Meerbusch Büdericher ist Mr. Böhler

Düsseldorf · Der 40-jährige Frank Dehorn ist neuer Geschäftsführer der Böhler-Uddeholm Deutschland GmbH und setzt in Sachen Ausbildung verstärkt auf Kooperation mit dem Mataré-Gymnasium.

Frank Dehorn ist ein echter Böhlerianer. Trotz seiner Jugend kennt er auch die schweren Zeiten zu Beginn der 90er Jahre, die der Konzern mit Schließung von Stahlwerk und Schmiede am Standort Meerbusch hinter sich hat. Der 40-jährige Büdericher hat damals in der Böhlersiedlung gewohnt und im Unternehmen seine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht. Nun ist er nach wenigen Jahren der Qualifizierung und Bewährung in die Geschäftsführung der Böhler-Uddeholm Deutschland GmbH aufgestiegen.

Und erneut ist die Wirtschaftslage weltweit nicht allzu rosig. Als gelernter Bilanzbuchhalter weiß Dehorn die nüchternen Zahlen zu deuten, und was zu tun ist. Dabei macht er in den Konsequenzen auch vor seiner eigenen Person nicht halt. Seine zweite Geschäftsführerposition bei der Böhler-Verwaltungs GmbH hat er durch Verschmelzung einfach weg rationalisiert. Auf diese Weise machte der sportbegeisterte Meerbuscher aus elf nur noch acht Böhler-Gesellschaften. Damit ging auch ein Personalabbau einher. "Sozialverträglich", wie Dehorn betont. 70 Mitarbeiter schieden bundesweit aus dem Unternehmen aus.

"Meine neue Aufgabe ist sehr zeitintensiv", berichtet der zweifache Vater. Schließlich gelte es den Standort Meerbusch wettbewerbsfähig zu halten. Dazu holt er auch Projektentwickler mit ins Boot, die sich nach Investoren umsehen sollen, die zum Beispiel das frühere Lehrschwimmbecken für eine gewerbliche Nutzung herrichten. Außerdem stehen nach der Insolvenz der Styria-Federn zwei große Hallen leer. "Die Maschinen sind bereits versteigert", erzählt Dehorn. Mit der Entwicklung der Böhler-Erweiterungsfläche auf der in großem Stil Gewerbe- und Büroflächen sowie Wohnungen entstehen sollen, sei er nicht befasst. Das würde von der Konzernmutter Voest Alpine in Österreich gemanagt. Im Moment gebe es dazu nichts Neues zu berichten.

Auf dem Ausbildungssektor sind allerdings einige Innovationen bereits in und aus den Startlöchern: So soll eine Kooperation mit dem Mataré-Gymnasium beginnen, Unternehmensplanspiele stattfinden und ein Böhlertag eingeführt werden. Beim dualen Ausbildungssystem ist Dehorn schon einen Schritt weiter: Der erste Mitarbeiter, der von Böhler seine akademische Ausbildung finanziert bekomme, sei eingestellt – ein Meerbuscher. Dehorns Vorstellungen sind damit noch nicht ausgereizt. Dem 40-Jährigen schwebt gleich eine ganze "Böhler-Akademie" vor.

Ausbildung und Qualifizierung seien Ziele, die bei Böhler Tradition hätten. Zurzeit kämen auf 270 Beschäftigte am Standort 21 Lehrlinge, denen eine Zukunft als Industrie- oder Zerspanungsmechaniker sowie Industriekaufmann eröffnet werde.

Anfang der 90-er Jahre ging die Wirtschaftskrise auch mit der Schließung der Lehrwerkstatt einher. Diesmal sieht es anders aus. Dank Dehorn. Er weiß schließlich um die Bedeutung einer guten Ausbildung – sie und sein Ehrgeiz führten ihn schließlich in die Chefetage.

(RP)
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