Meerbusch Am Tag des Denkmals auf den Spuren von Hildegundis

Meerbusch · Radtour-Gäste erfuhren viel über die Geschichte von Haus Meer. Auch die Villa Löwenburg in Lank konnte gestern besichtigt werden.

 Franz Jürgens in der Villa Löwenburg in Lank: Im Eingangsbereich wurde ein Mosaik entdeckt.

Franz Jürgens in der Villa Löwenburg in Lank: Im Eingangsbereich wurde ein Mosaik entdeckt.

Foto: Janning

"Mehr er-fahren über Haus Meer" war das Motto der Radtour, die das Ortskuratorium Meerbusch der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Kooperation mit der Aktionsgemeinschaft "Rettet Haus Meer" und dem örtlichen ADFC am Tag des offenen Denkmals gestern organisiert hatte. Kloster Meer, das Meerbusch seinen Namen gegeben hat und in diesem Jahr seinen 850. Geburtstag feiert, hat nicht nur damals überregionale Bedeutung gehabt, sondern kann auch heute noch Geschichte plastisch machen.

 Start einer spannenden Tour zur Ortsgeschichte: Ludwig Petry (Mitte) erklärt der Gruppe am Gutshof Haus Meer die Bedeutung des ehemaligen Klosters Meer.

Start einer spannenden Tour zur Ortsgeschichte: Ludwig Petry (Mitte) erklärt der Gruppe am Gutshof Haus Meer die Bedeutung des ehemaligen Klosters Meer.

Foto: Kirchholtes

Zwar ist auf dem historischen Gelände vor allen Dingen der Weyhe-Park sehenswert, aber es gibt über Meerbusch verstreut viele Kleinigkeiten, die auf das Kloster und seine Gründerin Hildegundis von Meer hindeuten. Das erfuhren die Teilnehmer der Radtour, die am Gutshof Haus Meer startete. Im Giebel des Gebäudes hängt beispielsweise ein Wappen, auf dem in der Mitte ein Grillrost zu sehen ist. "Der Grillrost ist das Kennzeichen des heiligen Laurentius, der als Märtyrer auf dem Feuer starb", erläuterte Ludwig Petry, Vorsitzender des Ortskuratoriums. Und die Kirche von Kloster Meer war dem Heiligen Laurentius geweiht. So findet sich auch in der Kirche St. Mauritius, einem der nächsten Haltepunkte der Tour, neben einer Statue der Seligen Hildegundis auch eine Figur von Laurentius mit Grillrost in der Hand. In der Hildegundiskapelle links des Altarraums werden Reliquien und eine der Seligen Hildegundis geweihte Monstranz aufbewahrt.

Die Tour sollte auch die wirtschaftliche Bedeutung des Klosters deutlich machen. "Es gab ein ganzes Netzwerk von Höfen, die zum Kloster gehörten, und von Neuss bis Hüls reichten", so Petry. Außerdem besaß das Kloster Mühlen, Wälder und ein Stadthaus. Zwei der Gehöfte, der Meerhof in Strümp und den Viehhof in Büderich, waren eine weitere Station der Tour. Ebenso wie das Alte Küsterhaus, wo der Vorsitzende des Meerbuscher Geschichtsvereins, Mike Kunze, eine Kurzführung durch die Ausstellung "850 Jahre Kloster Meer" gab. Wie reich das Kloster war, zeigt eine Auflistung der Kontributionen, die der Orden an die Truppen Napoleons nicht nur für sich, sondern für rund 40 Gemeinden im Umkreis als Darlehen leistete. Und nicht zurück bekam, da kurz danach die Säkularisierung angeordnet wurde und das Gelände an die Familie von der Leyen, Seidenbarone aus Krefeld, verkauft wurde. Diese baute nicht nur ein Schloss auf dem Klostergelände, sondern entwickelte die Garten- und Villenstadt Meererbusch, die an ihren Wald, den Meerbusch, grenzt. Dort, wohin zu Klosterzeiten die Schweine getrieben wurden, konnten die Radler zum Abschluss der Tour Waldwege und einen Blick auf das Golfgelände genießen.

Viele Lanker kamen gestern auch zur Villa Löwenburg und nutzten die seltene Möglichkeit, einen Blick in das Ende des 19. Jahrhunderts von dem Weber Samuel Müller erbaute Haus zu werfen. Der ehemalige Verwaltungssitz des Amtes Lank ist nach Plänen des Architekten Andreas Ewers gestaltet worden. Franz Jürgens, Geschäftsführer des Heimatkreises Lank, der die Führung organisierte, lobte den Umbau. Jahrelang hatten er und der Heimatkreis vergeblich versucht, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Immerhin hatten sie durchgesetzt, dass die äußere Hülle des Hauses erhalten bleiben musste und der Eigentümer vertraglich zusichern musste, die Statue des namensgebenden Löwen an exponierter Stelle aufzustellen. Bei den Arbeiten an dem Gebäude kamen dann Dinge ans Tageslicht, von deren Existenz die Lanker bis vor kurzem keine Kenntnis hatten: So zum Beispiel ein gut erhaltenes Mosaik im Eingangsbereich, das unter einem Teppich verborgen war, sowie ein großer Torbogen, der sich zum Garten hin öffnet. Seine Existenz war durch einen Anbau verborgen geblieben und in Vergessenheit geraten. "Das wären zwei weitere Argumente gewesen, die Villa doch unter Denkmalschutz zu stellen", so Jürgens, der 1968 in dem Haus eine Lehre als Verwaltungsangestellter begonnen hatte. In dem Haus sind eine loftähnliche Wohnung und Büros entstanden.

(RP)
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