Meerbusch Buchsbaumzünsler wütet in Meerbusch

Meerbusch · Die Raupe, die sich später zu einem mottenartigen Insekt entwickelt, frisst und vernichtet Buchsbäume in einer rasend schnellen Geschwindigkeit. Zahlreiche Gärten sind betroffen. Das Problem: Der Schädling kommt immer wieder

 Viel hat der Buchsbaumzünsler nicht von Dani von Zittwitz' Buchsbaum übrig gelassen.

Viel hat der Buchsbaumzünsler nicht von Dani von Zittwitz' Buchsbaum übrig gelassen.

Foto: Dackweiler

Die Buchsbäume von Dani von Zittwitz liefern dieser Tage ein trauriges Bild ab. Ein paar kahle Äste, mehr ist nicht übrig geblieben von ihren einst prachtvollen 1,60 Meter großen Buchsbäumen. Schuld daran ist der Buchsbaumzünsler, der in diesem Jahr schon zum dritten Mal sein Unwesen in Meerbuschs Gärten treibt. "Es ist ein riesen Schaden entstanden, die Bäume haben mehrere hundert Euro gekostet und sind jetzt alle zerstört", sagt die Lankerin.

Im Jahr 2006 wurde der Falter, der wie eine kleine weiße Motte mit dunklem Rand aussieht, zum ersten Mal in Deutschland nachgewiesen. Er stammt aus Ostasien - kam vermutlich mit Containerschiffen nach Europa. Zunächst wurde er in Süddeutschland auffällig, verbreitete sich dann aber kontinuierlich Richtung Norden und ist seit einigen Jahren auch in Meerbusch angekommen. "Man sagt, dass er sich fünf Kilometer pro Jahr Richtung Norden ausbreitet, aber ich denke, das geht viel schneller", sagt Philipp Jentjens von Jentjens Grünoase in Osterath. Er weiß um das Problem, das Gartenfreunde zurzeit in Atem hält.

Auch das Gartencenter Selders in Büderich ist betroffen. "Wir spritzen alle drei Wochen unseren Buchsbaumbestand. Immerhin haben wir rund 5000 Kugeln auf dem Feld stehen, da muss man vorsichtig sein", sagt Geschäftsführer Robert Selders. Tückisch an dem Insekt ist, dass es sich von innen nach außen frisst. Wenn man bemerkt, dass mit dem Baum etwas nicht stimmt, ist der Schaden bereits groß. So ging es auch Hobbygärtnerin von Zittwitz. "Ich gehe für gewöhnlich nicht jeden Tag in den Garten und schaue mir meine Pflanzen so genau an", sagt sie. Durch Zufall sei ihr der Schaden aufgefallen. "Sonntag habe ich es bemerkt, und Donnerstag war bereits der ganze Baum abgefressen." Kati Jülicher vom Büdericher Gartencenter Bogie kennt das Problem. "Man muss sich wirklich die Mühe machen und in das Innere des Baumes schauen, weil dort die Eier liegen und die Raupen zuerst anfangen zu fressen", sagt sie. Wie groß das Problem ist, zeigt die hohe Zahl von Kunden in den Gartencentern, die derzeit ausschließlich wegen des Buchsbaumzünslers kommen. "Bis zu 50 Menschen kommen pro Tag ins Geschäft, die Pflanzenschutzmittel erwerben wollen", sagt Selders.

Ein Absammeln der Raupen, wie es oft empfohlen werde, ist laut Selders nicht möglich. Es sei schwierig, jede Raupe zu erwischen, da das grüne Tier auf dem grünen Blattwerk nicht leicht zu erkennen ist. "Aber es ist auch nicht jeder Baum direkt abgeschrieben", meint Selders. Man könne den Schädling mit den richtigen Mitteln vertreiben. Bis der Baum aber wieder gesund und schön ist, das würde eine Weile dauern.

Das wohl größte Problem: Der Zünsler kommt wieder. Selders erklärt: "Es gibt vier Stadien im Jahr, das erste beginnt etwa im März. Gerade sind wir im dritten Stadium, das ziemlich heftig ausfällt." Eine Plage, die ständig wiederkehrt und nur durch regelmäßiges Spritzen von chemischen oder biologischen Mitteln für eine Weile zu bekämpfen ist. Denn natürliche Feinde hat die gefräßige Raupe kaum. Philipp Jentjens sagt: "Kohlmeisen fressen die Raupen, aber natürlich nicht, wenn sie im Inneren des Buchsbaums sitzen."

Vielen von Jentjens' Kunden sei es mittlerweile zu lästig, die Tiere immer wieder zu bekämpfen. "Sie sind so weit, dass sie sagen: ,kein Buchsbaum mehr.' Stattdessen wird dann etwas anderes gepflanzt."

So geht es auch von Zittwitz. Sie wird zunächst keine neuen Buchsbäume pflanzen - auch aus Kostengründen. Jentjens meint: "Womöglich sind wir nach einer 300-jährigen Tradition die erste Generation, die keine Buchsbäume mehr pflanzt."

(RP)
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