Meerbusch Bürger sagen: Meerbusch soll wachsen

Meerbusch · Wie soll Meerbusch im Jahr 2030 aussehen? Zwei Tage lang haben sich ausgewählte Einwohner bei einer "Zukunftskonferenz" Gedanken über die Stadtentwicklung gemacht - und Arbeitsaufträge an die Politik formuliert

 Eine der sieben Arbeitsgruppen: Wie muss sich Meerbusch auf geänderte Gewohnheiten und künftige Entwicklungen einstellen? Herausgekommen sind klare Aufträge

Eine der sieben Arbeitsgruppen: Wie muss sich Meerbusch auf geänderte Gewohnheiten und künftige Entwicklungen einstellen? Herausgekommen sind klare Aufträge

Foto: DIRK ROSE

Bei einer Zukunftskonferenz am Wochenende haben sich ausgewählte Bürger dafür ausgesprochen, dass die Stadt Meerbusch auf Wachstum und eine Steigerung der Einwohnerzahlen setzen soll. Die Anregung wird ins Stadtentwicklungskonzept "Meerbusch 2030" einfließen, das bis Ende nächsten Jahres vorliegen soll. Zwei Tage lang beschäftigten sich knapp 50 Meerbuscher unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit sieben Themenfeldern, darunter "Mobilität", "Nahversorgung" oder "Ortsteilzentren". Daneben formulierten sie Visionen, wie Meerbusch in 15 Jahren aussehen soll - und formulierten klare Arbeitsaufträge an die Politik. Zum Beispiel, dass die Zentren von Büderich und Strümp einer Weiterentwicklung bedürfen. Die Ergebnisse wurden öffentlich vorgestellt.

Im Juni gab's bei einem Bürgerabend den Startschuss fürs Stadtentwicklungskonzept. Es soll Handlungsempfehlung für die Politik der nächsten 15 Jahre sein - und ist die Voraussetzung dafür, für einzelne Projekte Landeszuschüsse zu erhalten. Begleitet wird das Konzept vom Dortmunder Büro für Stadt- und Raumentwicklung. Die Stadt Meerbusch hat sich entschieden, neben den externen Experten auch Bürger aus Meerbusch mit einzubinden. Zum Auftakt gingen mehr als 500 Verbesserungsvorschläge auf einer "Wikimap" genannten interaktiven Stadtkarte im Internet ein. An der Zukunftskonferenz nahmen Schüler ebenso teil wie Erwachsene, Vertreter von Naturschutzverbände genau so wie Unternehmer, darunter auch viele, die mit der Meerbuscher Politik bislang nicht in Berührung gekommen sind - und frische Anregungen von außen liefern konnten.

"Die klare Aussage, dass Meerbusch wachsen soll, hat mich überrascht", sagte Meerbuschs Stadtplanerin Kirstin Steffens nach der "Zukunftskonferenz". Es seien überzeugende Argumente geliefert worden. Eines: Bei sinkenden oder gleichbleibenden Einwohnerzahlen steigen zwangsläufig die Kosten für Infrastruktur wie Müllabfuhr oder Wasserversorgung. Das Statistische Landesamt NRW hat für Meerbusch bis zum Jahr 2040 einen Bevölkerungsanstieg von rund sieben Prozent prognostiziert. Bislang war es Linie der Meerbuscher Politik, dass die Einwohnerzahl nicht über Gebühr wachsen soll.

Neben den Handlungsempfehlungen entwickelten die Konferenzteilnehmer auch Zukunftsvisionen. "WLAN überall", ist so eine, oder "Die Straßenbahn von Lank nach Büderich reaktivieren". Ebenfalls auf der Wunschliste: beleuchtete Radwege und Joggingstrecken, ein gemeinsamer Onlineshop der Meerbuscher Einzelhändler, die Tieferlegung der K-Bahn-Strecke an Haus Meer. "All diese Ideen hatten eine Mehrheit von mindestens 75 Prozent", erklärte Petra Voßebürger vom Kommunikationsinstitut IKU, das die Zukunftskonferenz moderierte. Meerbuschs Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage (CDU) hörte sich nach dem Abschluss der Konferenz die Handlungsempfehlungen an, bekannte: "Ich bin mit gemischten Gefühlen hergekommen, weil ich nicht wusste, was mich erwartet." Viele Vorschläge fand sie interessant. "Ich finde toll, dass sich so viele junge Leute eingebracht haben. Das ist die Generation, für die wir gestalten dürfen." Und was sagt sie zu der Vision, dass die Bürgermeisterin ihren Dienstwagen abgibt? "Als Vision für das Jahr 2030 kann ich gut damit leben."

(mrö)
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