Meerbusch Bauer Leuchten will sich von Kühen trennen

Meerbusch · Die Milchpreis-Diskussion in Europa überrascht ihn nicht. Er bekommt 28,5 Cent pro Liter

 Heinrich Leuchten in seinem Stall in Ilverich.

Heinrich Leuchten in seinem Stall in Ilverich.

Foto: Dackweiler

Heinrich Leuchten (58) war gestern auf seinem Hof in Ilverich zu erreichen. Warum er nicht bei der Demonstration der Milchbauern in Brüssel dabei war, bei der sie Unterstützung der Europäischen Union gefordert haben?

Leuchten hat zwei klare Antworten: Zum einen habe er kaum Zeit, weil er alleine auf seinem Hof sei. Zum anderen könne er die Einstellung einiger seiner Berufskollegen nicht so ganz nachvollziehen. "Es war doch schon vor einigen Jahren klar, dass die Milchquote fallen wird. Trotzdem haben sich noch viele Landwirte große Ställe gebaut, Kredite aufgenommen und Kühe angeschafft." Jetzt würden genau diese Bauern vor dem Dilemma stehen, dass der Milchpreis immer weiter sinkt und sie keinen Gewinn mehr erwirtschaften. "Es ist doch immer so: Die Nachfrage bestimmt den Preis." Leuchten hält auf seinem Hof 70 Milchkühe, die pro Jahr 500 000 bis 600 000 Liter Milch produzieren. Für jeden Liter bekommt er von seinem Abnehmer Friesland-Campina 28,5 Cent. Diese Summe liegt schon jetzt unter dem Preis, den die demonstrierenden Bauern zurzeit fordern. Sie sagen, dass sie unter 30 Cent pro Liter eigentlich gar nicht mehr arbeiten könnten. "Das habe ich auch mal behauptet", erinnert sich Leuchten. "Bei 28,5 Cent ist die Gewinnmarge Richtung Null."

Er und seine Frau Steffi werden in ihren Gedanken und Plänen immer konkreter, die Kühe abzuschaffen und sich mehr als Dienstleister einen neuen Verdienst zu suchen. "Wir haben jetzt schon Pferde, die bei uns ihr Gnadenbrot bekommen. Diese Nachfrage steigt immer mehr." Vor allem, weil die beiden Kinder sich klar dagegen stellen, den Hof in Ilverich zu übernehmen. "Das kann ich sogar gut verstehen", sagt Leuchten. Da habe auch selbst der Melk-Roboter, den er vor sechs Jahren angeschafft habe, nichts geändert. Er habe zwar die eigene Lebensqualität verbessert, am System selbst aber nichts geändert.

Und auch die plötzliche Nachfrage nach Milch aus dem asiatischen Raum habe den deutschen Bauern keinen nachhaltigen Erfolg gebracht. "Wir waren erst alle euphorisiert über die Nachfrage der Chinesen, aber jetzt halten die ja schon selbst Kühe und produzieren ihre Milch selbst."

(RP)
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