Meerbusch Der Flussregenpfeifer wird Meerbuscher

Meerbusch · Wegen eines großen Bauprojektes in Düsseldorf-Heerdt soll der vom Aussterben bedrohte Vogel nun nach Büderich ziehen. Am Rheindeich legte die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft eine große Brutstätte an

Meerbusch: Der Flussregenpfeifer wird Meerbuscher
Foto: Andreas Trepte, www.photo-natur.

Die Stadt Meerbusch könnte sich schon bald über ganz besondere neue Bewohner freuen: Der auf der Roten Liste geführte, vom Aussterben bedrohte Flussregenpfeifer soll von Düsseldorf nach Meerbusch umgesiedelt werden.

Hintergrund des aufwändigen Projekts ist die geplante Bebauung des ehemaligen Schieß-Geländes in Düsseldorf-Heerdt, an der Stadtgrenze zu Büderich. Dort entstehen rund 1000 neue Wohneinheiten. "Auf der Industriebrachfläche hatten sich Flussregenpfeifer angesiedelt", berichtet Agrar-Ingenieur Markus Reinders. Sie sind selten geworden, seit es immer weniger natürliche Flussläufe mit Kiesbänken gibt. "Deshalb hatte der Maßnahmenträger die Auflage, auf eigene Kosten eine Ausgleichsfläche zu schaffen."

Spezialist für solche Aufgaben ist die Bonner Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, bei der Reinders als "Bereichsleiter Kompensation und Artenschutz" tätig ist. "Der Flussregenpfeifer braucht kiesige, sandige Brutstätten mit Wasser in der Nähe", erklärt der Experte. "Deshalb fühlt er sich auf ehemaligen Industrieflächen aber auch an Baggerseen sehr wohl."

Aktuell befindet sich der gefährdete Vogel in der Brutzeit. In ganz Deutschland gibt es nach Auskunft des Bundeamtes für Naturschutz zwischen 5500 und 8000 Brutpaare. Zum Vergleich: Beim Kuckuck sind es bis zu 69 000. Die geplante neue Heimat des Flussregenpfeifers am Büdericher Rheindeich, ganz in der Nähe des Landhauses Mönchenwerth, befindet sich nur rund einen Kilometer Luftlinie vom ehemaligen Schieß-Gelände entfernt.

Die Stiftung hat die Fläche erworben, wird sie laut Vertrag mit dem Bauherrn in den kommenden 30 Jahren pflegen. Eine Fläche von 200 Hektar zäunten die Mitarbeiter der Stiftung bereits ein, legten auch eine etwa 200 Quadratmeter große, ebenfalls eingezäunte Kiesblänke an. Viele Spaziergänger fragten sich irritiert, was es mit dem komischen Steingarten auf sich hat. Seit einigen Tagen gibt es eine Infotafel.

Der Kies ist nötig, weil der Flussregenpfeifer zu den Vogelarten zählt, die keinen Nestbau betreiben. Die steingrau bis cremefarbenen Eier versteckt das Weibchen in Mulden. Ob sich bereits erste Flussregenpfeifer in Büderich angesiedelt haben, kann Reinders nicht sagen. "Wir haben aber auf der Fläche bereits Wiesenpieper, Rebhühner, Fasane und Schwarzkehlchen gesehen", berichtet er. "Und auch Rehe haben dort schon gelegen."

(RP)
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