Meerbusch "Der Tiger" hängt jetzt in Osterath

Meerbusch · Der Osterather Grafikdesigner Joachim von Massow holte sich ein in der Schulzeit in Bocholt gemaltes Türgemälde zurück und besorgte eine Ersatztür.

 "Der Tiger" hat jetzt einen Ehrenplatz im Ostertaher Heim von Joachim von Massow.

"Der Tiger" hat jetzt einen Ehrenplatz im Ostertaher Heim von Joachim von Massow.

Foto: mgö

Seit einigen Monaten ist das Ölbild dort, wo es hingehört - im Zuhause von Marianne und Joachim von Massow. Es ist ein Werk aus seiner Bocholter Schulzeit, sein erster Versuch der Ölmalerei im dortigen St. Georg-Gymnasium. "Jahrzehnte hatte ich nicht mehr daran gedacht, hatte es nicht mehr im Kopf", erzählt von Massow. Schließlich ist es 58 Jahre her, seit er das Kunstwerk gemalt hat. Dass er es jetzt wieder hat, ist reiner Zufall: "Meine Frau und ich waren in Bocholt, dem Ort meiner Schulzeit. Beim Bummeln durch die Stadt kamen wir an dem historischen Rathaus ganz in der Nähe meiner Schule vorbei. Erinnerungen wurden wach - auch an das Türgemälde, den Tiger. Doch hielt ich es für unwahrscheinlich, dass das von mir 1959 gemalte Ölbild noch existierte."

Trotzdem nahm von Massow die Gelegenheit wahr, ging in die Schule und erzählte Hilke Smidt die Geschichte. Die stellvertretende Schulleiterin zeigte sich skeptisch. Die Schule sei komplett renoviert worden sagte sie. "Meine Bedenken, dass die Schranktür mit dem Bild längst entsorgt oder übermalt wurde, wuchsen", erzählt von Massow.

Voller Erwartung suchten die Besucher den im Dachgeschoss liegenden Kunstsaal auf, der als einziger Raum noch nicht renoviert war und genauso aussah, wie vor 58 Jahren. "Doch die gesuchte Schrankwand war nicht zu sehen und die Enttäuschung groß", sagt der heute 73-Jährige. Als er aber hörte, dass vor einigen Jahren eine Wand eingezogen worden war, ließ er sichdurch eine Tür im hinteren Teil des Kunstraums führen und entdeckte dort den Einbauschrank für die Malutensilien und den aufgemalten Tiger. Er war überwältigt: "Welch' ein emotionaler Moment."

Sofort kamen die Erinnerungen an den damaligen Kunstlehrer Heisig auf, der einigen Schülern die Ölmalerei näherbringen wollte. Der 15-jährige von Massow war sofort dabei. Als Motiv entschied er sich für das 1912 von Franz Marc gemalte weltbekannte Bild "Der Tiger". Der Schüler setzte sich mit Begeisterung ans Werk und malte auch außerhalb des Kunstunterrichts. Während die Mitschüler in Freistunden Fußball spielten, nahm er den Pinsel in die Hand. Noch heute erinnert er sich an seine damaligen Gedanken: "Ich hätte gern Kunst und Musik studiert."

Nach einem halben Jahr schließlich war der, von den Mitschülern "singender Maler" genannte junge Künstler mit dem Ergebnis zufrieden und sein Kunstlehrer voll des Lobes. Noch heute sieht es der studierte Grafikdesigner und Werbeprofi als Privileg an, ausgewählt worden zu sein, den Kunstschrank zu bemalen: "Schließlich war Ölfarbe sehr teuer." Dass seine Arbeit erhalten blieb, sieht er als Zeichen der Wertschätzung. Umso dankbarer ist er, dass die Schulleitung ihm erlaubte, die bemalte Tür mitzunehmen.

Heute hat "Der Tiger" im Heim einen Ehrenplatz. Und der Schrank in Bocholt hat eine neue Tür bekommen. Sie wurde von dem früher in Meerbusch und heute in Mönchengladbach arbeitenden Restaurator Pasquale Lo Tufo angefertigt. Darauf ist das Ölbild ebenfalls zu sehe, als Fotodruck. Joachim von Massow, der seit 1979 in Osterath lebt, widmet sich heute weiter seinen musischen Neigungen. Er managt das Vocal-Ensemble "Jagobar", ist dessen Lead-Sänger und sorgt als Bauchredner für die Höhepunkte der Shows.

(RP)
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