Meerbusch Blitzmarathon diesmal in Büderich und Bösinghoven

Meerbusch · Am 21. April rückt die Polizei europaweit zu Tempokontrollen aus. Sie will Unfälle verhindern.

Wenn der Polizeibeamte Gereon Hogenkamp nach einem Verkehrsunfall die Familie aufsucht, überbringt er schlimme Nachrichten. "Es tut mir leid, ihr Sohn ist tot", ist einer solcher Sätze, die er in seiner Laufbahn den Familienangehörigen an der Wohnungstür immer wieder mitteilen musste. "Und jedes Mal blieb in dem Moment die Zeit stehen", sagt er. "Jedes Mal ist es, als wenn ich ihnen das Messer ins Herz stoße."

Elf Mal musste er oder einer seiner Kollegen des fünf-köpfigen Teams des Polizei-Opferschutzes der Polizei im Rhein-Kreis im vergangenen Jahr eine solche Nachricht übermitteln. Elf Mal blickten sie ungläubigen Müttern, Vätern oder anderen Angehörigen dabei tief in die Augen. Elf Mal erklärten sie den genauen Unfallhergang, wer Schuld hatte am Tod des Familienmitglieds. Elf Mal zu viel.

An der Stelle, wenn Polizisten mit ihrer Arbeit, die Angehörigen zu informieren, am Ende angelangt sind, übernehmen die Mitarbeiter der Unfall-Seelsorge. Sie begleiten die Polizisten bei der Überbringung der Todesnachricht und helfen den Betroffenen beim Trauern und der Antwort um die Fragen nach dem "Warum". Pfarrerin Angelika Ludwig und ihre 40 ehrenamtlichen Mitarbeiter kümmern sich oft über Jahre um die Familienangehörigen. "Es gibt keinen Sonntag, keinen Geburtstag, keinen Feiertag im Jahr, an dem die Familie nicht an den Tod des Menschen erinnert wird", berichtet Angelika Ludwig. Und immer wieder bohren die Fragen: "Wieso ist er nicht mit dem Bus gefahren, warum hast du ihm nur das Auto geliehen. Warum?." Fragen, an denen noch Jahre später eine Familie zerbrechen kann, sagt Ludwig.

Als Gründe für Unfälle auf den Straßen im Rhein-Kreis Neuss gilt immer häufiger der Blick aufs Smartphone, sagt der Leiter der Polizei-Unfalldirektion, Gerhard Kropp. Heutzutage werde deshalb bei jedem schweren Unfall das Handy beschlagnahmt, um es auswerten zu können, wenn der Staatsanwalt es verlangt.

In diesem Jahr sind die Polizisten und Seelsorger besonders besorgt. Bis 2015 blieb die Todeszahl der Verkehrsteilnehmer konstant niedrig bei sieben. Im abgelaufenen Jahr erhöhte sich die Zahl deutlich auf elf Verkehrstote. Im Februar zählten die Polizisten bereits drei schwere Unfälle mit Todesfolge. Die Ursache in den meisten Fällen: zu hohe Geschwindigkeit. Um die Opferzahl zu verringern, bleibt Kropp und seinen Kollegen nur die Unfallverhütung. Darunter zählt die Verkehrsunfallerziehung, wozu auch der Blitzmarathon zählt.

Der zweite europaweite Blitzmarathon findet am Donnerstag, 21. April, statt. Geblitzt wird an diesem Tag dann auch in Meerbusch: einmal in Bösinghoven an der K9 Schloss Pesch sowie in Büderich an der Osterather Straße.

(RP)
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