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Islamunterricht an Leverkusener Schulen "Wir sind dumm, wenn wir diese Möglichkeit nicht nutzen"

Leverkusen · An zwei Leverkusener Grundschulen soll ab nächstem Jahr islamischer Religionsunterricht angeboten werden. Im Internet wird das scharf diskutiert. Wir haben darüber mit Carola Becker, der ehemaligen Schulleiterin der Hauptschule Neukronenberger Straße gesprochen. Dort war der Islam jahrelang Unterrichtsgegenstand.

 Carola Becker war Schulleiterin der Hauptschule Neucronenberg in Leverkusen, an der islamische Religion unterrichtet wurde. Inzwischen ist Becker Schulleiterin an der Sekundarschule Leverkusen.

Carola Becker war Schulleiterin der Hauptschule Neucronenberg in Leverkusen, an der islamische Religion unterrichtet wurde. Inzwischen ist Becker Schulleiterin an der Sekundarschule Leverkusen.

Foto: Miserius, Uwe

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem islamischen Religionsunterricht an Ihrer Schule gemacht?

Carola Becker Wir haben damals sehr gute Erfahrungen mit dem Angebot gemacht. Wir hatten eine Lehrkraft, die das Fach unterrichtet hat und speziell dafür ausgebildet war. Sie wurde sehr gut angenommen — sowohl von den Kindern als auch von den Eltern. Inzwischen gibt es den Unterricht nicht mehr, wiel die Lehrkraft abgezogen wurde.

Gab es damals Beschwerden?

Becker Nein, die gab es nicht. Das hat auch mit der Lehrkraft zu tun. Sie war sehr gut integriert.

Gegen den Islamunterricht an Schulen gibt es Vorbehalte. Die Ängste der Gegner sind diffus. In Kommentarspalten im Internet ist von einer möglichen Radikalisierung die Rede. Immer wieder fällt der Begriff Islamisierung. Dabei gibt es den Islamunterricht an Schulen schon seit Jahren. Als erstes Bundesland hat Nordrhein-Westfalen zum Schuljahr 2012/2013 den islamischen Religionsunterricht eingeführt.

Können Sie die Vorbehalte gegen islamischen Religionsunterricht an Schulen verstehen?

Becker Nein, das kann ich nicht. Wir sind dumm, wenn wir die Möglichkeit, das Fach zu unterrichten, nicht nutzen. Es gibt viele Vorurteile, wir müssen mehr Aufklärung betreiben. Außerdem: Vielfalt belebt das Geschäft.

NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann bezeichnete den Islamunterricht als "Stück gelebte Intergration".

Becker Dem würde ich zustimmen.

Es gibt auch Leverkusener, die es für richtig halten, den Unterricht einzuführen. "So bekommt der Staat die Kontrolle über die Lehrinhalte und den dubiosen Islam-Unterrichten am Nachmittag", schreibt ein Nutzer bei Facebook. Kontrollverlust - genau davor fürchten sich Gegner.

Glauben Sie, diese Gefahr besteht im Klassenraum?

Becker Die Unterrichtsmaterialien werden von den zuständigen Ministerien genehmigt. Es ist damit sichergestellt, dass deren Inhalte verfassungskonform sind. Ich würde mir den Islam-Unterricht auch an der Sekundarschule wünschen, wobei wir gar nicht so viele muslimische Schüler haben.

Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Schulministeriums gibt es in NRW etwa 360.000 Muslime im schulpflichtigen Alter, davon erhalten etwa 16.100 Schüler islamischen Religionsunterricht an 200 von 5900 Schulen in NRW. Alle 167 Lehrer, die das Fach in NRW bereits unterrichten, sind speziell qualifiziert. Stück für Stück soll das Fach an den Schulen in NRW eingeführt werden "um den Bedarf" zu decken, heißt es aus dem Ministerium.

(sef)
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