auch sein Vater war Mitglied — und seine Enkel sind es auch

 "Wenn man in Nierst wohnt, gehört es quasi dazu, Mitglied bei ,Kött on Kleen' zu sein", sagt Hermann-Josef Schrills.

"Wenn man in Nierst wohnt, gehört es quasi dazu, Mitglied bei ,Kött on Kleen' zu sein", sagt Hermann-Josef Schrills.

Foto: Ulli Dackweiler

Mehr als 40 Jahre lang kennen sie sich schon: Hermann-Josef Schrills, mit 16 Jahren in den Karnevalsverein "Kött on Kleen" eingetreten, und Pajas, der Clown, der jede Session an der Spitze des Nierster Rosenmontagszugs voranschreitet. Die Bekanntschaft zwischen der Familie Schrills und der Nierster Kultfigur umfasst jedoch nicht nur die Generation des 60-Jährigen: "Mein Vater, meine Söhne, mein Schwiegersohn und meine Enkel — alle sind eingetreten", erzählt der Jecke. "Und alle waren mit 13 Jahren Kinderprinz."

Damals wie heute gibt es für den Jecken gar keine Alternative: "Wenn man in Nierst wohnt, gehört es quasi dazu, Mitglied bei ,Kött on Kleen' zu sein."

Wobei nur die männlichen Einwohner in den Verein eintreten können. Das ist auf die Geschichte von "Kött on Kleen" zurückzuführen: 1905 wurde der Verein von sechs Junggesellen gegründet. Nach einer achtjährigen Unterbrechung während des Zweiten Weltkrieges änderten die damaligen Jecken das Statut nur dahingehend, dass auch verheiratete Männer eintreten dürfen. "Sonst wäre ,Kött on Kleen' nicht überlebensfähig gewesen", erklärt Schrills. "Momentan haben wir mit 160 Mitgliedern solche Sorgen nicht mehr." Doch Frauen durften damals und dürfen noch heute nicht Mitglied werden. "Hiermit bewahren die die Tradition", begründet der Karnevalist diese Praxis. Wobei es ganz ohne das weibliche Geschlecht dann doch wieder zu langweilig wäre. Mit einem Lächeln im Gesicht sagt der Jecke:"Beim Feiern sind die Frauen herzlich willkommen."

Einen eigenen Wagen für den Rosenmontagszug zu bauen, ist somit nur den Männern vergönnt: "Ich freue mich jedes Jahr auf die Zeit, in der ich zusammen mit meinen Kumpels an unserem Gefährt werkel", erzählt Schrills. Der Rosenmontag ist für ihn ohnehin der schönste Tag in der Karnevalssession: "Von 9 bis 17.30 Uhr ist der ganze Ort auf den Beinen." Damit haben die Nierster den längsten Zug in ganz Deutschland — und einen, der zwar auch Süßigkeiten verteilt, aber im Gegenzug Bratwürste einsammelt. Beim Ziehen durch die Ortsstraßen nimmt Pajas von den Nierster Bürgern die Fleischware entgegen. Seit den 1960er Jahren werden die auf dem Wurstwagen, dem "Wooschwaarels", transportiert. "Früher hing die Wurst an einer Holzstange, dem ,Wooschstaak'. Geblieben sind bis heute die zwei Köche, denen Pajas die Wurst bringt." 2009 wurde dem Clown auf dem Platz vor der Alten Schule in Nierst ein Bronze-Denkmal mit Brunnen gesetzt.

Früher liefen noch weitere Dinge ganz anders. Josef Schrills erinnert sich: "In den 50er Jahren musste der damalige Festsaal aufgeben werden. Statt in eine Nachbargemeinde umzuziehen, entschied sich ,Kött on Kleen' für ein beheizbares Zelt." Von einer Celluloidfabrik aus Lank wurden Heizungsrohre installiert, die den heißen Dampf ins Zelt leiteten. "Das war eine richtig mühselige Arbeit und nur möglich, weil die Landwirte in den Wintermonaten nicht viel zu tun hatten und uns aushalfen."

Das Wesentliche hat sich aber nicht geändert — etwa die Gründe dafür, Mitglied bei "Kött on Kleen" zu sein. Hermann-Josef Schrills erklärt: "Ich habe eben Spaß an der Freud. Und Karneval macht Freude." Was für ihn aber noch mehr zählt: "Karneval verbindet: Junge und Alte, eingessene Nierster und Zuzügler." So sei dann auch der Vereinsname zu verstehen: ",Kurz und klein' steht für die Offenheit und das fröhliche Beisammensein bei uns."

Die Mitgliedschaft bei "Kött on Kleen" kostet 35 Euro pro Jahr. Das Mindestalter beträgt 16 Jahre. Außerdem muss man seinen Wohnsitz in Nierst haben. Der Eintritt ist zweimal im Jahr möglich: bei der Generalsversammlung und bei der Kleinfastnacht. Vorausgesetzt, man ist keine Frau.

(RP)
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