Meerbusch Auf dem Rücken der Pferde zuhause

Meerbusch · Claudia Haller ist seit ihrer Kindheit mit Pferden vertraut. Sie trainiert Kinder und Jugendliche, kümmert sich aber auch unter einem ganzheitlichen Ansatz um die Gesundheit der Tiere - und manchmal auch um die der Reiter.

 Passionierte Reiterin und Trainerin: Claudia Haller arbeitet auf dem Gut Müllershof in Schweinheim.

Passionierte Reiterin und Trainerin: Claudia Haller arbeitet auf dem Gut Müllershof in Schweinheim.

Foto: faja

"Wenn ich Kinder und Jugendlichen trainiere, erkenne ich mich in meinen Schülerinnen wieder, erlebe ich meine Kindheit und Jugend noch einmal", sagt Claudia Haller. Mit Leidenschaft bringt die Osteratherin ihren Schützlingen das Dressurreiten bei.

Aber die 49-Jährige kann nicht nur besonders gut mit Jungen und Mädchen umgehen, sie hat auch eine besondere Antenne für Pferde. Kein Wunder, denn praktisch seit der Geburt ist sie in Kontakt mit den Vierbeinern. Ihre Eltern sind ebenso geritten wie ihre Großeltern. "Mein Opa hat mich schon bei Ausritten mitgenommen, da war ich noch nicht einmal zwei Jahre alt", sagt sie. "Ich durfte schon mal bei Meutejagden in Langst-Kierst vor ihm auf dem Pferd sitzen, oder einfach bei Ausritten am Rheinufer entlang."

Vor kurzem wurde sie vom Pferdesportverband Rheinland für die Entwicklung und Förderung des Dressursports mit der St. Georg-Plakette ausgezeichnet. Claudia Haller erhielt sie aus den Händen von Präsident Matthias Söffing für die Entwicklung und Förderung des Dressursports. Claudia Haller wurde für ein Trainingskonzept ausgezeichnet, das sie entwickelt hat.

Dabei geht es um einen ganzheitlichen Ansatz: Nicht nur der Trainer steht im Mittelpunkt, dazu gehören auch der Hufschmied, Zahnarzt, Sattler, Physiotherapeut, Tierarzt und Zahnarzt. Sie hat ihre Methode bei der täglichen Arbeit entwickelt. Bis zu 16 Stunden ist sie täglich für ihre Leidenschaft auf den Beinen. Morgens trainiert sie die Pferde, am Nachmittag Kinder und Jugendliche. Unterstützung beim Wiedereinstieg gibt sie Frauen, die nach einem Sturz Angst vor Tieren haben.

In ihrem Ausbildungsstall widmet sich die Trägerin des Goldenen Reitabzeichens der individuellen Ausbildung von Reiter-Pferd-Paaren. Dabei bewähre sich ihr Konzept, neben Trainingszielen auch das große Ganze nicht aus dem Blick zu verlieren und Aspekte wie Gesundheit, Fütterung und Management als ganzheitlichen Service zu beachten, wie es in der Laudatio hieß. "Bestes Beispiel dafür ist ihre Tochter Juliette Piotrowski, die in ihrer Karriere bereits zahlreiche bedeutende Erfolge unter rheinischer Flagge sammeln konnte."

Als Kind und Jugendliche war Claudia Haller Spring- und Dressurreiterin. Ein Glücksfall war mit 24 Jahren der eher zufällige Kontakt zu Reitmeister Fritz Tempelmann. Der 1991 verstorbene Westfale, der als einer der größten Ausbilder von Dressurpferden und Reitern galt, erkannte ihre Stärken und überzeugte sie davon, sich auf die Dressur zu konzentrieren. Er machte sie zu einer Spezialistin, die bei den Jungen Reitern Deutsche Vizemeisterin in der Dressur wurde und es zur Europameisterschaft schaffte. Treuester Weggefährte war dabei ihr Pferd "King", mit dem sogar beim weltgrößten Reitturnier in Aachen ritt und den Grand Prix gewann. Jahrelang bereiste sie mit "King" die Welt, war von Turnier zu Turnier unterwegs. "Dann wurde ich schwanger - und sesshaft." Den Reitsport, der bis dahin trotz des riesigen Aufwands nur Hobby war, machte die studierte Betriebswirtin nun zunehmend zu ihrem Beruf.

Von 1999 bis 2008 führte sie Gut Haller, den Reitstall ihrer Eltern in Büttgen. 2008 übernahm sie von der Familie Bacher den Gut Müllershof in Schweinheim. Als sie sich vor der Sichtung zum Preis der Besten des Rheinlandes verletzte, hatte sie die Idee, dass ihre Tochter Juliette Piotrowski einspringt. Es wurde für beide eine Erfolgsgeschichte: Die Mutter erkannte ihr Talent als Reitlehrerin, und für die Tochter wurde es das Sprungbrett zur Karriere. Innerhalb von nur zweieinhalb Monaten bildete Claudia Haller ihre Tochter Juliette so gut aus, dass sie es bei der Prüfung eine Runde weiter schaffte und vom Bundestrainer zum Lehrgang eingeladen wurde. Heute gehört die 24-Jährige zur nationalen Spitze, gewann schon dreimal die Europameisterschaft, einmal die Deutsche Vizemeisterschaft und reitet am 17. Juli für die deutsche U25 beim Nationenpreis in Aachen.

Claudia Haller sagt über sich selbst: "Ich kann mich gut in Pferde reindenken. Spannend finde ich es, herauszufinden, welches Pferd gut zu welchem Menschen passt." Sie ist ehrgeizig, findet Stillstand langweilig. "Ich möchte zu den besten Nachwuchstrainern gehören, Landes- oder Bundestrainer werden, die Kinder für die Europameisterschaften fit machen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort